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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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starrten den verkrüppelten Jungen an. Aber er blieb ruhig. »Es ist eine Möglichkeit.«
    »Dämonen können hier nicht atmen«, sagte Rion langsam. »Sie können nur im Nebelmeer überleben –«
    Alarmiert richtete Melanie sich auf. »Was? Da gehe ich nicht noch mal hin!«
    Aber der Tesca schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass sie Dämonen sind. Ich halte sie eher für Geister. Irgendeine Art, die wir nicht kennen.« Er brach ab und schaute eine Weile ins Feuer, während er nachdachte. Sonja merkte erst jetzt, wie still und dunkel es war. Die Nacht war da; lautlos wie ein Dieb war sie herangeschlichen und hatte sich über das Lager gelegt. Irgendwo im Wald rief ein Käuzchen – oder etwas, das so klang wie ein Käuzchen – zweimal und verstummte.
    »Die Zerbrochene Stadt ist unser einziger brauchbarer Hinweis«, sagte Rion endlich. »Ich glaube, wir können diesem Ben vertrauen; Nachtfrost hätte uns sonst längst gewarnt. Allerdings gibt es in diesem Teil von Parva schon seit Jahrhunderten keine Städte mehr. Wenn wir etwas über diesen Ort erfahren wollen, müssen wir diejenigen fragen, die älter sind als das Land selbst.« Er schaute Sonja an, und sie spürte, wie ein seltsamer Schauder sie überlief. »Du weißt, wen ich meine.«
    Sie nickte. Irgendwie hatte sie es die ganze Zeit über gewusst. Etwas griff nach ihr, zog sie unaufhaltsam zu sich hin. »Die Trolle«, flüsterte sie.

D
as Sternrückengebirge
    »Wartet mal«, sagte Melanie nervös. »Trolle? Reden wir hier über Trolle? Ich meine, über diese riesigen Monster, die Menschen fressen und tagsüber zu Stein werden?«
    Rion, Elri, Lorin und Darian starrten sie verwirrt an. Hastig kam Sonja ihrer Freundin zu Hilfe. »So sind Trolle in unseren Geschichten. Aber hier sind sie – anders.« Sie suchte nach Worten. »Ich habe dir doch von dem Troll im Kristallwald erzählt, der mich geretttet hat. Er hat mir zugewinkt.« Es klang etwas albern, aber das Bild in ihrer Erinnerung war nicht albern; noch immer spürte sie ein Echo der Ehrfurcht, die sie damals ergriffen hatte.
    Und dieselbe Ehrfurcht lag in Rions Stimme. »Trolle sind lebendiger Stein«, sagte er. »Jeder moosüberwachsene Felsen, jede steinerne Säule, jede schrundige Kante in den Bergen kann ein Troll sein. Sie sind die ältesten Wesen dieser Welt, geboren von der Göttin selbst. Du gehst fünfzig oder hundert Jahre täglich an einem Felsen vorbei und bemerkst ihn kaum, und eines Tages ist er fort; es war ein Troll, der sich kurz hingesetzt hat. Und wahrscheinlich hat er dich in all den Jahrzehnten noch nicht einmal bemerkt.«
    »Aber sind Trolle nicht furchtbar gefährlich?«, fragte Melanie hartnäckig weiter.
    Elri schnaubte spöttisch. »Eine Lawine im Gebirge ist auch gefährlich, wenn du ihr in die Quere kommst. Und du kannst dir auch an einem besonders gefährlichen Baum den Schädel einrennen, wenn du es darauf anlegst.«
    » Elri«, mahnte Lorin.
    »Es ist doch wahr! Alle Wesen der Welt sind gefährlich – na und? Dann nimmt man sich eben in Acht!«
    »Elri«, sagte Darian ruhig, »sie ist fremd hier. Sie kommt aus einer Welt, in der die Geister entweder tot oder bösartig sind. Sei höflich.«
    Sonja erwartete eine weitere bissige Antwort der jungen Nomadin, aber zu ihrer Überraschung schwieg sie, biss sich auf die Lippe und nickte endlich.
    Um von der gereizten Stimmung abzulenken, fragte Sonja: »Wo finden wir die Trolle? Sollen wir in den Kristallwald reiten? Aber da sind die Erdgnome –«
    Rion schüttelte den Kopf. »Die Erdgnome sind verschwunden. Niemand weiß, was aus ihnen geworden ist, und der Winter dauert schon viel zu lang …« Sonja verstand nicht, was er damit meinte, aber er fuhr schon fort: »Und außerdem liegt der Kristallwald in dem Gebiet, das der Spürer beherrscht. Es ist zu gefährlich.« Er dachte eine Weile nach. »Ihr müsst nach Norden gehen. Wir befinden uns hier einige Tagesreisen westlich des Sternrückengebirges, das Parva in der Mitte teilt. In der Nähe der alten Handelsstraße habt ihr die beste Möglichkeit, Trolle zu finden.« Er schaute Sonja an, und zum ersten Mal sah sie, dass seine Augen nicht menschlich waren. Gelbe Wolfsaugen fingen das Licht des Feuers ein, und plötzlich wurde ihr wieder bewusst, dass sie hier die ganze Zeit mit einem Werwolf sprach. »Seit Hunderten von Jahren haben die Trolle nicht mehr mit Menschen gesprochen. Und es gibt nur eine einzige Tesca, die sich an die Stimme eines Trolls erinnern

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