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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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nicht! Westmark ist doch nichts als ein Kindermärchen – oder?« Ihre Stimme verlor sich unsicher.
    »Siehe meine Dienerin!« Die Priesterin hob die Hand, und Kiara sah eine Gestalt, die in die braune Robe eines Landmagiers gekleidet war, aus dem Schatten einer Marmorsäule treten. »Wenn du Erfolg hast, meine Auserwählte, wirst du König und Königreich retten«, fuhr das Orakel fort, und ihre Stimme wurde fester und sicherer und verlor das Monotone der Seherin. »Wenn du versagst, kommt die Dunkelheit.« Einen Moment lang sah Kiara dasselbe Aufblitzen auf das Jenseits gerichteter Augen, an das sie sich so gut vom Schlachtfeld ihrer Kindheit her erinnerte. »Geh mit meinem Segen!«
    Mit diesen Worten erloschen die feurigen Augen plötzlich, und mit einem Stöhnen sackte die Gestalt in der Kutte in sich zusammen; die Kapuze glitt zurück und enthüllte Kiaras Blicken die sterbliche Priesterin, durch deren Mund die Göttin sprach.
    »Komm mit mir, Kiara Sharsequin«, sagte die Gestalt in der braunen Robe neben der Säule. »Die Priesterin wird sich wieder erholen. Sie ist privilegiert, dass sie ihrer Göttin dienen darf. Nun ist die Reihe an dir.«
    »Ich muss meinen Wachen Bescheid sagen«, stammelte Kiara. »Ich kann nicht einfach so verschwinden.«
    »Wir werden ihnen deine Reise verkünden«, entgegnete die Gestalt in der Robe, »und auch deinem Vater. Er hat dieser Zeit entgegengesehen. Komm.« Die Gestalt streckte ihr die Hand entgegen, und mit pochendem Herzen trat Kiara vor, ohne auf Jaes Zischen zu achten. Als sie vor ihr stand, hüllte die Gestalt sie in einen Umhang, der nach Kräutern und Rauch und dem feuchten Moos nach einem frischen Regen roch, und für einen kurzen Moment, in dem ihr schwindelig war, hätte Kiara schwören können, dass der Boden unter ihren Füßen sich auflöste. Als die Magierin den Umhang senkte, war der Tempel verschwunden.
    »Wo bin ich?«, fragte Kiara, und ihre Hand bewegte sich zum Schwert.
    »In einem Kloster der Schwesternschaft«, antwortete ihre Begleiterin, wobei ihre Kapuze zurückfiel und eine alternde Frau enthüllte, deren blaue Augen in dem hübschen, wettergegerbten Gesicht ob Kiaras Verwirrung belustigt funkelten.
    »In Dhasson?«, fragte Kiara und schaute um sich. »Aber dorthin habe ich Carina geschickt – es ist mehr als zwei Monate zu Pferd weg!«
    Die Frau in der Robe lächelte nachsichtig. »Wir sind immer noch in Isencroft. Die Schwesternschaft hat viele Klöster. Dasjenige, von dem du sprichst, gehört zu den wenigen, die wir Außenstehenden zu erkennen gestatten. Im Lauf der Jahre hat es zu viele gegeben, die uns zu vernichten trachteten. Dies ist einer jener geheimen Orte.«
    Kiara blickte schweigend um sich und streichelte dabei beschwichtigend Jaes Klauen, denn der Gyregon, der seine Besorgnis herauskreischte, klammerte sich schmerzhaft auf ihrer Schulter fest. Mit einem wenig überzeugten Fauchen beruhigte sich der kleine Drache wieder etwas, jedoch nicht ohne ihre Gastgeberin unheilvoll anzustarren.
    Mit einem Lächeln sah die Frau das verängstigte Tier an und sagte ein Wort, dass in Kiaras Ohren wie das Strömen von Wasser über Fels klang. Zu Kiaras Verblüffung wurde der Gyregon sofort lammfromm.
    »Was habt Ihr zu ihm gesagt?«
    »Nur dass weder er noch du Grund zur Furcht haben«, antwortete die Schwester.
    »Ihr könnt mit Jae sprechen?«
    »Du hast viel zu lernen, von der Göttin Gesegnete«, erwiderte die Hexe. »Komm.«
    Kiara folgte der Frau durch ein Labyrinth von Gängen, die tief in den Fels getrieben waren. Die Luft war kühl und frisch und der Pfad von den Schritten vieler Füße glatt getreten. Schwere hölzerne Türen zu beiden Seiten deuteten auf dahinterliegende Räume hin. Schließlich mündete der Gang in eine große Halle. Magierlicht funkelte von den Kristallen, die die Steinsäulen des Raumes überzogen, und in der mächtigen Feuerstelle sorgte ein Magierfeuer für rauchlose Wärme.
    Hinter einem wuchtigen ovalen Tisch, der dem Fels selbst abgerungen worden war, saßen vier Schwestern. Die Frauen waren in die gleichen schmucklosen braunen Roben wie Kiaras Führerin gekleidet, doch auch so konnte Kiara ihre Macht spüren.
    »Komm näher, Kiara vom Hause Sharsequin«, forderte eine der Schwestern sie mit einer Stimme auf, die wie Feuer in trockenen Blättern knisterte. Später war sich Kiara nicht mehr sicher, ob sie die Stimme tatsächlich hörte oder ob sie ungesprochen in ihrem Verstand tönte.
    »Du hast die Göttin um

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