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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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wusste schon, was mit dem Hab und Gut einer Hexe passierte, wenn sie plötzlich verschwand … Sie nahm Bens Hand und folgte ihm die Treppe hinauf. Schatten glitten über die Wände, und von irgendwoher kam ein Wispern und Murmeln. Als plötzlich ganz in der Nähe eine Bodendiele knarrte, erschrak Melanie so sehr, dass sie beinahe das Buch fallen ließ.
    Ben zog sie mit sich durch den langen Flur. Die Schatten folgten ihnen. Melanie warf einen Blick über die Schulter und sah etwas, bei dem ihr das Herz stehen blieb. Etwas Dunkles, Unförmiges kam die Treppe hoch, langsam, bedrohlich und groß. »Ben!«, stieß sie entsetzt hervor.
    »Dreh dich nicht um«, gab er rasch zurück.
    »Ben, was ist das?«
    »Nur ein Schatten. Er kann dir nichts tun.« Aber sie spürte, wie seine Hand ihre umklammerte, und wusste, dass er log. Er zog sie in Asariés Schlafzimmer und warf die Tür hinter sich zu. »Komm, schnell!«
    Etwas stieß von außen gegen die Tür. Ben riss den Kleiderschrank auf. Alle Kleider lagen auf dem Bett, und im Schrank stand der große Spiegel, durch den Melanie schon einmal die Geisterwelt betreten hatte. »Beeil dich!«
    »Aber was ist mit dir?«
    »Mach dir keine Gedanken um mich. Du weißt, wohin du gehen musst?«
    »Zu Ganna. Oder den Tesca. Oder –«
    »Kein Oder!«, rief Ben. Die Tür erzitterte, als etwas Großes, Schweres sich dagegenwarf. »Geh zu Ganna!«
    » Aber ich weiß doch gar nicht, wo sie –«
    »Los jetzt!«
    Die Tür krachte und sprang auf. Nur ganz kurz sah Melanie etwas absolut Grauenhaftes hereinkommen, dann stieß Ben sie nach vorne, auf den Spiegel zu, sie stolperte, fiel gegen die Spiegelfläche und stürzte in die Geisterwelt.

W
urzler und Jäger
    »Runter!«, zischte Haelfas, und Sonja warf sich sofort platt ins Gras. Mit der Nase im Dreck lag sie da, kaum zehn Zentimeter entfernt von einem fetten schwarzen Käfer, aber die Zeiten, in denen sie kreischend aufgesprungen wäre, waren vorbei. Es gab einen Haufen wichtigerer Dinge – am Leben bleiben, zum Beispiel. Sie rührte sich nicht, starrte den Käfer nur an, während irgendwo in der Nähe ein Trupp Reiter vorbeijagte. Als der Boden nicht mehr unter dem Hufschlag erzitterte, richtete sie sich vorsichtig wieder auf und wischte sich die Erde von den Händen. Sie machte sich nicht die Mühe, Blätter und Halme von ihrem Pullover zu zupfen – nach den vergangenen drei Tagen war dieser Pullover sowieso nicht mehr zu retten. Er war verdreckt, zerrissen, am Saum halb aufgeribbelt, und die ehemals blaue Farbe hatte sich in ein schmutziges dunkles Grau verwandelt. »Viel besser«, hatte Haelfas gesagt, als sie sich darüber beklagt hatte. »So fällst du wenigstens nicht mehr auf wie ein Yaliol im Winter.«
    »Was ist ein Yaliol?«, hatte sie gefragt.
    »Ein Sommervogel«, war die kurze Antwort.
    Auch die Jeans würde wahrscheinlich nie wieder blau werden, und wie sagenhaft schlecht sich Reitstiefel zum Wandern eigneten, hatte Sonja auch nicht gewusst. Am zweiten Abend hatte sie sie ausgezogen, weggeschleudert und nur noch geheult, bis Haelfas ihr seine eigenen weichen Lederschuhe gegeben hatte. Seitdem lief er barfuß, aber d as schien ihm nichts auszumachen. Auch Regen machte ihm nichts aus, und Hunger, Durst, Müdigkeit und Angst schien er nicht zu kennen. Sonja dagegen hatte schon recht bald herausgefunden, was Hunger, Durst, Müdigkeit und Angst wirklich sein konnten.
    Zu essen gab es saure Blätter von löwenzahnähnlichen Blumen, trockene Kekse und hin und wieder eine Nuss, die Haelfas aus seiner Tasche klaubte. Zu trinken gab es Wasser. Haelfas erlaubte ihr nur zwei Pausen am Tag, und geschlafen wurde erst, wenn sie in der Dunkelheit wirklich keinen Schritt weit mehr sehen konnten. Dafür ging es noch vor Sonnenaufgang weiter. Sonja wäre ihrem Begleiter schon längst weggelaufen, wenn sie nicht gewusst hätte, dass er nur tat, was notwendig war. Sie wollte zu Ganna; er brachte sie dorthin. Und unterwegs rettete er sie ein Dutzend Mal oder öfter vor den Suchtrupps des Spürers.
    Sie hatte nicht geahnt, wie viele dieser Suchtrupps es gab. Wenn Haelfas den Hufschlag hörte, scheuchte er Sonja in ein Gebüsch, auf einen Baum, ins Gras, manchmal in einen Teich. Einmal hatte es weit und breit kein Versteck gegeben. Da hatte er seinen Umhang genommen und über sie geworfen, und obwohl die Reiter nur ein paar Meter von ihr entfernt angehalten hatten, hatten sie sie nicht gesehen.
    Sie fragten immer das Gleiche.
    »Hast du ein

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