Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)
Lorin. Er griff nach einem Stock, der neben ihm lag, und stach damit in einige dunkle Klumpen, die im Feuer lagen und die Melanie für Steine gehalten hatte. »Fühlt sich gut an.« Geschickt spießte er einen der Klumpen auf und legte ihn vor Rion ab, dann verteilte er die restlichen an Melanie, Sonja, Elri und sich selbst.
Melanie betrachtete das heiße schwarze Ding vor ihren Füßen einigermaßen ratlos. »Was ist das? Und wie isst man es?«
»Das sind Krapwurzeln«, erklärte Sonja. »So etwas Ähnliches wie Kartoffeln. Du pellst die Schale wie von einer Apfelsine ab und isst das Zeug innendrin. Sie sind ganz lecker …«
» … und für euch sicher besser als rohes Fleisch«, ergänzte Rion freundlich.
M elanie wollte lieber nicht so ausführlich über die Essgewohnheiten dieser Tiermenschen nachdenken. Sie schälte ihre Krapwurzel und biss vorsichtig hinein. Es schmeckte wirklich gut, wie eine Mischung aus Kartoffel und Möhre – mit einer Prise Salz, Pfeffer und etwas Butter wäre es perfekt gewesen. Aber niemand hier schien je etwas von Gewürzen gehört zu haben, zumindest bot Rion keine an. Er selbst aß übrigens nichts, schaute ihnen auch nicht beim Essen zu, sondern kraulte den neben ihm liegenden Wolf am Nacken und redete leise mit ihm.
»Wie lange seid ihr schon hier?«, flüsterte Melanie Sonja zu.
»Wir sind ganz kurz vor euch gekommen«, antwortete Sonja. »Wir waren gerade abgestiegen und hatten gesagt, dass das Amulett weg ist, als einer der Wölfe kam und Rion sagte, dass du da bist.«
Melanie spürte einen Anflug von Erleichterung. Sie hatte schon befürchtet, alle möglichen Informationen verpasst zu haben.
Als alle Krapwurzeln aufgegessen waren, wandte Rion sich wieder den Kindern zu. »Jetzt wollen wir reden.«
»Ich würde lieber sofort aufbrechen«, gab Elri herausfordernd zurück.
»Und wohin?«
»Keine Ahnung. Aber wir können doch nicht einfach hier sitzen, während diese Vogelmonster das Amulett zum Spürer bringen!«
»Falls sie es tun«, sagte Rion. »Wir wissen gar nichts über ihre Absichten.«
»Wir wissen überhaupt nichts über sie«, stimmte Lorin zu und warf seiner Schwester einen ärgerlichen Blick zu. »Willst du einfach so drauflosrennen?«
» Wir müssen sie eben suchen!«, gab Elri zurück. »Irgendjemand wird schon etwas wissen!«
»Ben«, sagte Sonja. »Er weiß –« Alle Gesichter wandten sich ihr zu.
»Wer oder was ist Ben?«, fragte Rion neugierig.
Sonja holte tief Luft. »Er arbeitet in Asariés Stall, aber er wusste alles über Nachtfrost – dass er ein Einhorn ist und die Farbe wechselt und das alles. Als alle draußen waren, hielt er mich zurück. Er sagte, die Monster heißen Quan . Und wir sollen sie in der zerfallenen … nein, in der Zerbrochenen Stadt suchen. Wo ist das?«
Insgeheim hatte sie gehofft, Rion würde jetzt nicken und sie zu einem bekannten Ort ganz in der Nähe schicken, aber er runzelte nur die Stirn. »Davon habe ich noch nie gehört.«
»Kennst du denn diesen Ben?«, fragte Darian. »Er ist ganz schwarz, und sein vollständiger Name lautet Benarvin. Das ist doch kein parvanischer Name, oder?«
»Benarvin? Und schwarz?« Rion schüttelte den Kopf. »Es gibt keine schwarzen Menschen in Parva. In keinem Land rings um die Nebelmeere. Vielleicht weit weg im Osten oder Westen, ich weiß es nicht. Woher kannte er den Namen dieser Vögel?«
»Das wollte er mir nicht sagen. Er hat mich aus der Box geschubst und war weg.«
Nachdenklich rieb Rion sich über das stoppelbärtige Kinn. »Seltsam. Offenbar wollte er euch helfen, aber nicht zu auffällig. Wie hat sich Nachtfrost ihm gegenüber verhalten?«
»Freundlich.« Sonja warf Melanie einen Blick zu, und die Freundin nickte. »Zumindest nicht so, als wäre er ein Feind. Sonst würde ich denken, er wollte uns nicht helfen, s ondern irgendwas … anderes.«
»Euch in eine Falle locken.« Rion nickte ruhig. »Das wäre möglich – aber Nachtfrost erkennt Verrat sofort. Er hätte diesen Mann nicht in seiner Nähe geduldet, wenn er böse wäre.«
»Das war übrigens komisch«, sagte Sonja. »Nachtfrost war freundlich zu Ben – aber als Asarié kam, war er plötzlich ganz anders. Ich hatte fast Angst vor ihm. Er sah aus, als ob er auf sie losgehen wollte!«
»Das ist ja seltsam«, meinte Rion stirnrunzelnd. »Hat er es dir nicht erklärt?«
»Nein. Ich habe ihn gefragt, während wir auf der Brücke waren. Er sagte nur, ich würde es bald erfahren.«
»Also haben wir hier ein
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