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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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Wollte sie dieses Wasser wirklich trinken? »Abkochen«, hätte Mama jetzt gesagt, aber Sonja hatte ja weder Feuer noch Kessel, und Tiere tranken das Wasser doch auch direkt aus dem See, oder nicht? So schlimm konnte es also gar nicht sein.
    Vorsichtig tappte sie vorwärts, bis sie mit den Knöcheln im Wasser stand. Der See sah wunderschön und friedlich aus, und das flache Wasser direkt vor ihr war ganz klar. Sie sah winzige silberne Fische herumflitzen. Wenige Schritte weiter wurde es tief, aber auch dort konnte sie noch alles genau erkennen. Großblättrige Pflanzen wiegten sich dort unten, und ein großer dunkler Fisch schwebte regungslos, mit leise fächelnden Flossen, über einem Stein. Und dann glitt etwas durch die Tiefe, bei dessen Anblick ihr Herz plötzlich bis zum Hals schlug.
    Es sah aus wie ein Mensch, ein Mädchen, etwa in ihrem Alter. Am ganzen Körper war es mit silbernen Schuppen bedeckt, und es hatte zwar Arme, einen Menschenkopf mit langen grünen Haaren und einen menschlichen Oberkörper, aber einen langen, geschmeidigen Fischschwanz anstelle der Beine.
    Eine Nixe! Sonja hielt den Atem an, um sie nicht zu verscheuchen, und starrte gebannt nach unten. Die Nixe drehte sich auf den Rücken und blickte zu ihr hoch. Sie h atte ein wunderschönes Mädchengesicht mit großen dunklen Augen. Sie lächelte, hob den Arm und winkte.
    Unwillkürlich lächelte Sonja zurück und erwiderte das Winken. Wenn Melanie doch nur hier wäre! Mit einer echten Nixe Freundschaft zu schließen –
    »Geh nicht zu nahe ans Wasser, sonst ziehen sie dich hinein«, sagte eine Männerstimme hinter ihr.
    Sie erschrak so sehr, dass sie fast vornübergefallen wäre. Sie fuhr hoch und wirbelte herum. Im hohen Gras, einige Meter entfernt, stand ein junger Mann. Er sah wie ein Mensch aus, hatte die grau-braune Haut und die dunklen Haare der Nomaden, aber schräg stehende grüne Augen und seltsam spitze Ohren. Er trug eine dunkelbraune Hose, ein hellgraues Hemd und darüber ein dunkelbraunes, besticktes Wams. An seinem Gürtel hing ein kurzes Schwert, und auf dem Rücken trug er einen Langbogen und einen Köcher mit Pfeilen. Er sah aus, als sei er geradewegs einem Fantasybuch entsprungen.
    War das nun ein Elf? Gab es wirklich Elfen in Parva? Inzwischen hielt Sonja gar nichts mehr für unmöglich. Mit offenem Mund starrte sie ihn an und stotterte: »W-wer sind Sie?«
    »Ich heiße Haelfas«, erwiderte er. »Und du?«
    »S-sonja. Sie haben mich erschreckt!«
    »Hätte ich es nicht getan, lägst du jetzt im Wasser.«
    Sie warf einen Blick zurück. Natürlich war die Nixe verschwunden, ebenso wie der große Fisch. »Sie meinen … die Nixe hätte versucht, mich zu ertränken?« Das wollte sie nicht glauben!
    »Nicht unbedingt, im Grunde wollen sie nur spielen«, erwiderte Haelfas. »Wenn du unter Wasser atmen kannst, ist das kein Problem.«
    » Sehr witzig«, murmelte Sonja. »Und eigentlich wollte ich nur was trinken.«
    »Da kann ich dir aushelfen.« Er bückte sich nach einem Bündel, das neben ihm lag, und kramte eine Fellflasche hervor. Er zog einen Korken heraus und hielt Sonja die Flasche hin. »Hier.«
    »Was ist das?«
    »Wasser, was sonst? Wein oder Bier kann ich mir nicht leisten, und Kelg habe ich nicht. Aber es ist bestes Quellwasser, erst vor einer Woche aus einer dämonenfreien Quelle geschöpft.«
    Das klang ja unglaublich beruhigend, besser als jeder Spruch aus der Fernsehwerbung. »Hm … danke.« Sonja nahm die Flasche und trank. Das Wasser schmeckte ein wenig bitter, aber mittlerweile hätte sie auch Bier oder Wein probiert, nur um ihren Durst zu löschen.
    Während sie trank, musterte Haelfas sie von oben bis unten. Vermutlich sah sie für ihn ziemlich seltsam aus: hellhäutig, rundohrig, in Reitstiefeln, Jeans und blauem Pullover, ein Mädchen aus einer anderen Welt, auch wenn er es nicht wusste. Plötzlich fühlte sie sich sehr verwundbar, und es wurde ihr klar, dass es hier weit und breit niemanden gab, der ihr helfen würde, wenn sie in Schwierigkeiten geriet. Und da war noch immer der Spürer, der irgendwann, vielleicht schon bald, hier auftauchen würde. Sie setzte die Flasche ab und gab sie Haelfas mit einem gemurmelten Dank zurück. »Ich muss jetzt gehen.«
    Er betrachtete sie aus rätselhaften schrägen Augen. Ein Elf, dachte sie und erschauerte. Ich bin auf einem Einhorn durch eine fremde Welt geritten, habe Nixen und Werwölfe und Ziegenmenschen gesehen, und jetzt rede ich mit einem Elf.
    » Bleib noch«,

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