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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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die gespaltene Tote im Morgenlicht lag. Entsetzen spiegelte sich in Carinas Miene wider, während ihr Blick von Tris zu dem Leichnam des Mädchens und dann zum Brunnen wanderte, und einen Moment lang schienen ihr die Worte zu fehlen.
    »Aber wie –?«, setzte sie an und hielt dann inne. »Wie kam ihre Leiche wieder ins Leben zurück?«
    Tris zwang sich dazu, die Leiche anzusehen. »Ich weiß es nicht mit Gewissheit«, gab er zu. »Als ich ihren Geist wegstieß, war meine einzige Sorge, ihn von uns fernzuhalten«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Es heißt, dass bei Morgengrauen die Geisterwelt unserer eigenen näher ist. Vielleicht war sie nahe genug, dass das Gespenst versuchen konnte, sich seinen eigenen Körper zurückzuholen, und nahe genug, dass Jonmarc es erschlagen konnte.«
    »Ich danke euch«, gelang es Carina schließlich zu sagen, wobei sie zuerst Tris und dann die Übrigen ansah. »Ich danke euch so sehr!«
    »Gehört alles zum normalen Tagewerk«, erwiderte Vahanian sarkastisch. »Können wir jetzt verdammt noch mal hier weg?«
    Tris machte einen Schritt auf das Lager zu, merkte, wie seine Knie unter ihm nachgaben, und stolperte. Ihm wurde schwindlig, und Carroway musste ihn auffangen, als die Nachwehen des Wirkens sich als stechende Kopfschmerzen bemerkbar machten.
    »Wozu zum Teufel ist Magie gut, wenn man sich jedes Mal beschissen fühlt, nachdem man sie benutzt hat?«, fluchte Tris vor sich hin und gab sich Mühe, mit Carroways Hilfe einen Fuß vor den andern zu setzen.
    »Falls es dich tröstet: Carina sieht auch nicht besser aus. Kannst du reiten?«, fragte Carroway.
    »Gib mir einen Becher Kerif und einen Kerzenabschnitt, um wieder zu Sinnen zu kommen«, bat Tris, während Carroway ihn zum Feuer führte und ihm half sich hinzusetzen. »Und dann werden wir reiten, selbst wenn ihr mich auf dem Pferd festbinden müsst.«
    Vahanian ging zu den Pferden, um sie zu beruhigen; Carroway drückte Tris einen Becher des starken, bitteren Getränks in die Hand und kümmerte sich anschließend darum, dass auch Carina mit einem warmen Umhang und einem vollen Becher versorgt war. Tris konnte spüren, wie sie ihn hinter seinem Rücken anstarrten, als ob er plötzlich ein fast ebenso seltsames Wesen wie der Leichnam auf der Lichtung hinter ihnen geworden wäre. Carroway ging Vahanian helfen, und Carina ließ sich neben Tris nieder, wo sie eine Weile schweigend sitzen blieb.
    Glücklicherweise fasste Carina die Fragen, die ihr im Kopf herumgehen mussten, nicht in Worte. Bei den Kopfschmerzen, die hinter seinen Augen pochten, bezweifelte Tris, dass er mit mehr als einsilbigen Antworten hätte dienen können. Seine Bemerkung, eventuell aufs Pferd gebunden werden zu müssen, war nur zum Teil ein Scherz gewesen. Vahanian mochte ja Erfahrung darin haben, mehr tot als lebendig aus dem Kampf zurückzureiten, aber Tris fühlte sich so entkräftet, als ob er einen ganzen Tag schwerste körperliche Arbeit verrichtet hätte, ohne etwas zu essen oder in der Nacht davor geschlafen zu haben. Du Liebe Lady, wenn es das ist, was ein richtiges Wirken mit einem anstellt, dann sollte ich es besser beim ersten Mal, wenn ich mich auf einen Kampf mit Arontala einlasse, richtig hinkriegen. Denn ein zweites Mal würde ich kaum überleben. Noch nie zuvor hatte er die Möglichkeit in Betracht gezogen, durch Magie und nicht im Kampf umzukommen, bevor er sich die Krone aufsetzen könnte. Selbst wenn ich nicht lang genug lebe, um König zu werden – jemand Schlimmeres als Jared können sie kaum finden, wenn es mir nur gelingt, das Land von Arontala zu befreien , dachte er, bevor das Hämmern in seinem Schädel das Denken zu schmerzhaft machte.
    Obwohl den Rest des Morgens über niemand mehr den Zwischenfall erwähnte, ritten alle in stillschweigender Übereinkunft langsamer. Tris schaffte es, sich auf dem Pferd zu halten, ohne darauf festgebunden zu werden, wenn auch nur knapp, doch bezweifelte er, dass er bei einem Galopp im Sattel bleiben würde. Carina war noch zu mitgenommen, um überhaupt ohne Hilfe reiten zu können, und hatte Vahanians Angebot, sein Pferd mit ihm zu teilen, ohne ihre üblichen bissigen Bemerkungen angenommen. Sie ritten so schnell sie es wagten, denn sie waren erpicht darauf, so viel wie möglich Abstand zwischen sich und den Spukbrunnen zu bringen.
    Als Carroway am späten Vormittag von Vahanian an der Spitze abgelöst wurde, ließ er sein Pferd zurückfallen, bis er neben Tris war. Wortlos ritten sie eine Weile

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