Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
einmal eine Geisel, damit er seinen Platz kennt , dachte Jared amüsiert. Ein Blick von Arontala, und er würde sich in den Staub werfen und um einen schnellen Tod betteln.
»Bereit, Euer Majestät?«, fragte Arontala in jenem selbstbewussten Tonfall, der Jared nicht im Zweifel daran ließ, dass der Blutmagier zu Rang und Macht eines sterblichen Königs nur ein Lippenbekenntnis ablegte.
»Das bin ich«, erwiderte Jared und legte gerade das richtige Maß an Langeweile in seine Stimme, um den unglücklichen Baron zu beeindrucken, der sich so dicht an die Wand gedrückt hatte, dass man ihn für einen Gobelin hätte halten können.
»Dann beginnt!«, wies Arontala den Inquisitor an, der daraufhin auf die Schwester zutrat und ihren Oberkörper mit einem groben Ruck aufrichtete.
Der Baron fiel in Ohnmacht.
Insgesamt dauerte die Befragung mehr als zwei Kerzenabschnitte, und selbst Jared staunte über die Unbeirrbarkeit des Opfers. Aufs Schlimmste misshandelt, der Körper übersät mit den Zeugnissen der Kunstfertigkeit des Inquisitors, war aus der Schwester dennoch kein Wort herauszubringen; sie fixierte Arontala mit einem festen Blick, der den dunklen Magier in Rage versetzte.
»Das scheint nirgendwo hinzuführen«, bemerkte Jared trocken, als der Inquisitor wieder ein anderes Werkzeug seiner Zunft einsetzte und der Schwester damit zwar entsetzliche Qualen zufügen, ihr aber außer Schmerzensschreien keinen Ton entlocken konnte.
»Sie ist starrsinnig«, schäumte Arontala vor Wut, während Jared sich insgeheim an der Frustration des Magiers weidete.
»Möglicherweise«, wandte er ein, »ist sie die erste richtige Magierin, die Ihr bisher befragt habt, und eben keine dieser Heckenhexen, mit denen Ihr sonst so gerne spielt.«
»Selbst Magier haben einen Punkt, an dem sie zerbrechen«, entgegnete Arontala zähneknirschend und gab dem Inquisitor einen Wink, ein weiteres Instrument zu versuchen.
»Und einen Punkt, an dem sie scheitern«, stichelte Jared und nahm genussvoll die erste Chance seit geraumer Zeit wahr, den Magier wieder einmal in Verlegenheit bringen zu können.
»Genau wie Könige«, antwortete Arontala gelassen und fügte mit kaum verhülltem Sarkasmus in der Stimme ein »Eure Majestät« hinzu.
»Tatsache ist, dass Ihr die sterblichen Überreste Bava Kaa’s immer noch nicht gefunden und zerstört habt«, betonte Jared. »Und solange Euch das nicht gelungen ist, schweben wir in Gefahr.«
»Wir haben jede Zitadelle von hier bis zur Grenze nach Fahnlehen und westlich bis nach Isencroft zerstört«, erwiderte Arontala gereizt.
»Ihr habt Euch eben einfach nicht genug Mühe bei der Suche gegeben«, sagte Jared, machte einen Schritt über den mit dem Gesicht nach unten daliegenden Baron hinweg und ging auf die Treppe zu. »Ich hatte genug Unterhaltung für heute Abend«, meinte er trocken. »Ich bin in meinen Räumen.«
»Wie Ihr wünscht, Euer Gnaden«, antwortete Arontala mit kaum verhohlenem Ärger. Als Jared den Fuß auf die erste Stufe setzte, warf er einen Blick zurück und sah, wie Arontala dem Inquisitor die Instrumente aus der Hand riss und damit auf die Magierin, die kaum noch bei Bewusstsein war, zuging. Die Echos ihrer Schreie verfolgten Jared über die gesamte Länge der verwinkelten Treppe, bis er sie schließlich hinter einer massiven hölzernen Tür zurückließ.
Er hatte kaum die Haupthalle erreicht, als der Hauptmann seiner Wache ihn einholte. »Wenn es Eurer Majestät genehm ist«, sprach ihn der Mann an und verneigte sich.
»Ist es nicht!«, schnauzte Jared ihn gereizt an. Der Gardist hatte offensichtlich einen langen Ritt hinter sich, denn seine Kleider waren mit Schlamm bespritzt und vom Staub der Straße überzogen. »Nun?«, knurrte Jared. »Welche Neuigkeiten bringt Ihr?«
»Von der fahnlehener Grenze, Euer Majestät«, berichtete der durcheinandergebrachte Mann. »Es wurde gemeldet, dass eine Schwertkämpferin auf einem großen Streitross zwei unserer Gardisten im Alleingang verjagt und eine Gruppe von Bauern nach Fahnlehen hinübergebracht hat.«
Jared runzelte die Stirn. »Eine Frau, mit einem Schwert?«
Der Hauptmann nickte. »Aye, Euer Majestät. Und keine Dilettantin, dem Bericht zufolge. Eine wohl trainierte und ausgebildete Klinge.«
Jared fluchte. »Was hätten Eure Männer Euch denn sonst erzählen sollen, nachdem sie nicht in der Lage waren, die Straße zu behaupten?«, blaffte er. »Es überrascht mich, dass sie sich keinen zehn Fuß großen Riesen haben
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