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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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wenigstens die Katze es schaffen … aber sie konnte schon nicht mehr loslassen, ihre Hände gehorchten ihr nicht mehr. Sie schloss die Augen und sah Nachtfrost, der wie ein leuchtender Stern vor ihr her durch die Dunkelheit galoppierte. Weiter und immer weiter, und irgendwann war er fort, und alles war dunkel.
    U nd plötzlich waren sie draußen.
    Der Wassertunnel endete in einem Teich an einem kahlen, steinigen Hang mitten in den Bergen. Die Katze zog Sonja zum Ufer, kletterte heraus, schüttelte sich kräftig und drehte sich zu dem Gewicht um, das an ihr hing. Sie fauchte ärgerlich.
    Sonja blinzelte. Sie fror so sehr, dass es sie schüttelte. Waren sie wirklich noch am Leben? Hatten sie es geschafft? Schneeflocken trieben von einem dunkelgrauen Himmel und landeten auf ihr und der Katze. Sonja konnte nicht erkennen, ob es Morgen oder Abend war. Aber das war auch gar nicht wichtig.
    Wichtig war Elri, die keine zehn Meter von ihr entfernt die Zügel von Beyash, Nalar und den beiden Ponys wegwarf und mit einem Wolfsgeheul, das alle zusammenzucken ließ, auf Sonja zurannte und sich neben ihr auf die Knie warf, ihre klammen Hände vom Schwanz der Katze löste und sie umarmte.
    Und wichtig war Nachtfrost, der stolz und wunderschön im Schnee stand und sie anschaute und dann den Kopf neigte und sagte: Das hast du gut gemacht .
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte Elri breit grinsend. »Eine Schattenkatze! Kann man dich denn keinen Tag allein lassen, ohne dass du dich sofort mit den unmöglichsten Geschöpfen anfreundest?«
    Sonja hustete, spuckte Wasser aus und lachte. Und dann brach sie in Tränen aus.

E
in Zeichen von Stärke
    Wenn Sonja später an diese Gefangenschaft zurückdachte, schien sie Jahre gedauert zu haben. Tatsächlich war sie noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden in der Gewalt des Spürers und in der Grube gewesen, aber sie hatte das Gefühl, als müsste sie in dieser Zeit weiße Haare bekommen haben. Elri versicherte ihr, dass sie ganz normal aussah. »Außer, dass du an einem Einhorn klebst und es keinen Augenblick loslässt«, fügte sie hinzu, und Sonja kicherte.
    »Ich habe ihn doch so sehr vermisst.« Sie stand vor Nachtfrost, streichelte seinen Kopf und Hals und schob die Hände unter seine Mähne, während sie gleichzeitig fühlte, wie er ihre Schwäche, die Verletzungen und die Angst durch bloße Berührung heilte. Sogar ihre Kleider trockneten, während sie sich an ihn kuschelte. Das kannte sie schon: er hatte ihre Kleider auch getrocknet, als sie in den Fluss gesprungen waren, der sie zu den vierarmigen Mayakó und schließlich in den Pilzwald brachte, in dem Melanie und Darian gefangen gewesen waren.
    »Aber du hast dich verändert«, fügte sie hinzu und betrachtete Elri kritisch. »Bist du gewachsen?«
    »Ein bisschen«, gab Elri gut gelaunt zu. »Aber als ich zurückkam und Nachtfrost mir sagte, dass ihr gefangen worden wart, hättest du mich mal sehen sollen … unter jedem Zeltrand hätte ich hindurchgepasst. Hör mal, entschuldige, dass ich so eklig war. Ich wollte es eigentlich gar nicht.«
    » Schon gut«, sagte Sonja. »Lorin hat mir alles erklärt. Warum habt ihr uns nie erzählt, dass du eine Tesca bist?«
    »Ich wusste es gar nicht«, sagte Elri. »Meine Mutter hat es mir gesagt, als wir meine erste Blutung gefeiert haben. Das ist so üblich. Bist du mir böse?«
    »Nein, natürlich nicht.« Sonja betrachtete sie voller Staunen. »Ihr feiert es, wenn ein Mädchen zum ersten Mal … ähm … also … ihr freut euch darüber?«
    »Ja, selbstverständlich! Wir haben viele Feste! Wir feiern es, wenn ein Baby seine ersten Zähne bekommt, wenn es laufen lernt, wenn ein Junge zum Mann und ein Mädchen zur Frau wird – es ist jedes Mal ein Sieg über böse Geister, die uns vorher zu töten versuchen. Feiert ihr denn nicht?«
    »Nun ja … den Geburtstag. Jedes Jahr.« Es klang ein wenig dürftig, aber wie sollte sie die anderen Feste erklären? Konfirmation, Weihnachten, Karneval, Ostern: All diese Feste hingen mit einer Religion zusammen, die sie Elri nicht erklären konnte, ohne jahrelang zu reden. Aber Elri war schon mit dem Geburtstag überfordert.
    »Woher weißt du denn, an welchem Tag du geboren wurdest?« Sie schaute Sonja an wie ein seltsames Wundertier, und Sonja stand vor der Wahl, ihr die Zeitrechnung zu erklären oder sich darum zu drücken. Sie entschied sich für die einfache Methode. »Wir zählen die Tage im Jahr und schreiben sie auf.«
    »Und wie viele Tage hat so

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