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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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entstand plötzlich Aufregung, und Tris reckte den Hals, um mehr zu sehen. Wenigstens ein Dutzend Nargi-Priester hatte sich um eine Reihe von Händlern in der Nähe des Kais geschart; sie gestikulierten wütend und zeterten in ihrer harschen, abgehackten Sprache. Die Sache fing an hässlich zu werden, die Priester schrien, hielten Waren hoch und schüttelten sie, um ihren Vorwürfen Nachdruck zu verleihen. Tris machte einen Schritt auf das Geschehen zu, um es besser verfolgen zu können, als Harrtuck ihn am Arm packte und in eine Nische zog.
    »Wir stecken in Schwierigkeiten, mein Junge!«, flüsterte der Waffenmeister. »Die margolanischen Wachen sind wieder da, und sie haben unsere Richtung eingeschlagen. Nicht umdrehen!«, zischte er.
    »Wir müssen die andern warnen!«
    »Keine Zeit! Sie sind schlau genug, um sich in Sicherheit zu bringen«, knurrte Harrtuck und trat hinter einen Stapel Körbe.
    »Diese Wachen wandern nicht nur ziellos herum – sie suchen jemanden«, stellte Tris fest und behielt die drei Gardisten im Auge, die sich gerade einer Frau in einem blauen Kleid näherten. Sie nickte, während sie mit ihr sprachen, und zeigte in die Richtung, wo er und Harrtuck noch Augenblicke zuvor gestanden hatten. »Sie kommen auf uns zu!«
    »Hier rüber!«, zischelte Harrtuck und zerrte Tris am Ärmel zu Vahanians Wagen. Der große Karren quoll über von zusammengerollten cartelasischen Teppichen und Ballen feiner korbischer Seidenwaren. Als sie den Karren zwischen sich und der Straße hatten, stieß Harrtuck Tris an. »Klettre rein, Junge!«, flüsterte er. »Falls die Wachen nicht vorhaben, jeden einzelnen Händler zu durchsuchen, können wir hier auf Vahanian warten.«
    Sie hatten sich kaum unter Teppichen und Seidenstoffen verkrochen, als erneut die Stimmen der Nargi-Priester an ihre Ohren drangen, noch lauter und durchdringender. Chaos brach aus, als der Streit handgreiflich wurde und ganze Warenstapel krachend umfielen. Von ihrem Versteck aus konnten Tris und Harrtuck nur wenig sehen, aber das Geräusch rennender Schritte kam näher.
    Plötzlich machte ihr Karren einen Ruck nach vorn und rollte los, schneller und schneller, direkt auf die margolanischen Gardisten zu. Hinter ihnen kamen die wütenden Priester fast bis auf Reichweite der hinteren Wagenklappe heran.
    »Du da, anhalten!«, befahl einer der Gardisten, doch der Eigentümer des Wagens schenkte ihm keine Beachtung und preschte mit halsbrecherischer Geschwindigkeit mit Pferd und Karren vorwärts.
    Mit einem Schrei trieb er sein Gefährt geradewegs auf die unglücklichen Wachen zu, denen keine andere Wahl blieb, als sich aus dem Weg zu werfen oder niedergeritten zu werden. Das Knäuel der aufgebrachten Priester jagte dem Gespann nach, wälzte sich an den Gardisten vorbei und stieß sie zur Seite, verzweifelt bemüht, den entkommenden Händler einzuholen.
    Tris und Harrtuck hatten alle Hände voll zu tun, um sich festzuhalten, als der Karren die von Wagenspuren zerfurchte Straße hinunterschlingerte. Die Teppichrollen und Seidenballen hüpften hin und her und spielten ihnen übel mit. »Festhalten!«, rief Harrtuck, als der Wagen auf zwei Rädern eine Kurve nahm und dabei Teile seiner kostbaren Fracht einbüßte. Die Nargi-Priester, die nicht mehr in der Lage waren weiterzulaufen, hoben die verstreuten Seidenstoffe und Teppiche auf und schwenkten sie unter Drohungen und Flüchen hinter dem entschwindenden Wagen her.
    Ohne auf die Menge zu achten, raste der Lenker des Wagens durch die Straßen. »Wo will er hin?«, gelang es Tris durch zusammengebissene Zähne hervorzupressen. Eine Teppichrolle knallte ihm von hinten an den Schädel, kurz bevor zwei glatte Seidenballen von vorn auf ihn herabrutschten und ihn unter sich begruben. Ein paar lose Seidenteile flatterten hinter ihnen im Fahrtwind wie schillernd bunte Fahnen.
    »Keine Ahnung, aber er fährt, als ob die Rächerin persönlich hinter uns her wäre«, stöhnte Harrtuck, dessen Bemühungen sich festzuhalten von hin und her geworfenen Teppichen torpediert wurden.
    Ihr Fahrer stieß einen Jubelschrei aus, als der Wagen durch die Stadttore und auf die offene Straße schoss. »Das wird ein langer Rückweg werden«, murmelte Tris, während er sich so festklammerte, dass ihm die Arme schmerzten. Sie hatten keine andere Wahl, als im Wagen zu bleiben, wo er auch hinfahren mochte, zumindest bis er langsamer machte. Endlich, mindestens einen halben Kerzenabschnitt, nachdem sie die Stadt verlassen hatten,

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