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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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dunkelhaariges Mädchen gesehen, Jäger?«
    »Nein, ich habe seit Tagen immer nur eure Trupps gesehen, sonst niemanden.«
    »Wenn du sie siehst, sag uns Bescheid. Sie ist eine Verräterin und Rebellin; wer sie versteckt, ist des Todes.«
    »Ich werd’s mir merken«, antwortete Haelfas gleichmütig, w ährend Sonja unter dem Mantel zitterte. Rebellin, Verräterin … wer sie versteckt, ist des Todes … das klang einfach furchtbar. Sie war dem Spürer schon zweimal in die Hände gefallen und nur knapp entwischt; jetzt erst begriff sie, wie sehr er sie hasste.
    Aber Haelfas blieb völlig ungerührt, und wenn der Trupp wieder weg war, erlaubte er Sonja, aus ihrem Versteck herauszukommen, und sie wanderten weiter.
    Und der Krieg folgte ihnen, und manchmal überholte er sie auch. Sie kamen an zwei niedergebrannten Dörfern vorbei, deren Ruinen noch qualmten. Einmal überquerten sie eine dreißig Meter breite Spur, wo das Gras von unzähligen Pferdehufen zertrampelt war. Sonja erzählte Haelfas, dass sie das Heer gesehen hatte, das diese Spur hinterließ, und er nickte. »Das Letzte Heer. Wenn sie die Dämonen nicht aufhalten können, kann es wohl niemand.«
    »Dann waren sie gar nicht böse?«
    »Böse? Nein. Sie verschaffen allen anderen die Zeit, nach Westen zu fliehen.«
    »Aber sie haben Ziegenmenschen getötet.«
    »Ziegenmenschen? Du meinst die Isiturri? Nein – die haben nur das Pech, zu nahe an den Nebelschluchten zu leben. Alles, was aus der Tiefe kommt, steht sofort in den Isiturridörfern. Deshalb ist diese Gegend gefährlich, überall wird gekämpft. Kann schon sein, dass die Isiturri dabei auch einmal zwischen die Fronten geraten.« Er sagte es so gleichgültig, als sei ihm das Schicksal der friedlichen Tiermenschen völlig egal.
    »Warum gehen sie dann nicht weg?«
    »Weil sie immer dort gelebt haben.«
    Das fand Sonja ziemlich unlogisch, aber sie fragte nicht weiter. Also war die Schlucht eine Nebelschlucht gewesen, u nd der Nebel war das graue Gift aus dem Abgrund, das Nachtfrosts Zauber behindert und zerstört hatte.
    Er kommt zurück, dachte sie wieder und wieder, um nicht über eine andere Möglichkeit nachdenken zu müssen. Er kommt zurück! Ich muss nur Geduld haben, und er wird mich finden. Oder ich finde ihn. Ganna wird mir helfen.
    Dann fiel ihr etwas anderes ein. »Warum sagst du, es ist das Letzte Heer?«
    »Weil es das ist«, erwiderte Haelfas. »Zumindest das Letzte, das noch gegen die Dämonen kämpft, seit König Ghadan und Königin Aletheia verschwunden sind. Die Kräfte des Königreichs sind zersplittert – im Westen kämpfen die Stämme um die Macht, im Osten ums Überleben, und wenn nicht bald einer hervortritt und sie alle vereint, sind wir wahrscheinlich verloren.«
    »Der Spürer will sie alle beherrschen.«
    »Das will er wohl«, hatte Haelfas gesagt und war schweigend weitergegangen.
    Als sie in der dritten Nacht in der Nähe eines Flusses rasteten, sagte er unvermittelt: »Schau.«
    Sonja blickte auf. Haelfas zeigte in die Dunkelheit vor ihnen. Zuerst konnte Sonja nichts erkennen, aber dann stellten sich ihre Augen auf die Entfernung ein. Weit weg, knapp über dem Horizont, glommen Lichter – bläuliche Punkte wie Sterne, die vom Himmel gefallen waren. Fünf Lichter konnte sie sehen; die anderen, das wusste sie, zogen sich durch das ganze Land bis hoch in den Norden.
    »Das Sternrückengebirge!«, rief sie atemlos und erleichtert; es fühlte sich an, als käme sie nach Hause. Und in gewisser Weise stimmte das ja auch. Jenseits dieses Gebirges lag das Gebiet der Tesca, der Wolfsgestaltwandler, und dahinter lag Duntalye, wo die Elarim mit den riesigen Bir j aks über die endlose Steppe zogen. Dort war sie mit Nachtfrost geritten … jäh füllten sich ihre Augen mit Tränen, und sie biss sich auf die Lippen. Sie kam nach Hause – aber Nachtfrost war nicht bei ihr.
    Er kommt wieder. Er kommt wieder, ich weiß es! Aber es tat weh, es schnürte ihr den Hals zu, und dass sie schon so weit gewandert war, machte ihr nur noch deutlicher klar, dass sie Nachtfrost verloren hatte.
    In der Dunkelheit spürte sie Haelfas’ Blick mehr, als dass sie ihn sah. Seit dem ersten Tag hatte er Nachtfrost nie mehr erwähnt. »Schlaf«, sagte er. »Es ist noch ein weiter Weg.«
    Sonja wickelte sich in den Umhang, den er ihr gegeben hatte, und legte sich hin. Es schien Jahre her zu sein, dass sie zuletzt in einem Bett geschlafen hatte, und die erste Nacht war kalt, hart und schrecklich ungemütlich

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