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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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bat er.
    »Nein – ich muss weg. Ich kann nicht hierbleiben!«
    »Warten deine Leute auf dich?«
    »Meine –? Äh … ja.« Sie wedelte mit der Hand in Richtung der Sonne. »Da irgendwo. Gar nicht weit. Auf Wiedersehen!«
    Er lachte. »Das trifft sich gut, das ist auch meine Richtung. Vielleicht kann ich mich euch anschließen. Braucht ihr einen Spielmann?«
    »Einen was?« Lieber Himmel, wie konnte sie diesen plötzlichen Begleiter nur wieder loswerden?
    »Spielmann«, wiederholte der Elf. »Weißt du nicht, was das ist? Ich mache Musik. Ich wandere durch das Land und spiele Flöte – wenn man mich lässt.« Er grinste wie über einen geheimen Witz, den Sonja nicht verstand. »Und außerdem bin ich ein Bote und trage Nachrichten herum.«
    »Was für Nachrichten?«
    »Alle möglichen. Zurzeit meistens unerfreuliches Zeug, das mit Nebel, Dämonen und Krieg zu tun hat.« Er hob sein Bündel auf und schaute sie erwartungsvoll an. »Gehen wir?«
    »Warte«, sagte sie und merkte, dass ihr die höfliche Anrede schon wieder verloren gegangen war. »Du kannst nicht mitkommen. Ich – es – es ist zu gefährlich!«
    Haelfas zog eine Braue hoch. »Zu gefährlich? Wieso?«
    »Weil … sie keine Spielmänner mögen.«
    »Spielleute«, verbesserte er. »Das ist ja schade. Dann wird es aber höchste Zeit, dass sie einen guten Spielmann kennenlernen.«
    »Nein!«, rief sie verzweifelt. »Du kannst nicht mitkommen! Ich – ich werde verfolgt!«
    J etzt zog er auch die zweite Braue hoch. »Da kommen wir der Sache schon näher. Wer verfolgt dich?«
    »Der Spürer«, flüsterte sie und hatte das Gefühl, als würde der warme Frühlingswind für einen Moment kalt.
    Haelfas betrachtete sie aus seinen fremdartigen Augen. Sie hatte keine Ahnung, was er dachte. »Warum?«, fragte er endlich.
    »Das ist ein Geheimnis. Bitte sag niemandem, dass du mich gesehen hast!«
    Er schwieg lange. Über dem See lag völlige Stille. Die Sonne sank dem Horizont entgegen und ließ das ganze Tal golden leuchten. Dies musste der schönste, stillste und verwunschenste Ort im ganzen Land sein, und Sonja wünschte sich, sie könnte für immer hierbleiben, mit ihren Freunden … und mit Nachtfrost.
    »Du bist die Seelentauscherin, stimmt’s?«, fragte Haelfas.
    Sonja zögerte, biss sich auf die Lippen und nickte endlich.
    »Solltest du nicht mit dem Taithar unterwegs sein?«
    Sie nickte wieder, und plötzlich füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Er … ich weiß nicht, wo er ist. Er hat auf der Nebelbrücke gegen einen Dämon gekämpft und mich abgeworfen, und ich weiß nicht –« Sie brach ab.
    Haelfas wog sein Bündel in der Hand und dachte nach. Endlich sagte er: »Ich werde dich ein Stück begleiten. Seelentauscherin oder nicht, ohne den Taithar wirst du in diesem Land keine zwei Tage überleben können – nicht, wenn der Spürer dich jagen lässt. Ehe du dich’s versiehst, läufst du einem seiner Halsabschneider in die Arme … nein. Glaub mir, es ist besser, wenn ich ein bisschen auf dich aufpasse. Hast du übrigens Hunger?«
    Sonja schluckte, blickte zu ihm hoch und nickte.

B
ens kleine Tricks
    »Meine Tochter«, sagte Frau Vittori, als sie am nächsten Morgen vor der Wohnungstür von Familie Berger stand, »ist verrückt geworden.«
    Sonjas Mutter, die in ausgelatschten Tretern, alten Jeans und fleckigem Hemd die Tür geöffnet hatte und zunächst sprachlos gewesen war, musterte sie von der eleganten Frisur über das elegante weiße Kostüm bis zu den eleganten Schuhen und antwortete: »Mein Sohn auch. Möchten Sie hereinkommen?«
    »Durchaus nicht«, sagte Frau Vittori, und Melanie schämte sich wieder einmal in Grund und Boden. »Aber mir bleibt wohl nichts anderes übrig.«
    Als Melanie ihr folgte, sah sie die Wohnung der Familie Berger zum ersten Mal mit den Augen ihrer Mutter. Was sonst wie ein gemütliches Chaos aussah, wirkte jetzt schlampig und nachlässig. Der Haufen ungeputzter Schuhe vor der Tür. Der Berg schmutziger Wäsche im Flur vor dem Badezimmer. Der staubige Spiegel an der Wand, die abgewetzten Polstermöbel im Wohnzimmer, die Bücherwand, in der die Bücher doppelreihig standen oder lagen, die unzähligen »Buchkieker« – das waren die vielen kleinen Stofftiere, Gnome und Hutzelmännchen, die überall auf und vor den Büchern saßen und vor sich hin staubten … selbst gemalte Bilder aller vier Kinder waren mit Stecknadeln an die Tapete gepinnt, sogar eine Krakelei von Philipp aus seinem ersten Schuljahr war dabei. In

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