Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
dasselbe habe ich über dich auch schon gehört.«
Schritte näherten sich dem Zelt, und sie hörten Carinas Stimme. »Deswegen hast du uns unterbrochen, Cam?«, protestierte Carina und blieb vor dem Zelt stehen. »Was war es denn? Eine Wirtshausschlägerei? Einem Wachtposten schlechten Brandy angedreht? Ein Messer in den Rücken von einer Freundin?«
»Schau, er ist schwer verletzt«, beschwichtigte Cam sie mit seiner einschmeichelndsten Stimme, und auch ohne den Hünen vor Augen zu haben, konnte Vahanian sich vorstellen, wie er sein bestes jungenhaftes Lächeln aufsetzte, um die Heilerin zu überzeugen. Um sich Carinas Gesichtsausdruck vorzustellen, brauchte er sie ebenfalls nicht zu sehen.
»Ich wette, Jonmarc hat dich geschickt, weil er wusste, was ich gesagt hätte, wenn er selbst gekommen wäre«, meine Carina finster. »War’s nicht so?«
»Nun komm schon, Carina!«, redete er gewinnend auf sie ein. »Ich weiß ja, dass ihr beide nicht immer einer Meinung seid. Aber sieh es doch mal so: Eins der Pferde würdest du doch auch heilen, selbst wenn es nach dir schnappen würde, oder?«
»Das geht zu weit«, murmelte Vahanian. »Ich habe schon Schlimmeres ohne fremde Hilfe überstanden«, knurrte er mit finsterer Miene. Er widmete seine Aufmerksamkeit wieder seinem Bein und träufelte ein paar Tropfen Brandy in die Wunde; im nächsten Moment versteifte er sich und biss mit einem Gesichtsausdruck die Zähne zusammen, der Soterius ein Kichern entlockte.
»Gib auf, Jonmarc«, meinte er. »Nichts kann dich jetzt noch retten.«
Sie hörten, wie eine dritte Person sich mit eiligen Stiefelschritten zu Cam und Carina gesellte. »Was ist passiert?«, schnaufte Maynard Linton. »Der Wachtposten hat gemeldet, Jonmarc sei ins Lager gekommen und habe ausgesehen, als ob er hinter einem Pferd hergeschleift worden wäre. Oh, Carina, gut! Du bist schon da! Komm mit!« Und damit kam Maynard ins Zelt geplatzt, Carina am Handgelenk hinter sich herziehend, Cam im Schlepptau, auf dem Gesicht ein verwirrtes Lächeln.
»Göttin des Lichts, Jonmarc!«, rief Maynard aus und schüttelte den Kopf, als er Vahanians Zustand sah. »In welchem Wespennest hast du diesmal rumgestochert?«
»Nur eine kleine, freundschaftliche Unterhaltung«, antwortete Vahanian mit ausdruckslosem Gesicht. Sogar Carinas Missfallen schien zu verrauchen, als sie das Ausmaß seiner Verletzungen sah.
»Leg dich hin«, befahl sie ihm trocken. Er zuckte zusammen, als er sich auf die Ellbogen zurücklegte und dann langsam auf den Rücken. Carina runzelte die Stirn, als sie den tiefen Schnitt in seinem Bein untersuchte, und bedeutete Cam, die Laterne näher zu bringen. Sie ließ sich die Tasche mit den Arzneien und Breiumschlägen geben, die er aus ihrem Zelt mitgenommen hatte, und kramte eine Hand voll Kräuter und ein Fläschchen mit einer blauen Flüssigkeit daraus hervor.
»Was ist passiert, Jonmarc?«, wollte Linton wissen, als Carina an Vahanians Bein zu arbeiten begann.
»Wie ich schon gesagt habe, ich bin mit jemandem aneinandergeraten, den ich von früher kenne – autsch!« Vahanian versteifte sich, als Carina ein paar Tropfen der blauen Flüssigkeit auf die Wunde tropfen ließ. »Was ist das für ein Zeug – Feuer?«
»Nichts, was einen Söldner von deinem Ruf beunruhigen dürfte«, erwiderte Carina kühl, und Linton unterdrückte ein Kichern.
»Jedenfalls«, fuhr Vahanian fort, »war er … unzufrieden mit einem Geschäft, dass wir damals abgewickelt hatten. Und als er mich zufällig in der Schenke gesehen hat, beschlossen er und seine Freunde, den Punktestand auszugleichen.«
»Hast du in der Schenke irgendetwas in Erfahrung gebracht – außer dass du ehemaligen Kunden besser aus dem Weg gehen solltest?«, fragte Linton.
Vahanian nickte und setzte zu einer Antwort an, doch in diesem Moment legte Carina die Hände über seine Wunde, und Cam hieß den Söldner und den Karwan-Baschi mit einer Handbewegung schweigen. Der große Mann trat einen Schritt vor, um eine Hand auf Carinas Schulter zu legen, und die Heilerin bestätigte mit einem leichten Nicken den Kontakt. Sie schloss die Augen, und ihre Gesichtszüge entspannten sich, als sie in Trance fiel. Langsam begann ein schwaches, blaues Licht ihre Hände über dem Bereich der Wunde zu umspielen. Vahanian erstarrte kurz und lag dann still da, und als Carina ihre Hände wieder wegnahm, kam eine geschlossene Wunde zum Vorschein, die aussah, als habe sie bereits einen mehrwöchigen Heilungsprozess
Weitere Kostenlose Bücher