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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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keuchte der Wirt und wich zur Treppe zurück.
    »Wieder nach draußen, würde ich sagen«, meinte Carroway. Er zuckte mit den Achseln, als die anderen sich umdrehten und ihn anstarrten. »Na ja, er muss ja wohl kaum die Treppe benutzen!«
    Und tatsächlich, als die Gruppe die Rückseite des Wirtshauses erreichte, stand der Geist am Waldrand und wartete auf sie. Tris bedeutete seinen Gefährten ihm zu folgen und führte sie dem Geist hinterher, der nur wenige Schritte abseits des Weges stehen blieb. Der Schatten zeigte Tris die Richtung und dieser machte mehrere Schritte nach rechts, bis der Geist des Ermordeten zufrieden nickte. »Helft mit!«, forderte Tris seine Gefährten auf und bückte sich, um einen Stein von der Größe einer Melone aufzuheben, der in der Nähe lag. Als er mit dem Fuß etwas teilweise unter dem Laub Verborgenes berührte, sah er im gefleckten Mondlicht das Gelb-Weiß eines verwitterten Knochens. Behutsam legte Tris den Stein darüber und drehte sich um, um von Carroway einen weiteren entgegenzunehmen. Binnen einer Viertelstunde hatten sie einen kleinen Steinhügel errichtet, über dem Tris das Zeichen der Göttin machte. Er sah zurück zu dem Geist. Die Wut war aus der Haltung des jungen Mannes gewichen; über sein einfaches Gesicht hatte sich ein wehmütiger Zug gelegt.
    »Begebt Euch zu Eurer Ruhe in Frieden, werter Herr«, sagte Tris feierlich und hob eine weit geöffnete Hand.
    Der Geist begann zu verblassen und wurde immer undeutlicher, bis er wieder nichts als ein feiner Nebel war. Dann verlor sich auch dieser Nebel im Mondlicht.
    Tris sah der Erscheinung nach und verspürte eine Mischung aus Befriedigung, weil es ihm gelungen war, den Geist des Verstorbenen zu erlösen, und Verdruss, weil seine Gefährten Zeugen des Vorfalls geworden waren.
    »Ich gehe nach den Pferden sehen«, sagte Soterius und wandte sich ab. Mit gerunzelter Stirn beobachtete Tris, wie sein Freund davonschritt, bis Harrtuck zu ihm kam und ihm die Hand auf den Arm legte.
    »Mach dir keine Sorgen wegen ihm«, sagte der Kämpfer mit rauer Stimme. »Höchstwahrscheinlich wird er ein bisschen brauchen, um das alles zu verarbeiten. Schließlich«, meinte er kichernd, »haben wir Soldaten nicht viel Vertrauen zu Magiern. Ich persönlich vertraue lieber kaltem, hartem Stahl als einem Haufen Hokuspokus.« Er hielt inne. »Bisher jedenfalls.«
    Tris sah Soterius nach. Was im Namen der Vier Gesichter geschieht mit mir? , fragte er sich, hin und her gerissen zwischen Stolz und Furcht. Handfeuer beschwören, Kerzen ohne Schilfgras anzünden, ein bisschen Wald-und-Wiesen-Magie betreiben, das ist eine Sache. Aber Großmutters Magiererbe zu sein, über die Art von Macht zu gebieten, die sie hatte – das kann einfach nicht wahr sein! Und wenn es doch wahr ist, wenn Carroway recht hat, wenn ich ein Seelenrufer bin, ein Magier – bei der Lady, was bedeutet das dann? Doch bevor er weiterdenken konnte, zupfte Carroway ihn am Ärmel.
    »Die Wälder sind nachts kein Ort für die Lebenden«, ermahnte der Barde ihn. »Lass uns zurück zum Feuer gehen. Du siehst aus, als könntest du einen Branntwein vertragen, und ich denke, ich werde einen Happen von dem Käse zu mir nehmen, den ich auf der Theke gesehen habe.«
    Wie in Trance ließ Tris sich von seinen Gefährten zurück zu den tröstlichen Lichtern des Gasthauses führen. Der Wirt und seine Familie erwarteten sie und grüßten ihn mit einer Ehrerbietung, wie sie normalerweise einem König vorbehalten war, sodass Tris vor Verlegenheit rot wurde.
    »Alles, was Ihr wollt, geht aufs Haus!«, sprudelte der erleichterte Schenkenbesitzer hervor. »Euer Essen, Eure Getränke, Eure Unterkunft und das Futter für Eure Pferde!« Er strahlte und schien auch ein wenig gerader zu stehen. »Vielleicht können wir jetzt von diesem Bretterhaufen endlich anständig leben!«, schrie er und tanzte eine kleine Gigue mit der pummeligen Köchin, die der Frau den Atem nahm und ihr die Röte ins teigige Gesicht trieb.
    Mit einem Seufzer akzeptierte Tris die eilends herbeigebrachten Speisen und Getränke, obwohl er sich eigentlich nur nach einem starken Weinbrand und einem Bett für die Nacht sehnte. Er bat den Wirt dringend, niemand etwas zu erzählen, und das Ehepaar gelobte Schweigen. Tris war klar geworden, dass seine gedankenlose Reaktion auf den gequälten Geist sie in noch größere Gefahr gebracht hatte, sollte Arontala die Geschichte zu Ohren kommen. Harrtuck saß neben ihm am Kamin und sagte nichts,

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