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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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wir nicht ein bisschen frische Luft?« Der Mann, der an Daisys Hals knabberte, lachte leise über seinen eigenen Scherz. ›Frische‹ Luft suchte man in London vergebens. Daisy unterließ es, die Augen zu verdrehen. Denn schließlich war es ein herrliches Gefühl, wie sich seine Lippen weich kreisend über ihre Haut bewegten. Es war sechs Jahre her, dass jemand sie leidenschaftlich berührt hatte. Er zupfte an ihrem Fleisch an der zarten Halsbeuge, und ein Beben ging durch ihren Körper, während sich ihre Brustspitzen erwartungsvoll aufrichteten. Wein strömte durch ihre Adern, erhitzte ihr Blut und hüllte ihre Welt in weiche, verschwommene Farben.
    Um sie herum hatten auch andere Paare zueinander gefunden und drückten sich jetzt in den dunklen Nischen des überfüllten Stadthauses herum, um anderen Vergnügungen zu frönen. Männer, die nur darauf aus waren zu gewinnen, scharten sich um die Spieltische und nahmen die Frauen, die ihre Seiten zierten, kaum wahr. Ein paar Gäste tanzten zu der endlos spielenden Musik der Kapelle, die Alexis für den Abend verpflichtet hatte. Allerdings hatte Daisy ihre Gastgeberin Alex heute Abend noch gar nicht gesehen.
    Alex, die auch gerade erst Witwe geworden war, hatte sich für ein Leben in der Demimonde entschieden. Der
ton
, so hatte Alex erklärt, wäre viel zu langweilig. Daisy gab ihr recht. Die feine Gesellschaft – der
ton
– hatte Daisy beinahe den Rücken gekehrt, als Craigmore gestorben war und ihr kaum etwas hinterlassen hatte. Bestimmt war der verdammte Kerl davon ausgegangen, dass sie elend und mittellos auf der Straße enden würde. Er hatte kaum etwas über die eigenen Mittel gewusst, die ihr zur Verfügung standen.
    Daisy musterte den Mann, der vor ihr stand. Ein wohl gestalteter, junger Mann, dem noch eine gewisse Schlaksigkeit anhaftete. »Frische Luft wäre herrlich.«
    Eine matte Trägheit bemächtigte sich ihrer, als sie sich an ihn lehnte. Er roch nach Tabak, teurer Wolle und jungem Mann. Sein fester Körper fühlte sich wundervoll an. Was spielte es da noch für eine Rolle, dass sie seinen Namen vergessen hatte?
    Sein Arm lag um ihre Schultern, als er sie durch das Gewirr der endlosen Flure führte. Die Gaslampen flackerten. Blauer Qualm und heiße Körper erzeugten einen Dunst, der alles nur noch verschwommen erkennen ließ.
    Daisy stolperte und sein Griff wurde fester. »Vorsicht. Nicht langlegen. Noch nicht.«
    Die Bemerkung war wirklich schlagfertig gewesen. Sie verdrängte den Gedanken. Sie wollte nicht denken … nur fühlen.
    Lachend stürmten sie durch die Hintertür nach draußen. Daisy atmete die feuchtkalte, nach Kohlenstaub riechende Luft ein und sah die nassen Steinplatten im Mondschein schimmern, ehe ihr Begleiter sie gegen die Wand drückte. Efeuranken raschelten an ihrem Ohr, als er sich über sie beugte und seinen Mund grob auf ihre Lippen presste. Daisy gab dem Druck nach und ignorierte den damit einhergehenden Schmerz, während sie auf das Einsetzen der Lust wartete … dieses so schwer fassbare Vergnügen, an welches man sich so gut erinnern konnte, während man das Empfinden selbst verloren hatte. Seine Zunge schob sich kalt und groß zwischen ihre Lippen. Durfte eine Zunge sich kalt anfühlen?
    Wolkenfetzen rasten über den Himmel, und das helle Rund des Mondes strahlte auf, sodass die düstere Gasse wie in blaues Tageslicht getaucht schien. Daisy sah zum Mond auf, während die Hände ihres Liebhabers über ihren Körper nach unten glitten und ihre Röcke hoben, während sein Atem heiß und feucht über ihren Busen strich. Als seine suchende Hand anfing, sie zu befummeln, spannte Daisys Körper sich an. Das war es doch, worauf sie die ganze Zeit gewartet hatte. Sechs Jahre lang hatte sie in der Hölle gelebt und darauf gewartet, begehrt zu werden, als eine begehrenswerte Frau betrachtet zu werden und nicht wie etwas Verabscheuungswürdiges.
    Verführerin, Sinnbild der Fleischeslust. Du wertlose Hülle, deren einziger Nutzen darin besteht, die Sünde des Mannes in sich aufzunehmen
.
    Wut vermengte sich mit Abscheu.
Vergiss Craigmore, er ist tot. Seine Reden können dich nicht mehr berühren. Gib dich den Freuden hin
. Doch diese verflogen, während der Wind sich drehte und ihre nackten Arme in eisige Kälte hüllte. Puh, es stank … irgendwie merkwürdig nach klebrig süßer Verwesung und Kupfer vermengt mit Dreck. Der Geruch jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Leise fing sie an, sich zu wehren. Hier konnten sie viel zu

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