Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
hier!«, schrie Jared, der in einer betrunkenen Kombination aus Wut und Furcht zitterte. »Und kommt nicht wieder, ehe ihr etwas vorzuweisen habt! Bringt mir den Leichnam Bava Kaa’s oder den Kopf meines Bruders oder dieses Isencroft-Flittchen in Ketten! Ich lasse mich nicht länger zum Narren halten!« Er schleuderte einen Krug nach dem Magier, der schneller auswich, als ein sterbliches Auge folgen konnte, und mit einer Spur von Missbilligung zusah, wie der Inhalt des Kruges von der Steinwand auf den Boden tropfte.
»Wie Ihr wünscht, Euer Majestät«, erwiderte Arontala völlig ungerührt. Einen Wimpernschlag später stand er an der Tür. »Ich werde jemand schicken, der hier sauber macht«, sagte er und schloss die Tür hinter sich, womit auch eine weitere gebrüllte Verwünschung und ein leerer Kelch wirkungslos an dem massiven Holz abprallten.
Jared, außer Atem und heiser vom Schreien, stützte sich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab und starrte die Stelle an, wo eben noch der Magier gestanden hatte. Irgendwie, dachte er, lief diese ganze Sache gründlich aus dem Ruder. Und wenn der Hagedornmond erst einmal gekommen war, würde es wahrscheinlich noch schlimmer werden.
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
T ris Drayke wachte auf – und bereute es. In seinem Kopf hämmerte es, und jeder Muskel seines Körpers protestierte. Entschlossen schlug er die Augen auf und stellte fest, dass er eine fremde Decke anblickte. Unter großer Anstrengung schaffte er es, sich aufzusetzen, dann verzog er das Gesicht und machte die Augen wieder zu, weil alles verschwamm und das Hämmern in seinem Schädel heftiger wurde.
»Willkommen zurück!«, schnarrte Alyzza, drückte ihm eine Tasse dampfenden Tee in die Hand und half ihm, sie zum Mund zu führen. Einen Moment lang konzentrierte er sich auf nichts anderes als den Geruch der heißen Flüssigkeit und gab sich dem Gefühl hin, wie sie ihm brennend durch den Rachen floss. Als er die Augen wieder öffnete, merkte er, dass er der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der kleinen Gruppe war, die sich in einem gewöhnlichen Gasthauszimmer versammelt hatte. In einem Sessel neben dem Feuer saß Vahanian, sein Schwert in Reichweite, und sah nicht viel besser aus als Tris sich fühlte. Berry hockte im Schneidersitz auf dem Tisch und hatte anscheinend gerade eine Runde Tarle mit Carina beendet, der Carroway als Schiedsrichter beigewohnt hatte.
»Wo sind wir?«, fragte Tris, und seine Stimme kam merkwürdig krächzend aus seinem Mund. Er nahm noch einen Schluck Tee aus der Tasse, die Alyzza ihm gegeben hatte, und lehnte es ab, sich wieder hinzulegen, obwohl die Alte ihn mit einigen Kissen im Rücken abstützen musste, damit er nicht schwankte.
»Nur noch der Fluss trennt uns von Fahnlehen«, antwortete Vahanian ihm. »Ein kleines Stück nördlich des Waldes und ein bisschen östlich von der Stelle, wo wir die Sklavenjäger losgeworden sind. Ein paar Tage vom Dhassonpass entfernt.« Er schwieg einen Augenblick lang. »Gabriel hat uns hierher gebracht. Und er hat uns noch einmal gewarnt, dass ein Zauberbann über der Grenze nach Dhasson liegt: Wenn du versuchst, sie zu überqueren, wird das jede einzelne dieser verzauberten Bestien herbeirufen. Stattdessen sollst du zur Bibliothek von Westmark gehen und dann weiter nach Fahnlehen-Stadt – und wir Übrigen begleiten dich.«
Schemenhaft kamen Erinnerungsfetzen an den Kampf mit den Sklavenjägern in Tris hoch, das erregende Gefühl, als ihn seine Macht erfüllte, und das Entsetzen, als die zornigen Geister ihre lange erwartete Rache an ihren Opfern nahmen. Darüber hinaus erinnerte Tris sich an nichts. »Du musst mich ins Bild setzen«, sagte er verdrossen. »Das Letzte, dessen ich mich entsinne, ist, wie die Geister des Waldes uns verlassen haben.«
»Der Rest ist schnell erzählt«, kam Vahanian der Aufforderung nach. »Gabriel hat uns im Wald gefunden und hierher gebracht; er scheint eine Vereinbarung mit dem Betreiber dieses Gasthauses zu haben, die alles abdeckt, was wir brauchen. Du hast die letzten beiden Tage geschlafen. Kann nicht behaupten, dass ich etwas dagegen gehabt habe, mich selbst mal auszuruhen. Carina hat uns ein bisschen Reisegeld verdient, indem sie irgendeinen Pechvogel geheilt hat, der sich vor der Schenke das Bein gebrochen hatte, Carroway hat für ein paar Münzen im Gemeinschaftsraum gespielt, und Berry hat beim Tarle aus uns allen die Scheiße herausgeprügelt«, fasste er zusammen, und das Mädchen grinste
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