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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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konnte.
    Gabriel lächelte, ein kaltes Lächeln, das viel mehr von seinen Zähnen sehen ließ, als Vahanian lieb war. »Ja, meine Gebieterin hat mir mitgeteilt, dass Ihr schwierig sein könnt.«
    »Und wer soll diese Dame sein?«, erwiderte Vahanian und schaffte es, ein gewisses Maß an gespielter Verwegenheit in seine Stimme zu legen.
    »Ich bin ein Diener der Dunklen Lady«, entgegnete Gabriel ohne eine Spur von Sarkasmus. »Genau wie Ihr.«
    »Die einzige Göttin, der ich diene, ist Glück.«
    In Gabriels Augen spiegelte sich eine kühle Belustigung wider. »Vielleicht. Vielleicht kennt Ihr Sie aber auch nur unter einem anderen Namen.« Er machte eine Pause, und in seinen Augen lag ein Ausdruck, den Vahanian nicht deuten konnte, als er sich mit der Zunge die letzten Blutspritzer von den Lippen leckte. »Geht jetzt! Und wählt eine Strecke für den Ritt zurück, die noch möglichst viele außer Euch benutzen: Ich bin nicht der Einzige, der Blut im Dunkeln riechen kann.«
    »Ja, sicher«, antwortete Vahanian mit Unbehagen. »Was immer Ihr sagt.« Er sah zu der Stelle, wo er sein Pferd angebunden hatte, um sich zu vergewissern, dass es noch da war, und als er wieder dorthin blickte, wo Gabriel gestanden hatte, war der blonde Mann verschwunden. Vahanian schauderte. Heute Nacht war es für seinen Geschmack zu knapp gewesen, dachte er, als er zu seinem Pferd humpelte. Offenbar hatte er den Einsatz bei diesem Spiel unterschätzt.

KAPITEL VIERZEHN
    C arina!«, zischte Tris an der Zeltklappe. Er wusste, dass seine Stimme zitterte, als er vor dem Zelt der Heilerin stand, und das nicht nur wegen der Kälte. »Carina!«, krächzte er, kaum lauter als ein Flüstern.
    Verschlafen schob Carina die Zeltklappe zurück. Sie zog die Decke gegen die Kälte fester um sich und rieb sich die Augen. »Tris, was ist los? Es ist mitten in der Nacht!«
    »Ich brauche deine Hilfe«, sagte Tris und verlieh seiner Stimme dabei so viel Festigkeit, wie ihm möglich war. »Bitte, ich kann nicht auf den Morgen warten!«
    Mit einem Nicken trat Carina zur Seite und bedeutete Tris ihr zu folgen. Sie zündete zwei Kerzen an und forderte ihn mit einer Handbewegung auf sich zu setzen. »Du siehst entsetzlich aus.«
    »Ich habe schon seit Tagen nicht mehr geschlafen«, bekannte Tris. »Jedes Mal, wenn ich einzuschlafen beginne, kommen die Träume wieder, und ich kann sie nicht aussperren.«
    »Was für Träume?«, fragte Carina, die, jetzt hellwach und munter, schon in ihrer Heilerinnenrolle war.
    Tris wandte den Blick ab. »Meine Familie wurde ermordet«, sagte er leise und schluckte schwer. »Ich … ich habe versucht, ihre Geister zu rufen«, gab er zu. »Ich kann sie nicht erreichen. Ich kann sie da draußen spüren, weit weg, aber es ist, als ob sie hinter einer Mauer wären und sie kommen wollen, aber nicht können. Etwas hält sie zurück, hält sie gefangen«, sagte er matt. »Ich träume immerzu von Kait«, fügte er hinzu, so leise, dass Carina ihn kaum verstand. »Sie war meine Schwester. Sie fürchtet sich, sie ruft nach mir, und ich kann nicht zu ihr gehen, und ich kann sie nicht zu mir rufen. Alles, was ich sehen kann, ist ihr Gesicht, das gegen eine Sperre gedrückt ist und meinen Namen ruft«, sagte er schaudernd und schloss die Augen.
    Carina legte ihre Hand auf seinen Arm. »Und nichts, was ich dir beigebracht habe, hilft irgendwie?«, fragte sie behutsam. Es war ihnen gelungen, während der vergangenen Woche einige wenige Stunden zu stehlen, in denen sie Tris gelehrt hatte, wie er sich abschirmen konnte, wie er verhindern konnte, dass die Geister, die er um sich herum wahrnahm, ihn überwältigten.
    Tris schüttelte den Kopf. »Nicht bei den Träumen. Es hält die anderen Geister auf Abstand, aber es funktioniert nicht bei den Träumen. Ich habe es versucht; ich habe alles versucht. Vorletzte Nacht bin ich sogar aufgeblieben und habe mit Soterius und Vahanian getrunken, bis mir schlecht wurde. Nicht einmal das hat geholfen«, sagte er elend. »Ich konnte nicht aufhören, ihr Gesicht zu sehen.« Er schaute auf und sah Carina in die Augen; er fühlte, dass sie bis in sein Innerstes blickte. »Ich habe sie ein Mal im Stich gelassen, Carina, als ich ihr Leben nicht gerettet habe. Ich kann sie nicht wieder im Stich lassen. Ich habe ihr geschworen, dass ich sie holen komme, egal wo sie ist, aber ich kann nicht zu ihr durchkommen.«
    Carina kaute auf dem Ende einer Strähne ihres Haares und dachte nach; jede Spur von Schläfrigkeit war aus

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