Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)
ankommen.«
Das war leider genau das Problem.
Melanie stand, lag, schwebte in einem wabernden Durcheinander aus Millionen von Farben und wusste nicht, wohin sie gehen sollte.
Zu Ganna, um ihr das Buch zu geben? Aber sie wusste doch gar nicht, wo Ganna jetzt war. Also musste sie zuerst zum Lager der Tesca gehen, oder? Aber was, wenn die Tesca sie nicht wiedererkannten und sie angriffen? Sollte sie vielleicht zuerst doch lieber in die Zerbrochene Stadt reisen und von dort aus – aber dort war nichts außer Asarié, und Asarié würde vielleicht versuchen, ihr etwas anzutun. Nachtfrost hatte sie zwar in einen Baum verwandelt, aber vielleicht besaß sie noch immer ihre Hexenkräfte. Und nach dem, was sie gerade in Asariés Haus gesehen hatte, wollte Melanie der Hexe ganz bestimmt nie wieder zu nahe kommen.
Hoffentlich wurde Ben mit dem Monster fertig! Was war es überhaupt gewesen? So etwas hatte sie noch nie gesehen und wollte es auch nie wieder sehen – eine wimmelnde, sich ständig verändernde Finsternis mit Zähnen – sie bekam eine Gänsehaut, wenn sie nur daran dachte.
A ußerdem wusste sie gar nicht, wie sie von der Zerbrochenen Stadt aus reisen konnte. Ein Troll hatte sie dort hingebracht, aber auf so ein praktisches Trolltaxi konnte sie sich nicht verlassen.
Also zu Ganna. Oder zu den Tesca. Oder?
Sie schwebte im Nichts und konnte sich nicht entscheiden.
Philipp fuhr mit dem Bus nach Hause.
Er war noch immer sauer und machte sich große Sorgen. Was war mit Sonja und Nachtfrost passiert? Wo waren sie? Warum war die Nebelbrücke zerrissen? Was, wenn Sonja nicht mehr nach Hause kommen konnte? Nein – daran wollte er nicht denken. Ben wusste bestimmt, was er tat, wenn er Melanie alleine über den Geisterweg schickte.
Wirklich?
Warum fuhr bloß dieser elende Bus nicht schneller? Warum hielt er schon wieder an so einer dämlichen Haltestelle – bloß weil da Leute herumstanden? Finster sah Philipp zu, wie ein etwa sechzehnjähriger Junge in Jeans und Lederjacke und zwei alte Männer einstiegen. Die beiden Männer setzten sich nach vorne. Der Junge ging an Philipp vorbei nach hinten, aber plötzlich kam er zurück. »He. Du bist doch Philipp Berger, oder?«
Philipp blickte auf. Der Junge kam ihm vage bekannt vor, aber eigentlich hatte er nicht die geringste Lust zum Reden. »Na und?«
»Ich bin Marek«, sagte der Junge. Und als Philipp seinen Blick nur völlig ausdruckslos erwiderte, setzte er hinzu: »Hell’s Devils.«
Daran erinnerte Philipp sich gut. Die »Hell’s Devils« waren eine Gruppe von Sechzehnjährigen, die mit ihren Mo f as die Stadt unsicher machten. Vor ein paar Jahren hatte er das auch noch getan. Wichtiger war allerdings, dass die »Devils« irgendwie in die Geschichte um Sonja, Nachtfrost und Melanie hineingeraten waren. Ein paar Tage lang hatten sie sogar mit Darian verbracht, dem Prinzen von Parva, der ihnen ein paar Kampftricks beigebracht hatte.
»Setz dich.« Philipp rückte auf den freien Sitz am Fenster. Marek hockte sich neben ihn. »Ich wollte dich was wegen meinem Mofa fragen.«
»Wenn es ums Frisieren geht, vergiss es. Aus dem Geschäft bin ich raus.«
Marek grinste. »Nee, das kann ich schon selbst. Fünfundfünfzig schaffe ich schon. Was ich fragen wollte: Seit ein paar Tagen klopft der Motor so komisch, wenn ich richtig aufdrehe. Was kann das sein?«
»Keine Ahnung. Bring’s in die Werkstatt.«
»Hab kein Geld.«
»Dein Pech.«
»Kannst du es dir nicht angucken?«
»Sehe ich wie ein Wohltätigkeitsverein aus?«
Nein, aber du klingst wie diese alte Zicke Vittori, flüsterte eine Stimme in ihm. Na und? Er hatte an Wichtigeres zu denken. Zum Beispiel daran, dass er sich Sorgen um seine kleine Schwester und ihre Freundin machte. Und um ihr Einhorn. Er hatte selbst erfahren, welche Macht Nachtfrost als Bote der Göttin besaß. Was konnte so stark sein, dass es den Einhornzauber zerstörte? Was für Monster und Gefahren gab es in Parva?
»… Darian noch mal gesehen?«, fragte Marek..
Mit einem Ruck kehrte Philipp aus seiner Grübelei zurück. »Was?«
»Ob du Darian noch mal gesehen hast«, sagte Marek. »Der w ar ganz plötzlich wieder weg. Max war sauer.« Er senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Der konnte nämlich zaubern.«
»Wer, Max?«
»Quatsch! Darian!«
Das wusste Philipp nur zu genau. Schließlich hatte Darian ihnen das alles eingebrockt. Hätte er das Wolfskopfamulett nicht verloren, sodass Sonja es finden musste, wäre das alles nicht
Weitere Kostenlose Bücher