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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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Endlos erstreckte sich vor ihr das goldene Tal, summend vor Leben und doch leer und verlassen. Weit und breit war nicht die Spur eines Einhorns zu sehen. Schlimmer noch: Das Amulett hatte ihr nicht einmal verraten, in welche Richtung sie gehen musste.
    Verflixt noch mal! Wozu hatte dieses Ding sie denn auser w ählt, wenn es ihr dann nicht half? Sie versuchte es noch einmal, aber das Amulett tat nichts. Schwer und kühl lag es in ihrer Hand und weigerte sich, das zu tun, was es tun sollte.
    »Du blödes Ding!« Sie kniff die Augen zu und versuchte es noch einmal. Und noch einmal. Da musste einfach etwas sein! Jemand, der genauso nach ihr suchte wie sie nach ihm, jemand, der sie unbedingt wiederfinden wollte, jemand, der sie –
    Das Amulett wurde plötzlich ganz warm in ihrer Hand, und Sonja schaute direkt in zwei Augen.
    Tot. Grau. Kalt wie Stein.
    Irgendwo in einem hohen, dunklen Raum stand ein Mann neben einem erloschenen Kamin und schaute sie an; einer, dessen Seele wie eine Schüssel voll schleimiger Würmer war.
    Der Spürer.
    Der sie vom ersten Tag an gesucht und gejagt hatte, um ihr das Amulett abzunehmen und sie zu töten.
    »Ah«, sagte er. »Da bist du ja endlich. Warte nur, ich hole dich.« Und er hob den Arm, als wollte er über die Entfernung hinweg nach ihr greifen, geradewegs aus dem dunklen Raum und aus dem Amulett heraus.
    Mit einem Aufschrei schleuderte Sonja das Amulett von sich. Es flog ins Gras, das Bild des Spürers verschwand, und Sonja rannte fast besinnungslos vor Angst einfach los, egal wohin, nur weg –
    Sie rannte, bis sie merkte, dass niemand ihr folgte. Die Birjaks, die kurz die Köpfe gehoben und zu ihr hingeschaut hatten, verloren das Interesse und grasten weiter. Niemand war aus dem Amulett herausgekommen. Es war nur ein Bild gewesen. Trotzdem klopfte ihr Herz noch bis z um Hals, und sie hätte sich selbst ohrfeigen können, weil sie so dumm gewesen war. Der Spürer suchte nach ihr, und sie selbst hatte ihm verraten, wo sie war! Ob dieser dunkle Raum wohl irgendwo in der Nähe war? Mit neu erwachter Angst sah sie sich um. Vielleicht tauchten jeden Moment Reiter auf, die auf ihren Umhängen das graue Zeichen des Lindwurms trugen, und dann war sie verloren.
    Sie musste hier weg, sofort!
    Sie rannte zu der Stelle zurück, an der sie gestanden hatte, und versuchte sich zu erinnern, in welche Richtung sie das Amulett geschleudert hatte. Zum See, oder? Es hatte sich gedreht und einmal kurz aufgeleuchtet, bevor es ins Gras fiel … nein, da war kein See im Hintergrund gewesen. Wenn sie es nun nie wieder fand? Würde es sich einfach einen neuen Träger suchen? Vielleicht den Spürer? Nein, das würde es nie tun. Egal, was Asarié in der Zerbrochenen Stadt gesagt hatte: Sonja war absolut sicher, dass das Amulett seinen eigenen Willen hatte und genau wusste, was es tat. Wenn sie es hier nicht wiederfand, dann deshalb, weil es nicht gefunden werden wollte. Aber wenn es gefunden werden wollte, würde sie es auch finden. So einfach war das.
    Ein paar Minuten später fand sie es dann. Es hatte ein paar hohe Halme umgeknickt und lag im Gras, halb gegen ein paar löwenzahnähnliche Blätter gelehnt, als ob der Wolfskopf Sonja entgegenschauen wollte. Sie hob es auf, streifte sich die Kette wieder über den Kopf und steckte das Amulett unter ihren Pulli. Sie musste aufpassen; vielleicht wurde das Amulett irgendwann wütend, weil sie es andauernd wegschleuderte und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte.
    »Ich tu’s nicht mehr«, sagte sie und fand es kein bisschen a lbern, sich mit einem Schmuckstück zu unterhalten. »Ich war nur erschrocken.«
    Wie zu erwarten war, antwortete das Amulett nicht, aber Sonja fühlte sich trotzdem besser.
    Aber wohin sollte sie jetzt gehen? Wo würde sie in Sicherheit sein? Bei den Nomaden natürlich. Bei Ganna, der einzigen Brückenwächterin, die ihr jetzt noch sagen konnte, wie sie Nachtfrost wiederfinden sollte.
    Wenn sie im Südosten des Landes war, musste sie vermutlich nach Westen gehen, um die Elarim wiederzufinden. Aber wo war Westen? Sie kniff die Augen zusammen und blinzelte zur Sonne hoch, die über dem glitzernden Wasser stand. Vielleicht musste sie einfach eine Weile abwarten, wohin die Sonne sich bewegte. Aber dabei durfte sie auf keinen Fall einfach hier stehen bleiben. Vielleicht war es eine gute Idee, zu dem See zu wandern und etwas zu trinken. Hunger hatte sie auch. Irgendwann nachher würde sie probieren, ob das Gras nun essbar war oder

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