Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Omphalos

Im Bann des Omphalos

Titel: Im Bann des Omphalos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
Vom Netzwerk:
fliehen.«
    Albasar hob Schweigen gebietend die Hand. Seine Augen glühten, als er in eine Lache des ausgeschütteten Weines starrte. Sie breitete sich aus, als ein weiteres, milderes Beben den Boden schüttelte.
    »Es ist, wie ich vermutete. Kanin übt Rache, und keiner, der ihm diente, ist mehr sicher. Sich Schwarzer Kunst zu bedienen, hat seine Folgen. Für jeden Zauber muß der volle Preis bezahlt werden. Kräfte, die man benutzt, müssen mit anderen, gleichwertigen abgesichert werden, wenn man nicht will, daß sie sich stauen und auf einen selbst zurückschlagen. Die Priester Kanins waren nicht kleinlich in ihrem Umgang mit Magie, jetzt müssen sie dafür bezahlen.«
    Carodyne runzelte die Stirn und versuchte die Worte des Zauberers so auszulegen, daß sie für ihn Sinn ergaben. Energieerhaltung, schloß er, die Erfordernis zu ersetzen, was abgezogen wurde.
    »Und Iztima? Wird sie auch bezahlen müssen?«
    »Ja. Sie bediente sich Kanins Kräfte und benutzte sie nach Belieben. Ihre Ruchlosigkeit verdammt sie zur unvermeidbaren Vernichtung.«
    »Aber sie ist unschuldig«, sagte Carodyne leise. »Eine andere Wesenheit beherrscht sie. Der Geist einer Frau namens Mukalash.«
    »Mukalash?« Albasar starrte ihn erstaunt an. »Ich erinnere mich an sie. Ein seltsames Weib war sie, das die Gesellschaft anderer mied. Der alte König beschäftigte sie aus reiner Wohltätigkeit und erfüllte ihr sogar ihren letzten Wunsch.«
    »Ihren letzten Wunsch?«
    »Ja. Sie wollte einbalsamiert und ihr Sarkophag sollte versiegelt und begraben werden, damit ihre Leiche unberührt bliebe. Ich dachte mir damals nichts dabei, niemand tat es. Wir hielten es nur für die Laune einer sterbenden, harmlosen alten Frau.«
    »Harmlos?« Seyhat hieb die Faust heftig auf den Tisch. »Ein unschuldiges junges Mädchen muß einer bösartigen alten Hexe wegen Höllenqualen leiden! All die Männer, die sie auf dem Gewissen hat! Wenn es stimmt, was Mark sagt, kann einem das arme Ding nur leid tun.«
    »Es stimmt!« versicherte Carodyne ihnen.
    »Niemand zweifelt an deinen Worten, Mark. Aber gibt es denn keine Möglichkeiten, der Prinzessin zu helfen?«
    Albasar strich mit dem Finger durch die Weinlache. »Die Kreatur, von der sie besessen ist, könnte ausgetrieben werden«, sagte er. »Es würde großer Zauberkraft bedürfen und der Hilfe mächtiger guter Geister, aber es könnte getan werden – wenn wir Mukalashs Körper hätten.«
    »Die Mumie?« Carodyne runzelte die Stirn. »Ihr habt sie doch begraben, da müßtet Ihr ja schließlich wissen, wo sie ist.«
    »Ich hatte nichts damit zu tun«, versicherte der Zauberer ihm ruhig. »Sie wurde von den Priestern Kanins bestattet, und diese werden ihr Geheimnis gewiß nicht preisgeben. Denn tun sie es, brechen sie den mit Kanin geschlossenen Pakt, damit verlieren sie ihre Macht und ihre Hoffnung zu überleben.«
    »Und Eure eigene Magie?«
    »Ist nicht imstande, durch den Schleier zu dringen. Gewaltige Zauberkräfte wurden zur Errichtung einer Mauer benutzt, die ich nicht durchdringen kann. Es tut mir leid, Mark, aber wenn wir den Leichnam nicht finden können, hat die Prinzessin keine Chance.«
    »Soll sie sterben«, brummte Hostig. »Die Welt ist voll von Frauen.«
    »Aber keine so schön wie Iztima, eh, mein Freund?« Seyhat blickte Carodyne verschmitzt an. »Der Preis eines Siegers, wenn er gewonnen werden kann.«
    »Sie ist bildschön«, gab Carodyne zu. »Aber sie ist weit mehr als das, nämlich die Königin dieser Stadt, die uns freies Geleit gewähren könnte. Wenn es uns glückte, sie von der Hexe zu befreien, von der sie besessen ist, brauchten wir uns keine Sorgen mehr zu machen.« Er hielt inne und blickte nachdenklich drein. »Ich habe die Mumie gesehen. Sie ist irgendwo im Tempel, dessen bin ich sicher.«
    »Ihr habt sie gesehen?« Albasar neigte sich näher zu ihm. »Ihr täuscht Euch nicht?«
    Carodyne erinnerte sich der Bilder, die im interdimensionalen Raum stroboskopisch an ihm vorbeigezogen waren. Er bemühte sich, sich zu erinnern, und flüchtig sah er sie wieder vor sich: eine Mumie im Mauerwerk, eine Frau, die ihr Haar bürstete, Sterne, ein Schiff, die furchterregende Schönheit des Omphalos, die Spieler, die ihn als ihre Figur benutzten – in einem unverständlichen Spiel, das er gewinnen mußte, wenn er nicht sterben wollte! So oft war er der Niederlage nahe gewesen, wie jetzt auch. Und er würde das Spiel verlieren, wenn er nicht den Leichnam fand, der ihr Schlüssel zum

Weitere Kostenlose Bücher