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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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knirschend zur Seite. Darunter lag nur Dunkelheit. Ein Gestank wie von einem lange nicht gereinigten Katzenklo stieg Sonja in die Nase – ein stechender, bedrohlicher Raubtiergeruch. Sie versuchte, sich loszureißen, aber die Gnome zerrten sie an den Rand der Grube und stießen sie hinein. Schreiend fiel sie in die schwarze Tiefe, fiel und fiel und landete mit einem lauten Klatschen in kaltem Wasser. Sie ging unter wie ein Stein.
    S ie ruderte wild, um nach oben zu kommen, aber überall war Wasser. Panik stieg in ihr auf. Sie würde ertrinken! Sie musste irgendwie hier raus! Luft! Sie brauchte Luft! Sie schlug um sich, aber jetzt wusste sie nicht mehr, wo oben und unten war. Sie schluckte Wasser, das faulig schmeckte, verschluckte sich, hustete, atmete unwillkürlich ein und bekam Wasser in die Nase. Feurige Kreise tanzten vor ihren Augen.
    Dann sah sie Nachtfrost. Ein Schimmer von Silber und Sternenlicht ganz dicht vor ihr. Etwas Weiches, Samtiges stieß sie an: das war sein Maul.
    Hab keine Angst , sagte er. Halt ganz still.
    Sie versuchte es. Nachtfrost würde sie retten. Natürlich war er nicht wirklich hier mit ihr in der Grube, aber er war trotzdem da . Sie versuchte, den Atem anzuhalten, und hörte auf, um sich zu schlagen. Einen Moment lang trieb sie bewegungslos in völliger Schwärze, vor sich nur den silbernen Schimmer. Dann brach ihr Kopf durch die Wasseroberfläche.
    Sie holte tief Luft, hustete, spuckte, keuchte. Da war wieder der beißende Raubtiergeruch – egal, egal, es war Luft ! Sie ruderte mit Händen und Füßen, um sich über Wasser zu halten. Der silberne Schimmer hing über ihr in der Luft und glitt langsam nach rechts, und sie schwamm hinter ihm her.
    Plötzlich stieß sie mit dem Knie hart gegen Stein. »Au!« Es tat sehr weh, und Tränen schossen ihr in die Augen. Sie tastete vorsichtig herum und stellte fest, dass sich vor ihr eine unregelmäßige Steinkante befand, die sich aus dem Wasser hob. Vorsichtig setzte sie ihre Füße auf Ecken und Vorsprünge, zog sich an den Händen vorwärts und kletterte aus dem Wasser.
    N a siehst du, sagte Nachtfrost. Und jetzt erinnere dich, was ich gesagt habe. Erinnere dich an das, was du bist.
    »Was bin ich denn?« Sie wusste nicht, ob sie es nur gedacht oder laut hervorgestoßen hatte. Nachtfrost verschwand, und sie war allein.
    Nein. Nicht allein.
    Aus der Dunkelheit ertönte ein leises Fauchen.
    Irgendwo in ihrem Hinterkopf wunderte Sonja sich über sich selbst. Noch vor sechs Wochen wäre sie jetzt heulend in irgendeine Ecke gekrochen und vor Angst gestorben. Und auch jetzt fühlte sie sich alles andere als wohl. Der Gestank nahm ihr die Luft, ihre Haare und die nassen Kleider klebten ihr eiskalt auf der Haut, ihre Knie waren weich, ihre Kehle trocken und eng, ihr Herz hämmerte – aber sie hatte keine Zeit, Angst zu haben! Nachtfrost hatte sie gerettet, und das hieß, dass Aruna sie nicht im Stich gelassen hatte, egal, was der Spürer sagte. Und Veleria vertraute ihr, würde ihr helfen und wartete auf sie … in jenem wunderschönen, verzauberten Land, das nicht der Tod war, auch wenn der Spürer es behauptete.
    Und wichtiger als alles andere war, dass ihre Freunde ihre Hilfe brauchten.
    Sonja tastete nach ihrer Hüfte und zog ihr Messer aus der Lederscheide. Kaum zu glauben: Sie hatte wahrhaftig vergessen, dass sie ein Messer besaß! Einen nicht sehr langen, aber dafür scharf geschliffenen Dolch, mit dem sie zwar nicht umgehen konnte, sich aber erheblich mutiger fühlte. Zumindest konnte sie dem Monster, das dort in der Dunkelheit auf sie lauerte, ein bisschen wehtun, bevor es sie fraß.
    Bei diesem Gedanken hätte sie sich allerdings dann doch beinahe heulend in der Ecke verkrochen.
    W ieder das leise Fauchen.
    Wie groß war diese Grube überhaupt?
    Und wieso bewegten sich ihre Beine nicht, obwohl sie es ihnen befahl? Wieso schlotterten sie und waren weich wie Gummi, obwohl sie doch eben erst festgestellt hatte, dass sie sich Angst nicht leisten konnte?
    »Sonja Berger«, sagte sie laut, » beweg dich , du Feigling!«
    Sie umklammerte ihr Messer und machte einen Schritt nach vorne.
    Im nächsten Moment passierten mehrere Dinge gleichzeitig.
    Ein riesiger, nach Raubtier riechender, pelziger Körper prallte fauchend und spuckend gegen sie und warf sie um, das Messer flog in hohem Bogen davon, Sonja krachte rücklings auf den Steinboden, schlug sich den Kopf an und schrie, und dann schlug die Welt einen Purzelbaum und wurde schlagartig heller

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