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Im Bann des Omphalos

Im Bann des Omphalos

Titel: Im Bann des Omphalos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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aber ihr laßt auch einen Wirt verdienen.« Er senkte die Stimme. »Und schneidet dabei vielleicht selbst nicht schlecht ab. Man beobachtete Euch, Herr, während Ihr den Betrug des Spielers aufdecktet.«
    »Wer beobachtete mich?«
    »Bulan Ukand, von der Galerie aus. Er möchte Euch sprechen.« Er lächelte, als Carodyne zögerte. »Was habt Ihr zu verlieren? Er ist ein wohlhabender Kaufmann und könnte einen Eures Berufs vielleicht etwas verdienen lassen. Zumindest aber werdet Ihr Wein vom besten Jahrgang kosten.«
    Bulan Ukand hatte ein Zimmer im oberen Stockwerk. Obwohl ein würzig duftendes Holzfeuer dem Raum angenehme Wärme verlieh, hatte sich der runzlige Greis in dicke Pelze gehüllt. Ballen und Behälter mit fremdartiger Aufschrift waren gegen eine Wand gestapelt. Auf einem Intarsientisch standen eine Kristallampe und eine Steinflasche, die tiefroten, öligen Wein enthielt.
    »Von Eegan«, sagte Bulan Ukand, als er Carodynes Blick bemerkte. »Vor hundert Jahren füllten sie hundert dieser Flaschen, das hier ist eine der letzten. Ich trinke auf Eure Gesundheit.«
    »Und ich auf Eure.« Mark nahm das angebotene Glas.
    »Ich sah Euch den Betrug des Spielers aufdecken. Und ich hörte, daß Ihr ihn getötet habt.«
    »Reiner Zufall.«
    »Oder unverdächtige Absicht. Doch das spielt keine Rolle. Der Bursche war ein Dummkopf. Die Habgier machte ihn unvorsichtig. Er hätte Euch öfter gewinnen lassen müssen.« Er nippte an seinem Wein. »Kennt Ihr das Gebiet nördlich und östlich von hier?«
    Carodyne schüttelte den Kopf. »Weshalb fragt Ihr?«
    »Ich reise in diese Richtung. Ich habe einen Führer, dem ich glaube vertrauen zu können, und Wächter, um mich zu beschützen. Ich möchte Euch gern als einen weiteren dingen. Ich nehme doch an, daß Ihr für solchen Dienst frei seid?«
    »Das kommt darauf an.« Carodyne blickte auf die herumstehenden Bündel. Waren sie zu wertvoll, sie Deltmars Obhut anzuvertrauen? »Eine Handelsreise?«
    »So könnte man es nennen. Ich will nach Kedash und noch weiter. Nach Gualek«, fügte er leiser hinzu. »Der goldenen Stadt. Haltet Ihr mich für einen Narren?«
    »Nein«, versicherte ihm Carodyne ernst. Was immer der Kaufmann auch sein mochte, ein Narr war er ganz bestimmt nicht. »Ich habe nie von Gualek gehört«, sagte er ehrlich.
    »Ihr überrascht mich. Gualek ist eine Stadt, in der alles zu finden ist, in der Großes erreicht wurde, und wo die Menschen wie Götter leben. Ich bin ein alter Mann, wie Ihr sehen könnt, und muß bald sterben. Erstaunt es Euch, wenn ich gestehe, daß ich den Tod fürchte? Daß ich gern ewig leben möchte, wenn es in meiner Macht stünde? Ich habe viele Männer von großer Weisheit konsultiert, Zauberer, Nekromanten, Magier von beachtlichen Kräften. Keiner vermochte mir zu helfen, doch alle waren sie sich einig: nur in Gualek kann ich die Möglichkeit finden, mein Leben zu verlängern. Ich muß die Stadt erreichen und das Geheimnis erstehen.«
    »Und wenn man es Euch nicht verkaufen will?« fragte Carodyne.
    »Sie werden es. Sie müssen es!« sagte Bulan überzeugt mit seiner lebenslangen Erfahrung. »Ich bin Kaufmann und kenne mein Geschäft. Alles hat seinen Preis. Und für das, was ich zu bekommen hoffe, bin ich bereit, alles zu geben, was ich besitze.«
    Ein Realist, dachte Carodyne. Ohne das Leben war der größte Reichtum nutzlos – etwas, das die wenigsten erkannten, ehe es zu spät war. Und Gualek schien ein interessanter Ort zu sein. Eine Stadt, in der alles zu finden war. Vielleicht sogar er selbst? War das ein Hinweis?
    »Wie lange wird die Reise dauern?« fragte er.
    »Spielt es eine Rolle? Wir werden suchen, bis wir gefunden haben, was wir suchten. Ich bin bereit, Euch für den Schutz Eures Schwertes und die Hilfe Eures scharfen Verstands gut zu bezahlen – so viel wie dem Hauptmann meiner Wache. Seid Ihr einverstanden?« Bulan lächelte, als Carodyne nickte. »Gut. Wir brechen auf, sobald der Sturm sich gelegt hat. Doch zuerst wollen wir noch darauf trinken.«
     

 
7.
     
    Dramaut, Hauptmann der Leibwache des Kaufmanns Bulan Ukand, war verärgert. Er war bei der Anstellung dieses merkwürdigen Söldners, der sich überhaupt nicht um die anderen Wachen kümmerte, nicht hinzugezogen worden, wie es sich eigentlich gehört hätte. Jetzt waren sie schon zehn Tage unterwegs, und meistens ritt der Bursche mit dem Führer, der mehr Tier als Mensch war, voraus.
    Auch jetzt trabte Carodyne an der Spitze. Er blickte einen Hang hinunter

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