Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
parieren, bemerkte er, dass sein Kontrahent nicht einmal schwer atmete. Er selbst hingegen, gestand sich Tris ein, musste sich bis aufs Äußerste konzentrieren, um nicht verletzt zu werden.
Vahanians Schwert pfiff an Tris’ Ohr vorbei. Tris spürte, wie sein Herz hämmerte, als er parierte und die Klinge wegschlug. Wenn ich meine erste Unterrichtsstunde überlebe, könnte ich etwas lernen, dachte er und strich sich das schweißnasse Haar aus dem Gesicht.
Sein Instinkt befahl Tris sich zu ducken. Er schwang sein Schwert nach oben, wo es gegen Vahanians Waffe prallte und deren Spitze ablenkte, jedoch nicht aufhielt. Tris schrie auf, als die Klinge ihm den Arm aufschlitzte.
»Das reicht!«, rief Vahanian und ließ sein Schwert sinken. Schwer atmend senkte Tris seine eigene Waffe in Erwartung eines Tricks. Doch Vahanian steckte sein Schwert in die Scheide und kam auf ihn zu und runzelte in echter Sorge die Stirn, als Tris’ Hand zu seiner verletzten Schulter ging.
»Lass mich sehen!«, befahl der Kämpfer, und Tris nahm die Hand weg, die klebrig von Blut war. »Nicht allzu schlimm«, verkündete Vahanian, nachdem er die Wunde untersucht hatte. »Wasch sie mit etwas von Harrtucks Kräutertee aus und verbinde sie. In ein paar Tagen wird sie weg sein.«
»Du bist gut!«, keuchte Tris und verfluchte sich dafür, außer Atem zu sein. Vahanian betrachtete ihn belustigt.
»Ja. Das musste ich auch«, erwiderte er und trat zurück. »Wer immer dich ausgebildet hat, er hat bei den Grundlagen gute Arbeit geleistet«, fügte er hinzu. »Aber er hat nach den Regeln gespielt. Regel eins hier draußen ist, dass es keine Regeln gibt.«
»Das habe ich bemerkt«, antwortete Tris reuig und legte die Hand wieder auf seine verletzte Schulter. Obwohl die Wunde nicht tief war und seine Kampffähigkeit nicht beeinträchtigen würde, hätte ihm Jacquard, der Palastwaffenmeister, niemals absichtlich eine solche Verletzung beigebracht. Vahanians Schule würde rauer werden.
»Du hast eine gute Verteidigung gezeigt, ziemlich gegen Ende«, fuhr Vahanian fort. »Unmittelbar bevor du in der Konzentration nachgelassen hast. Die will ich nächstes Mal noch einmal sehen!«
KAPITEL ACHT
D ie Karawane war den Tavernengerüchten voraus; die Flüchtlinge holten sie in weniger als einem Tag ein. Tris und die anderen stiegen ab und lenkten ihre Pferde in das geschäftige Treiben des Basars. Karawanen waren allgemein beliebt, denn sie brachten sowohl Unterhaltung als auch Handel mit. Weitab von den Städten waren es die Karawanen, die die ländlichen Frauen mit Klatsch und Tratsch über Hof und Mode versorgten, die teils diskutiert, teils nachgeahmt wurden.
Diese Karawane kam von Trevath im Süden hoch. Während Tris und seine Begleiter sich ihren Weg durch die Menge bahnten und nach Maynard Linton Ausschau hielten, staunte Tris über die Anzahl der Leute, die damit zu tun hatten, den Basar aufzubauen und die Waren und Tiere zu bewegen. Er hatte viele Basars in Margolan besucht, jedoch immer erst lange, nachdem sie aufgebaut gewesen waren, niemals mitten in der hektischen Betriebsamkeit der Arbeiter und Unterhaltungskünstler hinter den Kulissen.
»Ganz schöner Aufwand, was?«, erriet Harrtuck seine Gedanken.
»Ist schon ein anderer Blickwinkel«, räumte Tris ein. »Erstaunlich, dass jeder weiß, wo er hinmuss.«
»Das bringt die Übung mit sich«, meinte Harrtuck schulterzuckend. »Vor ein paar Jahren habe ich einige Zeit bei einer Karawane draußen im Westen verbracht. Wenn es wenig Ärger im Umkreis gibt, ist es ein ganz passables Leben; je friedlicher es allerdings ist, desto langweiliger ist es auch für Typen wie uns.«
Tris lächelte über die Gleichgültigkeit des Schwertkämpfers. Als ob er wüsste, was Tris dachte, grinste Harrtuck. »Oh, Vahanian wird dich schon abhärten, keine Bange!«, versicherte er Tris lachend. »Wir werden dafür sorgen, dass du dir deinen Lebensunterhalt verdienst.« Er hielt inne. »Wartet hier!«, sagte er zu Tris und den Übrigen. »Ich will ein paar Dinge überprüfen, während Vahanian unsere Vorstellung übernimmt. Haltet euch von Ärger fern!«
»Denkst du, dass wir hier in Gefahr sind?«, flüsterte Carroway.
»Die Frage ist doch«, schnaubte Soterius, »können wir überhaupt noch in größerer Gefahr sein?«
»Kommt her!«, rief ihnen Vahanian aus der Nähe eines großen, verblassten Zeltes zu. »Und macht schnell, ich will euch mit dem Karwan-Baschi, dem Anführer der Karawane, bekannt
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