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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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ein Jahr?«
    »Dreihundertfünfundsechzig.«
    »Warum?«
    »Keine Ahnung.« Sie hatte eine ungefähre Vorstellung, warum das so war, aber es nützte Elri nichts, es zu lernen. Außerdem hatten sie wirklich Wichtigeres zu tun. Erstens musste sie noch ein bisschen mit ihrem Einhorn schmu s en, ihm zärtlich Stirn und Ohren kraulen und sich von ihm beschnuppern lassen. Zweitens musste sie sich darüber freuen, dass Wurzel den Sturz in die Schlucht überstanden hatte. Am liebsten hätte sie ihm ihren gesamten Vorrat getrockneter Äpfel gegeben, aber Nachtfrost hatte sie gewarnt, dass ein halbwildes Steppenpony so etwas nicht fressen konnte, und sie hatte ihren Vorratsbeutel sowieso längst verloren. Und drittens hatten sie einen Plan durchzuführen.
    Sie warf einen Blick auf die Schattenkatze, die etwa dreißig Meter entfernt auf einem Felsblock saß und sich hingebungsvoll putzte. Vorhin, gleich nach der Befreiung, war sie nur ein struppiges schwarzbraunes Monster gewesen und war sofort weggerannt. Aber kaum eine Stunde später war sie wieder aufgetaucht und hatte mit dem Putzen angefangen, und mittlerweile war sie ein wunderschönes Tier mit einem gelbbraun gefleckten Pelz, über dem ein goldener Schimmer lag. »Glaubst du, sie macht mit?«
    »Wer weiß das schon?« Elri steckte ihr noch ein Stück getrocknete Krapwurzel in den Mund, und sie kaute, ohne Nachtfrost loszulassen. »Solange sie uns nicht angreift, ist es mir egal, was sie tut.«
    Sonja kaute an der Wurzel herum und schluckte sie herunter. »Sie ist doch ganz friedlich.«
    »Das ist ja das Verrückte an Schattenkatzen. Du kannst jahrelang mit ihnen leben, sie füttern und streicheln und mit ihnen auf die Jagd gehen, und dann, von einem Moment zum nächsten, fallen sie dich an. Ein wildfremdes Tier kann dich aus einer Gletscherspalte retten oder dich beim ersten Blickkontakt zerreißen. Man weiß es nie. Und deshalb habe ich bestimmt nichts dagegen, wenn sie wieder verschwindet, bevor Lorin sie entdeckt.«
    D as saß. Eigentlich hatte Sonja sich schon heimlich darauf gefreut, mit einem Einhorn, einer schwarzen Wölfin und einer riesigen Katze im Gefolge durch die Gegend zu ziehen. Das Einhorn war ihr Freund und Beschützer, die Wölfin ihre zweitbeste Freundin, und die Katze sah so weich und flauschig aus, wie sie dasaß und mit der Zunge ihr Fell bürstete … wie ein etwas zu groß geratenes Kuscheltier. Aber nun musste sie sich wieder einmal von einer romantischen Vorstellung verabschieden. Die Dinge waren hier nicht immer so, wie sie schienen – hatte das nicht auch Ben gesagt? Und ganz sicher wollte sie Lorin nicht an sein schreckliches Erlebnis erinnern, dem er seine Narben und sein Hinken verdankte. Mit einem sehr leisen Seufzer löste sie sich von dem Gedanken, zwar nicht mehr auserwählt, aber doch etwas Besonderes zu sein, und dachte wieder über ihren Plan nach. Es war natürlich ein verrückter, hirnverbrannter, zum Scheitern verurteilter Plan, der auf ein oder zwei winzigen Andeutungen und zufällig angehörten Bemerkungen beruhte und nicht die geringste Aussicht auf Erfolg barg, und das hatte Elri ihr auch bereits mehrfach nachdrücklich gesagt. Aber ein anderer Plan, wie sie Melanie, Darian und Lorin befreien konnten, war ihnen nicht eingefallen. Also mussten sie es versuchen. Und Nachtfrost hatte Sonja nicht widersprochen, sondern ihr nur geraten, bis zum Mondaufgang zu warten.
    Mond? Sie konnte nicht einmal die Sonne sehen. Der Schnee fiel vom Himmel, als wollte es nie wieder Frühling werden, und selbst in der geschützen Mulde, in die sie sich zurückgezogen hatten, war es kalt. Die Wolken trieben so tief dahin, dass sie die Gipfel der höheren Berge streiften. Und das Warten hatte einen ganz blöden Nachteil: man d achte nach. Man grübelte über jede Einzelheit des Plans, man machte sich Sorgen um Melanie, Darian und Lorin, man malte sich tausend schreckliche Möglichkeiten aus, wie alles schiefgehen konnte, falls man sich doch geirrt hatte, und man bekam Angst. Herzklopfen, feuchte Hände, zitternde Knie. Ein Klumpen im Magen und das unangenehme Gefühl, ganz dringend aufs Klo gehen zu müssen – schlimmer als vor der letzten Mathearbeit. Fünfmal verschwand Sonja hinter einem der Felsen, bibberte und fror und sehnte sich nach einem warmen, gemütlichen Badezimmer und dem unglaublichen Luxus von Toilettenpapier. Blätter aus dem Wald der Tesca waren irgendwie nicht das Richtige …
    Sehr unromantisch, die ganze Angelegenheit.
    Es

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