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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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Öffentlichkeit.« Sie tupfte sich das rosige Mündchen mit der Leinenserviette ab, und Ian begann, unruhig auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen. Man sollte einer Frau nicht erlauben, so einen Mund zu haben. »Davon abgesehen«, erklärte sie und schien sein Interesse gar nicht zu bemerken, »wollte ich wissen, warum Sie mich verfolgen.«
    »Könnte es sich nicht einfach um einen glücklichen Zufall handeln?«, fragte er betont entspannt. Er liebte es, mit ihr zu spielen. Wenn er ihr einen Ball zuwarf, warf sie ihn jedes Mal zurück.
    »Sie sind mir von der Kirche bis hierher gefolgt.«
    »Ach?« Er fuhr mit dem Finger über die beschlagene Außenseite des Kruges, der zwischen ihnen stand.
    »Ja, ›ach‹.« Ihr Messer schnitt sauber ein Stück vom Brot ab. »Keine zwei Schritte, nachdem ich den Friedhof verlassen hatte, habe ich Ihren Geruch wahrgenommen. Vielleicht auch schon vorher.« Sie zuckte erstaunlich französisch mit den Schultern. »Vorher war ich abgelenkt.«
    »Pah! Das möchten Sie mir bitte beweisen.« Obwohl er sich redlich bemühte zu lächeln, verunsicherte ihn die Vorstellung, schon so früh ertappt worden zu sein.
    In ihren Augenwinkeln bildeten sich Fältchen, und sie erwiderte sein Lächeln. Genau wie eine Katze, dachte er plötzlich etwas beunruhigt.
    »Ihr Kammerdiener hat Ihre Schuhwichse mit Champagner versetzt – sehr erfinderisch von ihm, da Ihre Stiefel dadurch wie Spiegel glänzen. Wenn er Ihnen ein Bad einlässt, gibt er das Öl von Hagebutten und Jasmin ins Wasser, weshalb ich vermute, dass Sie unter trockener Haut leiden. Sie legen
L’homme Nummer 12 von Smithe
auf … ein teures Duftwasser, das sich aus Vetiver, Ambra und Sandelholzessenzen zusammensetzt. Es ist bei vornehmen Herren zwar beliebt, sodass ich Sie mit jemand anders verwechseln könnte … wäre da nicht Ihr ganz eigener Duft, der eine feine Mischung aus Gras, frischem Regen, Weißwein und – nun ja – Ihnen ist.«
    Ian starrte sie an, und sein Mund stand vermutlich offen dabei. Sie zuckte nicht zusammen, aber eine reizende Röte schlich sich in ihre Wangen. Mit einem Ruck schloss er den Mund. »Da soll mich doch der Teufel holen«, stieß er mit unverstelltem Erstaunen hervor. Es kam selten vor, dass ihn dieser Tage jemand wirklich schockierte.
    Sie wurde noch röter. »Lieber nicht.«
    Ian schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können. Er war benommen, als wäre er gerannt und dann abrupt stehen geblieben. Himmel, aber diese Frau hielt ihn wirklich in Atem. »Ich würde ja sagen, dass Sie schwindeln, wenn nicht alles richtig wäre, was Sie gesagt haben.«
    Der Tisch knackte, als sie sich mit beiden Ellbogen darauf abstützte und so nah kam, dass ihm wieder warm wurde. Er widerstand dem Drang zurückzuweichen, und sei es auch nur, um sein Denken wieder unter Kontrolle zu bringen. Ihre Stimme hatte jetzt etwas von einem zufriedenen Schnurren. »Und zum Frühstück haben Sie schwarzen Tee und Toast mit Bittermarmelade zu sich genommen.«
    Köpfe drehten sich in ihre Richtung, als er in lautes Gelächter ausbrach. Aber er beachtete die anderen Gäste nicht, sondern starrte weiter dieses blondlockige, olfaktorische Genie an, das vor ihm saß. Ihr Geruchssinn war genauso gut wie seiner, wenn nicht noch besser, da er es mied, ihn in vollem Umfang einzusetzen, weil er fürchtete, davon überwältigt zu werden.
    Daisy senkte den Blick und wandte sich wieder mit methodischer Entschlossenheit ihrem Essen zu.
    »Ich hab eine Nase«, sagte sie zwischen zwei Bissen.
    »Das würde ich auch sagen.«
    Sie schaute auf. »Man hat mir gesagt, das wäre ein würdeloses Talent bei einer Dame.« Sie hob die Schultern. »Aber ziemlich nützlich, wenn es darum geht, fremde Männer aufzuspüren, die mich verfolgen.«
    »Ich würde sagen, das war einfach brillant«, entgegnete er. »Ob nun ein Fremder oder nicht.«
    Sie senkte die Lider, als sie einen Schluck von ihrem Ale nahm. »Aus welchem Grund sind Sie mir gefolgt?«
    Sie vibrierte förmlich vor Wachsamkeit, als wappnete sie sich vor seiner Vergeltungsmaßnahme. Anscheinend glaubte sie, er würde es ihr zurückgeben, weil sie ihn auf seinen Platz verwiesen hatte.
    Der Gedanke war ihm zugegebenermaßen gekommen, doch Vergeltung war jetzt, wo er mit ihr zusammensaß, das Letzte, was ihm in den Sinn kam. Dafür unterhielt er sich viel zu gut. Diese Erfahrung war so neu für ihn, dass er sich darin aalen wollte … genau wie sein Wolf, der gern im Mondlicht lag und dessen

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