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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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gewesen. Aber nach dem Marsch des zweiten Tages war sie so müde gewesen, dass sie sofort eingeschlafen war, und auch jetzt fielen ihr fast sofort die Augen zu.
    Vor Sonnenaufgang machten sie sich wieder auf den Weg. Sonja war müde, hungrig und verfroren, aber sie bat Haelfas nicht, länger zu rasten oder langsamer zu gehen. Im Gehen teilten sie sich die letzten Kekse aus Haelfas’ Tasche.
    »Heute kommen wir in ein Dorf«, sagte er. »Es heißt Morayat und ist so klein, dass du es auf keiner Karte findest, aber die Handelsstraße führt daran vorbei, und ich werde versuchen, ein wenig Brot und Kelg zu bekommen. Du wirst außerhalb des Dorfes in einem Versteck auf mich warten.«
    »Warum kann ich nicht mitkommen?« Während all der Z eit in Parva hatte sie noch kein Dorf gesehen, nur die Zeltlager der Nomaden und die fremdartige Schönheit der Zerbrochenen Stadt. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass es überhaupt befestigte Dörfer gab.
    »Ganz einfach«, sagte Haelfas. »Da die Suchtrupps dich bisher noch nicht gefangen haben, wissen sie, dass dir jemand hilft. Sie vermuten wohl auch, dass dieser Jemand sich hier in der Gegend auskennt und weiß, dass der einzige begehbare Weg zum Sternrückengebirge durch Morayat führt. Es wäre dumm, zu erwarten, dass sie dort keine Wachen aufgestellt haben. Und du kannst sicher sein, dass sie den Bewohnern des Dorfes eine Belohnung versprochen haben, wenn sie dich ausliefern.«
    Sonja bekam eine Gänsehaut. »Würden sie das tun?«
    »Selbstverständlich. Wenn sie es nicht täten, würde der Spürer ihr Dorf zerstören, und das wissen sie ganz genau.« Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Keine Sorge, sie fangen dich schon nicht – wenn du genau das tust, was ich sage. Und vielleicht wissen sie ja auch, was jenseits der Berge vor sich geht, und können es uns sagen.«
    Sonja nickte niedergeschlagen.
    Sie hätte gerne mal wieder Menschen gesehen. Irgendwie war es nicht so lustig, mit einem Elf zu wandern, wie sie es sich vorgestellt hatte. Haelfas war zwar immer gleichbleibend freundlich und ließ sie nie merken, ob er sich über ihre Langsamkeit oder Schwäche ärgerte, aber offenbar war er nicht daran gewöhnt, in Begleitung zu reisen. Er konnte Stunde um Stunde marschieren, ohne ein Wort zu sagen. Fragen beantwortete er nur knapp, und manchmal hatte Sonja das Gefühl, dass er etwas vor ihr verheimlichte. Und obwohl er sie beschützte und vor den Suchtrupps versteckte und sie dorthin brachte, wo sie hinwollte, war s ie nicht ganz sicher, ob er das wirklich nur tat, weil er so nett war.
    Aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein, weil er so fremdartig war – fremder als die Ziegenmenschen, fremder als die schwarzfelligen Mayakó mit den vier Armen. Undeutlich spürte Sonja, dass die Fremdheit darin lag, wie er sie ansah. Wenn er sie anschaute, schien er nicht sie zu sehen, sondern irgendetwas ganz anderes. Aber was das war, konnte sie nicht erraten.
    Der Weg, dem sie folgten, verbreiterte sich. Als die Sonne aufging, sah Sonja, dass es gar kein Weg mehr war, sondern eine breite, gepflasterte Straße; allerdings waren viele der Pflastersteine herausgebrochen oder zersprungen und mit Gras überwuchert. Dies war die Handelsstraße, erklärte Haelfas, und Sonja erinnerte sich, dass Lorin ihr einmal erzählt hatte, dass diese Straße sich durch das ganze Land zog. Weiter nördlich hatte sie sie schon einmal überquert: im Winter, auf der Suche nach den Trollen.
    Gegen Mittag stieg die Straße leicht an, und rechts und links zogen sich zwei Mauern an ihr entlang. »Die Brücke über den Perlenfluss«, sagte Halfeas. »Hier wirst du auf mich warten. Klettere unter die Brücke und komm erst wieder heraus, wenn ich dich rufe.«
    Sonja konnte es nicht leiden, so herumkommandiert zu werden, aber sie nickte. »Wann kommst du zurück?«
    »Wahrscheinlich gegen Abend.« Ohne ein weiteres Wort ging Haelfas weiter und betrat die Brücke. Sonja schaute ihm nach, bis er auf der anderen Seite verschwand, und kletterte dann die Böschung hinunter, bis sie unmittelbar am Wasser einen Platz ohne Schlingpflanzen und Brennnesseln fand. Dort setzte sie sich auf die kalte Erde.
    Eine Weile versuchte sie sich vorzustellen, wie dieses Dorf M orayat wohl aussah. War es eine richtige alte Stadt mit Fachwerkhäusern? Oder eine Ansammlung von Bauernhäusern mit Strohdächern? Was für Leute lebten wohl dort? Vor langer Zeit hatte Ganna ihr die Namen der Gebiete von Parva genannt, aber sie hatte

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