Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
nach zuletzt Geschäfte gemacht hat«, sagte Harrtuck, der gegen einen Baum gelehnt dastand und sich das Gesicht von dem Dampf umspielen ließ, der aus seinem Becher aufstieg. Was die Geister aus dem ersten Wirtshaus nicht für sie bereitgelegt hatten, hatte Harrtuck im letzten Dorf bekommen. Die Vorräte waren spärlich, aber mehr als ausreichend, um Leib und Seele zusammenzuhalten, bis etwas Besseres zu bekommen war. Tris streckte sich. Er war wundgerittener als je zuvor in seinem Leben und wurde sich reumütig der Tatsache bewusst, dass das Leben zu Friedenszeiten einen Prinzen schmerzlich außer Übung kommen ließ.
Harrtuck bemerkte seine körperlichen Beschwerden und quittierte sie mit einem schalkhaften Lächeln. »Gib dir eine Woche Zeit, Tris«, kicherte er. »Du wirst dich schon noch abhärten!« Ein schwacher Trost für Tris war, dass sogar Soterius steif und verdrossen wirkte. Harrtuck hingegen schienen – obwohl er ein Dutzend Jahre älter als Tris und seine Freunde war – die Abenteuer der letzten paar Tage überhaupt nichts anzuhaben, der Verdienst langer und harter Jahre im Feld mit des Königs Armee.
»Warum sollte Vahanian sich dazu bereiterklären, unser Führer zu sein?«, fragte Soterius, als er sich langsam am Feuer niederließ und von Harrtuck eine der warm gemachten Rationen entgegennahm. Soterius sah mürrischer aus, als Tris ihn jemals erlebt hatte, und wahrte auch etwas mehr Distanz.
»Zum einen, weil wir ihn bezahlen werden«, antwortete Harrtuck. »Zum anderen, weil er mir ein paar ziemlich große Gefallen schuldet.«
»Groß genug, um dafür zu sterben? Unsere Köpfe sitzen dieser Tage ziemlich locker.«
Harrtuck zuckte die Achseln. »Ich hatte nicht vor, herauszuposaunen, wer ihr seid, wenn ich euch mit ihm bekannt mache, falls es das ist, was du meinst. Vahanian ist den Umgang mit fragwürdiger Fracht gewohnt. Es gibt Sachen, die fragt man, und es gibt Sachen, die fragt man nicht. Es wird nicht das erste Mal sein, dass er Konterbande befördert, die ihn das Leben kosten kann.« Er machte eine Pause. »Ich weiß, dass du nichts von käuflichen Schwertern hältst, Soterius, aber manchmal sind sie ein notwendiges Übel. Und Jonmarc Vahanian kann man vertrauen – was mehr ist, als man von manch anderem behaupten kann.«
»Er wird vermutlich von uns verlangen, mit einer Karawane zu reisen, zumindest einen Teil des Weges«, fuhr Harrtuck fort und kaute dabei ein Stück gebratenes Fleisch. »Die meisten Karawanen sind ständig auf der Suche nach käuflichen Schwertern. Gute Söldner haben keine Lust, mit einem Haufen Teppichhändler durch die Gegend zu ziehen und darauf zu warten, dass etwas passiert. Und da selbst reiche Karawanen weniger bezahlen als adlige Häuser, verlassen die Schwertkämpfer, die eine Karawane überhaupt kriegen kann, sie für gewöhnlich wieder, sobald sie ein bisschen Erfahrung gesammelt haben.«
»Käufliche Schwerter, pah!«, meinte Tris skeptisch.
»Kein so schlechtes Leben, wenn man sich die Alternativen vor Augen hält«, erwiderte Harrtuck und unterbrach sich kurz, um an seinem dampfenden Getränk zu nippen. »Zum Beispiel hast du freie Mahlzeiten; das ist eine gute Sache, wenn man auf sich selbst angewiesen ist. Und in Karawanen findet man jede Menge interessanter Typen«, fügte er trocken hinzu.
»Wir werden ein bisschen langsamer vorwärtskommen, als wenn wir alleine reisten«, sprach er weiter, »aber wir werden kein so gutes Ziel abgeben. Jared wird wahrscheinlich erraten, dass du zum Königreich deines Onkels unterwegs bist, und Leute ausschicken, die nach dir suchen. Als Teil der Karawane hast du Sicherheit zuhauf. Und wenn du dir die Banditen vom Leib halten kannst, ist es gar keine so schlechte Methode, um zu sehen, wie das Leben in den Königreichen wirklich ist«, bemerkte Harrtuck, leerte seinen Becher und stellte ihn auf einem Baumstumpf ab. »Das könnte höchst interessant für dich sein, mein Prinz.«
Das stimmte, musste Tris sich eingestehen. Er wusste wenig vom alltäglichen Leben. Er hatte die klassische königliche Ausbildung erhalten, war während seiner Jugend einige Jahre als Pflegling bei seinem Onkel gewesen und von einer Heerschar von Hauslehrern und Ratgebern betreut und angetrieben worden. Aber von den Menschen selbst wusste er wenig. Es könnte tatsächlich interessant sein.
»Wenigstens glaube ich, dass er das vorschlagen wird«, sagte Harrtuck und streckte sich. »Aber wer kann das bei Vahanian schon wissen?«
»Und
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