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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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töricht wie eine kleine Spinnerin‹.
    Abgesehen von Ians blumiger Ausdrucksweise fehlten ihr die Argumente, um zu begründen, warum sie ihn unbedingt begleiten musste. Wenn einer so dumm war, in den Buckingham Palace einzubrechen, reichte das. Sie würde ihn nicht damit ablenken, dass sie draußen wartete und eine leichte Beute für jeden war, der zufälligerweise vorbeikam. Und so saß sie jetzt wie ein kleines, verhätscheltes Kind zu Hause, während Talent ihr Kindermädchen spielte und Ian mit Mary Chase unterwegs war.
    Sie unterdrückte einen weiteren Fluch und starrte finster ins knackende Feuer, das fröhlich im kleinen Ofen in der Bibliothek flackerte. Talent hockte ebenso schlecht gelaunt neben ihr. Als sie seinen vorwurfsvollen Blick nicht länger ertragen konnte, drehte sie sich um und sah ihn wütend an. »Es war seine Idee, dass Sie auf mich aufpassen, nicht meine, also hören Sie auf, mich die ganze Zeit so anzustarren.«
    »Natürlich war es seine Idee.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Bevor Sie da waren, betraute er mich mit wichtigen Aufgaben. Jetzt sitze ich hier und muss auf eine seiner Frauen aufpassen.«
    Eine seiner Frauen.
    Diese miese kleine Ratte. Talent glaubte, er wüsste, wie er sie treffen könnte?
    »Ist das der Grund, aus dem Sie mich nicht mögen?« Sie bedachte Talent mit einem dünnen Lächeln. »Ich weiß, dass Sie mich nicht ausstehen können. Das haben Sie ziemlich deutlich gemacht.«
    Talent grinste. »Ich wollte es auch gar nicht leugnen.« Er beugte sich plötzlich vor, und seine breiten Wangenknochen wurden rot. »Ich mag Sie nicht, weil Sie ihn schwach machen. Sie lenken ihn ab.«
    »Tja, aber ich bin ja wohl hier«, zischte Daisy, »während er mit dieser GIM unterwegs ist.«
    Sie rechnete damit, dass Talent ihre Schwäche sofort ausnutzen würde, doch er wirkte genauso verärgert darüber. »Die ist was ganz Widernatürliches.« Schnell bekreuzigte er sich.
    »Verunglimpft denn jeder diese armen GIM s?«, fragte Daisy, leicht erschrocken von seiner Heftigkeit.
    Vor Abscheu verzog er die Lippen. »Arme GIM s? Das sind Körperdiebe. Völlig ruchlos. Der Abschaum unserer Welt. Und kein bisschen vertrauenswürdig.«
    »Northrup vertraut ihr. Das sollte Ihnen reichen.«
Und mir auch
, dachte sie und bekam plötzlich Schuldgefühle.
    »Er ist ein Narr, wenn es um Frauen geht«, erklärte Talent und rümpfte die Nase. »Er liebt sie zu sehr.«
    Daisy trommelte mit den Nägeln auf die Sessellehne, während sie den jungen Mann musterte. Er sah nicht besonders gut aus, nicht im eigentlichen Sinn des Wortes. Seine Züge waren zwar hart, aber gleichmäßig und gut geschnitten. Sie nahm an, dass er schon etwas Atemberaubendes an sich hatte, wenn er lächelte. Und er war kein Junge, egal wie häufig Ian ihn so behandelte. Talent blickte weiter mit finsterer Miene ins Feuer.
    »Lieben Sie Northrup?«, fragte sie.
    Er zuckte zusammen und sah sie mit offenem Mund an. »Sie sind ja bescheuert.«
    Sie lächelte leicht. »Es sind schon seltsamere Dinge passiert. Und Sie führen sich sehr wie ein eifersüchtiger Liebhaber auf.«
    »Gütiger Himmel!«, knurrte er, ehe er aufsprang und auf und ab ging. »In ihn verliebt?« Talent wirbelte auf dem Absatz herum und sah sie wütend an. »Er ist wie ein Vater zu mir. Klar? Ich bin schon seit Jahren mit ihm zusammen. Jahre, in denen ich mit eigenen Augen gesehen habe, wie einsam er ist. Und jetzt kommen Sie daher, und er ist völlig außer sich.«
    Daisy ballte die Hände zu Fäusten. »Trotzdem missgönnen Sie es ihm, dass er mit mir glücklich ist?«
    »Weil er es nicht überleben wird, wenn Sie ihn verlassen«, rief Talent. »Er ist besser dran, wenn er keine Kontakte hat … keine Gefühle.«
    Sie wusste nicht, was dem Mann widerfahren war, dass er so eine trübe Meinung vom Leben hatte, doch sie verstand seine Angst. Zu viel zu empfinden war immer eine gefährliche Sache. Sie stand kurz davor, ihn anzubrüllen und zu sagen, dass sie Ian nie verlassen würde, weil sie sich damit das eigene Herz herausrisse. Doch das würde sie zur Lügnerin machen. Sie mochte zwar mit aller Kraft versuchen zu vergessen, was sie wusste, doch die Wahrheit konnte nicht ignoriert werden. Sie schnitt ihr ins Herz, sodass ihr schlecht wurde und sie sich vor Angst am liebsten irgendwo hingekauert und versteckt hätte. Daisy seufzte und ließ sich tiefer in ihren Sessel sinken. »Sie haben recht.«
    Welch schneidende Erwiderung Talent auch auf der Zunge

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