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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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wären wir jetzt nicht hier«, sagte er mit belegter Stimme. »Mutter und Kait wären nicht tot. Ich hätte Vater die Augen öffnen müssen. Ich hätte mich Jared entgegenstellen müssen. Bei der Hure, wenn ich ein Magier bin, dann hätte ich versuchen müssen, Arontala zu stoppen, als er nach Shekerishet kam. Damals war er noch schwächer.«
    »Und du warst nur ein Junge«, entgegnete Carroway ruhig. »Dein Vater ist nie dazu gekommen, einen neuen Hofmagier zu finden, nachdem deine Großmutter tot war. Vielleicht wusste er nicht, wie er es anstellen sollte. Vielleicht wollte er die Macht nicht teilen. Ich glaube, als Jared die Initiative ergriff, war dein Vater erleichtert. Vermutlich hat er gehofft, es sei ein Zeichen, dass Jared den Schlägereien und dem Herumhuren entwachsen war.«
    »Und wenn Großmutter mich genau aus diesem Grund ausgebildet hat?«, brach es aus Tris heraus. »Wenn sie etwas Derartiges vorausgesehen und mich ausgebildet hat, damit ich es aufhalte? Wenn ich mehr gelernt hätte, mehr geübt hätte, vielleicht wäre die Macht dann früher auf mich übergegangen, vielleicht war ich dazu vorgesehen, Arontala aufzuhalten, und habe versagt!«
    »Zu viele Vielleichts können einen Mann verrückt machen«, bemerkte Harrtuck und beobachtete mitfühlend, wie Tris sich mit dem Ärmel über die Augen fuhr. »Was geschehen ist, ist geschehen. Und mir scheint, wir sollten jetzt so viel wie möglich Abstand zwischen dich und Margolan bringen. Sobald wir in Dhasson sind, können wir ausknobeln, wie wir den Bastard am besten auseinandernehmen. Aber heute Nacht gibt es für uns nichts zu tun, außer bis morgen früh am Leben zu bleiben.«
    Tris nickte, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, in dieser Nacht Schlaf zu finden. »Ich weiß«, sagte er mit rauer Stimme. »Aber davonzulaufen ist wenig edelmütig.«
    Harrtuck bedachte ihn mit einem zynischen Blick. »Ist tot zu sein etwa besser?« Als Tris sich abwandte und zum Rand der Lichtung ging, zuckte Harrtuck die Achseln und begann Soterius zu helfen, einige Kiefernäste näher ans Feuer zu ziehen und daraus behelfsmäßige Nachtlager zu bereiten. Carroway sah Tris ein paar Minuten schweigend zu, wie dieser in stillem Widerstreit mit sich selbst am Waldrand auf und ab ging.
    Als Soterius und Harrtuck sich etwas weiter entfernten, um sich um die Pferde zu kümmern, wagte der Spielmann sich zu ihm hin.
    »Ich hatte noch nicht wirklich die Gelegenheit dir zu sagen, wie leid es mir tut, das mit Kait und alles«, ergriff er das Wort.
    »Danke«, murmelte Tris mit erstickter Stimme. »Das Ganze kommt mir wie ein Albtraum vor, aus dem ich jeden Moment aufwachen muss, und dann finde ich Kait bei mir und sage ihr, wie sehr ich sie liebe.« Er presste die Augen zu, um die Tränen zurückzuhalten, die dennoch flossen und weitere Worte unmöglich machten.
    »Am schlimmsten ist«, fuhr er fort, als er seine Stimme wiederfand, »dass ich weiß, dass sie da draußen ist. Ich kann es spüren, aber ich kann sie nicht zu mir holen. Da ist irgendetwas, was sie zurückhält.« Sein Blick begegnete dem Carroways, und Tris wusste, dass sein Freund ihm seinen Schmerz ansehen konnte. »Sie ist gefangen, sie hat schreckliche Angst, und ich kann ihr nicht helfen«, gab er mit rauer Stimme zu. »Was nützt es schon, mit Geistern sprechen zu können, wenn man denjenigen nicht helfen kann, die man am meisten liebt? Ich kann sie nicht schon wieder enttäuschen, und doch weiß ich nicht, wie ich ihr helfen soll.«
    Tröstend legte ihm Carroway die Hand auf die Schulter. »Ich kenne auch keinen Weg, aber ich kenne dich. Und wenn du bereit wärst, zuzuhören, dann würde ich dir sagen, dass du nichts hättest anders machen können daheim in Shekerishet, aber ich weiß, dass du nichts von dem hören willst, was ich sage.«
    Tris schüttelte den Kopf. »Nein, will ich nicht, aber ich danke dir für deine Worte.«
    »Sieh zu, dass du etwas Schlaf bekommst«, wies Carroway ihn an. »Ban hat die erste Wache.«
*
    In Tris’ Träumen war Bava K’aa immer noch so aufrecht und unbeugsam wie zu ihren Lebzeiten, eine dunkelhaarige Frau, der die Jahre nur wenig Grau und kaum Falten beschert hatten. Bava K’aa besaß eine Aura der Macht, auch ohne ihre graue Robe und ihren schwarzen Überwurf, die sie als Geisterzauberin oder Seelenruferin kennzeichneten.
    »Tris«, rief die Traumgestalt ihn.
    »Hier, Großmutter.«
    »Die Zeit ist gekommen«, sagte Bava K’aa.
    »Wofür, Großmutter?«
    »Dass du

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