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Im Bann des Omphalos

Im Bann des Omphalos

Titel: Im Bann des Omphalos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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einem Stab auf ihn deutete, sonst nichts. Und ich habe gesehen, wie Menschen Feuer aßen und sich Klingen in den Körper stießen, ohne daß sie einen Tropfen Blut verloren. Wie würdet Ihr das nennen, wenn nicht Zauber?«
    »Es ist mir verdammt egal, was es ist, aber hier will ich davon nichts hören!« sagte Dramaut finster. »Ihr habt mit dem Schwert zu kämpfen, dafür wurdet ihr angeheuert. So und nun seht zu, daß ihr euch schlafen legt. Wir brechen drei Stunden vor dem Morgengrauen auf.«
    Carodyne folgte dem Hauptmann. Als sie außer Hörweite waren, fragte er: »So früh?«
    »Gefällt es dir nicht?«
    »Die Männer sind müde und die Tiere erschöpft. Es ist eine mondlose Nacht, und das Sternenlicht ist trügerisch, das wißt Ihr.«
    »Ich weiß es, aber nicht ich gebe die Befehle. Er tut es.« Der Hauptmann deutete mit dem Daumen auf Bulan Ukands Zelt. »Ihm brennt der Boden unter den Füßen. Man könnte meinen, eine ganze Armee sei hinter uns her. Ich versuchte mit ihm zu reden, aber er hört nicht auf mich. Vielleicht solltest du ihn zur Vernunft bringen.«
    Carodyne spürte die Bitterkeit des Mannes und ahnte den Grund. »Er hält sehr viel von Euch«, versicherte er Dramaut. »Und auch ich verdingte mich nur bei ihm, weil Ihr sein Hauptmann seid.«
    »Er hätte mich zuziehen sollen.«
    »Ich weiß, und er weiß es auch. Er hat auch ein schlechtes Gewissen deshalb, aber es war schon spät, und die Entscheidung mußte schnell getroffen werden. Er heuerte mich auch nur an, damit ich auf den Führer aufpasse. Und Ihr wißt ja, wie diese Kaufleute sind. Sie glauben, ein Söldner sei so gut wie der andere. Sie denken gar nicht daran, daß Männer, die miteinander kämpfen müssen, auch Vertrauen zueinander haben sollten.«
    »Ich wußte das alles nicht«, sagte der Hauptmann besänftigt. »Wir hätten uns schon eher miteinander unterhalten sollen.«
    »Wo Ihr so beschäftigt wart und ich den Führer nicht aus den Augen lassen durfte?« Carodyne zuckte die Schultern. »Es war ja auch nicht notwendig. Ihr wußtet doch, daß schließlich immer Ihr die Entscheidung fällen müßtet. Ich dachte, das wäre Euch klar gewesen, als Ihr mich aufgenommen habt.«
    Dramaut strahlte. Der Mann war respektvoll und erkannte seine Befehlsgewalt an, also konnte er es sich leisten, großzügig zu sein.
    »Du warst fast die ganze Zeit im Sattel, seit wir die Herberge verließen«, sagte er deshalb. »Ich werde dich heute nacht nicht zur Wache einteilen. Ruh dich einmal richtig aus.«
    Carodyne fand keinen richtigen Schlaf. Nach ein paar Stunden erhob er sich und strich wie ein zum Spuken verdammter Geist durch das Lager. Eine unerklärliche Unruhe quälte ihn. Er strengte die Augen an, um durch die Finsternis zu spähen. Es war windstill. Das fedrige Laubwerk der Bäume hing wie feine Spitze von den Zweigen. Nur das schwere Atmen der Schlafenden und hin und wieder einmal eine Bewegung der Pferde brach die nächtliche Stille.
    Er spürte, daß er im Stehen eingenickt war, als er ruckartig wieder erwachte und sein Kopf noch voll unzusammenhängender Traumbilder war. Gewaltige Stahltürme, die im Schein smaragdgrüner Sonnen glänzten, schoben sich vor sein inneres Auge; blendend weiße, menschenleere Straßen, die sich endlos dahinwanden; stets ihre Form verändernde Kristalle; zusammenfallende Haufen aus geblichenen Knochen; unbeschreibliche Kreaturen, die dahinhuschten und hinter den Eingängen dunkler Höhlen lauerten. Er schnappte heftig nach Luft und war sich des lauten Pochens seines Herzens bewußt und eines schmerzhaften Druckes in der Brust. Er zwang sich weiterzugehen und seine Gehirntätigkeit wieder anzuregen, und so studierte er die Gegend, in der sie sich befanden.
    Zu sehen war wenig in der Dunkelheit, aber er erinnerte sich an das, was er vom Kamm aus erblickt hatte: eine weite, mit Dunst bedeckte Ebene. Sie war warm, ja fast heiß im Vergleich mit dem Tal und dem Land, durch die sie zuvor gekommen waren. Die Wärme mochte von unterirdischen Vulkanen kommen. Merkwürdig war nur, daß das Land hier nicht kultiviert worden war. Und noch seltsamer, die ungewöhnliche Stille der Nacht. Kein Vogel schrie, keine Insekten zirpten, nichts raschelte im Gras.
    Carodyne drehte sich um und raste zum Feuer. Es war fast abgebrannt, und er mußte es zu neuem Leben schüren. Als die Flammen wieder aufloderten, rannte er zu dem nächsten Schlafenden.
    »Steh auf!« brüllte er und schlug auf die schlaffen Wangen. »Verdammt, steh

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