Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
ihre Freundschaft abwägen wolle. Dann zuckte er die Schultern und lächelte breit. »Ihr seid willkommen, so lange zu bleiben, wie ihr wollt, Jonmarc«, bot Linton an und begab sich wieder an seinen Zähltisch. »Wenn die Gerüchte von der Straße stimmen, dann können ein paar käufliche Schwerter mehr nichts schaden – auch wenn sie nur gerade noch rentabel sind«, sagte er.
Vahanian verschränkte die Arme. »Was hast du gehört, Maynard?«
Der dicke Karwan-Baschi zuckte die Achsel. »Wilde Geschichten, die mit jedem Erzählen fantastischer werden«, antwortete er. »Ich habe gehört, dass einige Grenzclans möglicherweise rastlos sind, draußen in Dhassons Randgebieten. Und falls das wahr ist«, sagte er grinsend, »dann brauchen die guten Leute von Dhasson möglicherweise etwas Unterhaltung, um sich von ihren Sorgen abzulenken.«
»Ist das alles, was erzählt wird?«
Linton runzelte die Stirn und sah zu Boden. »Nein«, sagte er schließlich. »Es gibt Gerede über dunkle Magie. Monster. Du kennst die Leute vom Land, Jonmarc«, sagte Linton. »Sie machen die Zauberei für einen bewölkten Tag verantwortlich.«
Vahanian lächelte. »Oder für ein schwaches Blatt beim Kartenspielen«, stimmte er ihm zu. »Ich persönlich gebe ihr die Schuld an schalem Bier.« Er hielt inne und räusperte sich. »Maynard, wir konnten nicht umhin, die Unterhaltung mit deinem letzten, äh, Gast mitzuhören …«
Lintons Gesicht verfinsterte sich, und er drehte sich weg. »Kaine. Hol ihn das Teufelsluder! Hat sich vor einer Woche verpflichtet, und das war die längste Woche, an die ich mich erinnern kann.«
»Dann werd ihn doch los!«
Linton fing an auf und ab zu gehen. »Die Göttin weiß, dass ich das gern würde. Aber er ist der einzige Zeltmeister, den wir haben; mein alter Zeltmeister ist abgestürzt und hat sich das Rückgrat gebrochen. Vielleicht gelingt es uns, in Dhasson einen anderen zu verpflichten, aber hier draußen werden wir keinen finden«, sagte er mit einer weit ausholenden Armbewegung, »mitten im Nirgendwo.«
Vahanian runzelte die Stirn. »Dann kam er ja ziemlich gelegen, meinst du nicht auch, Maynard?«
Der wettergegerbte Karwan-Baschi blickte auf und schüttelte den Kopf. »Du bist schon immer ausgesprochen vorsichtig gewesen, Jonmarc, und die Lady und das Kind wissen, das hat dich am Leben gehalten. Aber manchmal ist Pech einfach nur Pech.«
In dem Moment flog die Zeltklappe zurück. »Maynard, bist du da?« Eine dunkelhaarige Frau schritt in den Raum und blieb so dicht vor dem untersetzten Karawanenanführer stehen, dass sich ihre Zehen fast berührten.
»Was kann ich für dich tun, Carina?«, erkundigte sich Linton, den das plötzliche Eintreten der Frau nicht zu stören schien. Sie trug Heilergewänder, die locker um ihre schmächtige Gestalt hingen, und war nicht größer als ihr Gegenüber. Ihr kurzes Haar umrahmte ein hübsches Gesicht mit einem entschlossenen Ausdruck. Sie hatte die blasse Haut der Clans in der Nähe des Nordmeers; ihre grünen Augen funkelten vor Feuer und Intelligenz, und ein Blick in ihre Miene machte klar, dass sie sich nicht ignorieren ließ. Ebenfalls klar war, dass Carina die Gegenwart der vier Reisenden nicht beachtete, was umgekehrt auf Vahanian ganz und gar nicht zutraf.
»Du nimmst neuerdings Kleriker auf, Maynard?«, stichelte er.
»Du musst etwas wegen Kaine unternehmen«, verlangte Carina, ohne Vahanians Bemerkung Beachtung zu schenken.
»Was ist jetzt schon wieder?«
»Er versetzt die Aufbauer in Aufruhr«, fuhr Carina fort. »Wenn er sie nicht mit Gespenstergeschichten abfüllt, dann redet er ihnen ein, dass wir auf der nördlichen Route eingeschneit sein werden, lange bevor wir Dhasson erreichen. Die Hälfte der Männer hat er sogar davon überzeugt, dass Monster nur darauf warten sie zu fressen, sobald wir die Grenze überqueren.« Sie stieß einen Seufzer völliger Verzweiflung aus. »Beide meine Gehilfen haben mich heute Morgen verlassen, sind einfach weggegangen und haben irgendetwas von Monstern gemurmelt. Sie werden nicht die Einzigen bleiben, die du verlieren wirst, wenn du nicht dafür sorgst, dass Kaine die Klappe hält.«
»Vielleicht kann ich helfen«, schaltete Vahanian sich ein und trat vor.
Carina taxierte ihn kühl. »Und wie?«
Vahanian schenkte ihr sein bezauberndstes Lächeln. »Ich hatte schon öfter mit Typen wie Kaine zu tun. Ich kann ihn auf ein Wort beiseite nehmen, damit er zur Vernunft kommt.«
Carinas Gesichtsausdruck nach zu
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