Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
die Gesundheit des Königs und die Sicherheit Isencrofts gebeten. Sie hat dir die Quelle des Verderbens enthüllt«, sprach die Frau weiter. »Würdest du diesen Zauberbann rückgängig machen, um euer Königreich zu retten?«
Ohne zu zögern nickte Kiara. »Ja, Euer Exzellenz.«
»Würdest du deine Privilegien aufgeben, deine Stellung, wenn es das ist, was die Lady verlangt?«
»Ja, Euer Exzellenz.«
»Wie sieht es mit deinem Leben aus, Kiara Sharsequin? Dieser Bann wurde nicht von Sterblichen erschaffen. Würdest du dein Leben riskieren?«
Kiara schluckte, doch nickte sie wiederum. »Wenn dies der Wille der Göttin ist«, flüsterte sie mit trockenem Hals.
»Es könnte so sein, mein Kind«, entgegnete die Hexe, deren blaue Augen im Magierlicht schimmerten. »Tritt näher!«
Kiara atmete tief durch und ging näher an die Estrade heran. Jae saß wie eine Statue auf ihrer Schulter.
Die Sprecherin starrte sie an, und Kiara spürte eine flüchtige Präsenz in ihrem Verstand. Die Schwester verschränkte die Arme und lehnte sich mit zufriedenem Gesichtsausdruck zurück.
»Chenne hat eine gute Wahl getroffen«, sagte die Frau. »Heute Nacht wirst du deine Reise antreten.«
Kiara nickte stumm. Das Gefühl, das sie im Palast immer hatte – einem Weg zu folgen, den sie nicht klar sehen konnte – wurde hier noch stärker, beängstigend und dennoch richtig.
»In der Bibliothek von Westmark wirst du tatsächlich alles finden, was erforderlich ist, um diesen Bann zu brechen«, fuhr die Hexe fort. »Aber großes Übel muss niedergerungen werden, bevor dies geschehen kann.«
»Euer Exzellenz, ich weiß nicht, wie ich die Bibliothek von Westmark finden soll«, wandte Kiara ein. »Ich dachte immer, sie sei nur eine Legende.«
Die Schwester nickte und sah ihre Genossinnen an. Erneut spürte Kiara andere Präsenzen, so als ob gerade am Rande ihres Hörvermögens eine Unterhaltung stattfände, und nahm an, dass die vier sich besprachen. Schließlich lehnte sich die Sprecherin wieder zurück. »Deine Reise ist Teil einer viel größeren Geschichte, einer, die vor langer Zeit ihren Anfang nahm«, sagte sie.
»Vor Jahren wurde ein gewaltiger Krieg unter den Magiern der Sieben Königreiche ausgetragen, zwischen denen, die die Strömungen der Magie zum Wohle aller hegten, und jenen, die ihren Verlauf zu ihrem eigenen Vorteil umzulenken trachteten. In einem Kampf, der fast alles zerstörte, wurde die Dunkelheit zurückgetrieben. Aber nicht besiegt. Als der Große Krieg endete, hatten sich die Magier des Lichts zu sehr verausgabt, um die Dunklen weiter verfolgen zu können, und wir gaben uns der Hoffnung hin, dass sie noch größeren Schaden als wir davongetragen hatten. Wir irrten uns.« Ihr Miene verhärtete sich. »Sie sind zurückgekehrt. Dieses Mal müssen wir sie aufhalten, bevor sie sich wieder erheben, oder es wird keine Rettung geben. Weder wir noch die Welt können eine weitere große Auseinandersetzung ertragen.«
»Aber ich bin keine richtige Magierin«, protestierte Kiara schwach. »Ich habe nur die Blutlinienmagie der Könige Isencrofts. Ich kann so wenig tun – wie kann das von Hilfe sein?«
Die Hexe lächelte, und ihr Blick schien entrückt, als ob sie in ferner Vergangenheit weilte. »Es gibt Zauber, die in Vergessenheit geraten sind, meine Prinzessin, vielleicht sogar selbst bei den Dunklen.« Sie hielt inne und blickte Kiara erneut an, als ob sie Maß an ihrer Seele nehmen wollte. »Nun ist es Zeit, dich für deine Reise bereit zu machen. Bei Morgengrauen musst du nach Westmark aufbrechen.«
Bevor Kiara eine der vielen Fragen stellen konnte, die in ihrem Kopf herumschwirrten, berührte ihrer Führerin sie am Arm. »Komm mit mir«, sagte die Frau in der braunen Robe. Als Kiara zurückblickte, waren die Sprecherin und ihre Gefährtinnen verschwunden. Mit schwachen Knien ließ Kiara sich aus der Empfangshalle führen.
Offenbar war sie erwartet worden. Ein Stapel neuer Kleidungsstücke lag auf dem Bett, grobe Reisekleidung, von der Kiara auch ohne Anprobe wusste, dass sie genau ihre Größe hatten. Ein getragen aussehender Brustpanzer aus Leder und leichter Kette befand sich auch darunter. Neben den Kleidern lag eine Börse, die eine ansehnliche Summe Gold enthielt, und auf ihnen eine pergamentene Landkarte, die mit den Jahren vergilbt war. Ebenfalls auf dem Bett funkelte ein schlichter, aber wunderbar gearbeiteter Dolch neben einem kleinen Samtbeutel und einem wenig bemerkenswerten Tonoval an einem
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