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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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dich an meinen Unterricht erinnerst«, antwortete Bava K’aa. Sie streckte die Hand aus, um seine zu ergreifen, und er fühlte, wie sich ihr warmes Fleisch um seine Finger schloss. »Du musst dich daran erinnern, was du gelernt hast. Hab keine Angst. Die Macht wird zu dir kommen, Tris. Ich habe dich vorbereitet.«
    »Wofür?«, fragte er wieder. Bava K’aas Bild schien so real, und ihre Berührung war so fest, dass es ihm schwer fiel nicht zu vergessen, dass dies nur ein Traum war. Instinktiv streckte er die Hände nach ihr aus, denn er sehnte sich nach ihrer tröstlichen Berührung. Die Augen des Geistes nahmen seinen Schmerz wahr, und der Gesichtsausdruck seiner Großmutter wurde weicher, doch wich das Mitgefühl darin schnell wieder der Besorgnis.
    »Es gibt eine Bedrohung für Margolan und die Sieben Königreiche, die größer ist als Jared«, sagte die geisterhafte Gestalt mit der unerschütterlichen Gewissheit, die immer in ihrem Tonfall gelegen hatte, wenn sie Könige beriet. »Ein altes Übel hat sich erhoben. Der Obsidiankönig ist wieder erwacht. Arontala versucht, ihn von dort zu befreien, wo wir ihn eingesperrt haben, lange bevor du geboren wurdest. Du musst ihn aufhalten«, sagte sie mit einem Blick, der durch ihn hindurch direkt in seine Seele zu schauen schien. »Wähle deine Lehrer wohl.«
    »Warum ist die Macht nicht gekommen, bevor … bevor sie gestorben sind?«, verlangte Tris zu wissen. »Ich hätte Arontala aufhalten können –«
    »Du warst noch nicht bereit«, entgegnete der Geist. »Die Macht weiß, wann ihr Gefäß bereit ist. Ich wusste seit deiner Geburt, dass du mein Magiererbe bist, Tris«, erzählte seine Großmutter. »Weil du vor … anderen … geschützt werden musstest, war es nicht sicher, es dir zu enthüllen, bis die Macht über dich kam.« Ihr Blick war unbeugsam. »Ich habe dich viele Dinge gelehrt und dich gelehrt sie zu vergessen, bis die Zeit reif ist«, sagte sie mit einem schwachen Lächeln und begann zu entschwinden. »Jetzt musst du dich erinnern.«
    »Großmutter!«, rief Tris. »Was ist der Seelenfänger?«
    Der Geist hielt abrupt inne, und große Sorge füllte seine Augen. »Was weißt du über den Seelenfänger?«
    Tris berichtete ihr von der Warnung des Wiedergängers. Bava K’aa hörte ihm ernst zu und nickte dann. »Das hätte ich kommen sehen müssen«, sagte sie mit einem Seufzer. »Als der Obsidiankönig bezwungen war, waren wir zu wenige und zu erschöpft, um ihn vollends zu vernichten. Also sperrten wir seine Seele in eine uralte Kristallkugel, einen Orb, eine Pforte zum Chaos. Eine Kristallkugel, die ›Seelenfänger‹ genannt wird. Wir glaubten sie dort sicher, doch vielleicht waren wir zu optimistisch, zu begierig darauf, endlich fertig zu sein«, grübelte sie. »Falls Arontala die Seele des Obsidiankönigs befreien kann, dann ist alles, worum wir uns bemüht haben, verloren. Der Obsidiankönig wird seine Kräfte mit denen Arontalas vereinigen, Arontalas Körper als eigenen nehmen und zurückkehren, um die Welt zu beherrschen.« Das Bild flackerte und Tris fürchtete, es würde gänzlich verschwinden. »Es gibt keine Magier mehr, die mächtig genug sind, ihn zu besiegen, so wie wir es taten, sollte er sich wieder erheben. Dazu bräuchte es eine weitere Generation, und er würde dafür sorgen, dass alle, die ihm gefährlich werden könnten, vernichtet werden.«
    Ihr Blick richtete sich wieder auf Tris. »Du musst Arontala besiegen. Du musst einen Weg finden, die Seele des Obsidiankönigs vollends zu zerstören. Sämtliche Hoffnungen ruhen auf dir, mein Kind.« Und bevor er ihr eine der Fragen stellen konnte, die ihn quälten, verschwand die Erscheinung und mit ihr der Traum; wach und verwirrt und mit kaltem Schweiß bedeckt blieb er zurück.
    Das Feuer war erloschen und der Boden dünn mit Reif überzogen, doch die morgendliche Kühle war nicht der einzige Grund für Tris’ Frösteln: Noch nie in seinem Leben war ihm ein Traum so wirklich vorgekommen. Er merkte, dass er zitterte; sein Atem schwebte in kleinen Nebelwolken davon.
    Während Carroway die letzten Runden seiner Wache machte, sammelte Tris Holz und entfachte die Flammen wieder. Das Kältegefühl des Traums war immer noch nicht von ihm gewichen, und Bava K’aas Stimme klang in seinen Ohren nach. Dankbar nahm er einen Becher des starken und heißen Tranks entgegen, den Harrtuck über dem Feuer aufgebrüht hatte.
    »Wir sind nicht mehr weit von der Stelle entfernt, wo Vahanian dem Vernehmen

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