Im Bann des Omphalos
man uns stellt, kämpfen wir bis zum letzten Atemzug. Einverstanden?«
»Reden wir nicht vom Tod, solange er uns in Frieden läßt«, sagte Seyhat. »Und ehe du davon sprichst, die zu töten, die uns stören, müssen wir erst einmal dort ankommen, wohin wir wollen. Du und ich werden den Zauberer schützend in die Mitte nehmen, während Mark vorausgeht. Wer uns sieht, muß uns für Wachen mit einem Gefangenen halten. Tun sie es nicht, bleibt uns nichts anderes übrig, als sie zu erledigen. Aber warte, bis Mark den Befehl dazu gibt, und sei nicht zu vorschnell mit deiner Klinge.«
»Und kümmert euch jetzt nicht um Beutegut«, warf Carodyne ein. »Welchen Weg müssen wir nehmen, Albasar?«
Sie folgten dem Korridor durch einen Türbogen in ein kleines Gemach. Tempelwachen starrten sie an, als sie an ihnen vorbeimarschierten, machten jedoch keine Anstalten, ihnen Fragen zu stellen, oder sie aufzuhalten. Durch des Zauberers flüsternde Anweisungen geleitet, durchquerte Mark das Gemach und trat in einen weiteren Korridor, der sich zu einem Gewölbe ausbreitete, zu dessen beiden Seiten sich lebensgroße Statuen aus Marmor reihten, von denen jede eine Lanze hielt.
»Die früheren Herrscher von Kedash«, murmelte Albasar. »Möge Marash geben, daß wir ihrer Zahl noch weitere hinzufügen dürfen.«
Das Gewölbe wurde niedriger und gabelte sich unter einer Decke mit rautenförmigen Paneelen, auf die Wappen gemalt waren. Carodyne bog nach links ab und stieß plötzlich auf ein halbes Dutzend Männer mit Federkappen.
Der Offizier dieser Tempelwache hielt sie an. »Wohin wollt ihr?«
»Der Hohepriester schickt …«
»Der Hohepriester ist im Tempel beschäftigt.« Mißtrauisch kniff der Mann die Augen zusammen. »Ihr habt hier nichts zu suchen, ihr seid Kerkerwachen …«
Carodyne versetzte ihm einen Handkantenschlag gegen die Kehle und riß mit der freien Hand sein Schwert aus der Scheide. Er spürte mehr, als er es sah, daß seine Kameraden sich auf die Wachen stürzten und genau wie er kämpften. Es stand zwei zu eins gegen sie. Aber die Tempelsoldaten fürchteten um ihr Leben, während ihre Gegner sich lieber töten, als noch einmal gefangennehmen lassen würden.
»Schnell!« drängte Carodyne, als die Soldaten geschlagen waren. »Wohin jetzt?«
»Geradeaus«, antwortete der Zauberer, »am Gangende nach rechts durch das Gemach, dann nach links.«
Mit den blutigen Schwertern in den Händen rannten sie weiter. Ihre Sandalen klapperten laut auf den Marmorfliesen. Ein Wachposten starrte ihnen mit weiten Augen entgegen, dann ließ er seine Lanze fallen und rannte davon. Ein zweiter, entweder tapferer oder dümmer, hob seine Waffe, aber offenbar konnte er sich nicht entschließen, gegen welchen der vier er sie richten sollte. Hostig warf sein Schwert und traf ihn voll.
Hinter einer Tür singsangten viele Stimmen und erstarben, als eine Frau gellend schrie, dann nahmen sie das Geleiere wieder auf. Modrige Luft schlug den vieren entgegen, als Albasar eine Geheimtür öffnete. Dahinter lag übelriechende Dunkelheit.
»Fackeln!« brummte Hostig. »Wir brauchen Licht.« Er rannte den Gang ein Stück zurück und kam mit dem Schwert zwischen den Zähnen und einer Fackel in jeder Hand zurück. »Mehr?« fragte er.
»Keine Zeit!« Carodyne griff nach einer der Fackeln und steckte sie durch die Öffnung. Eine dick mit Staub bedeckte Steintreppe führte in die Tiefe. Er rannte die Stufen hinunter und hörte, wie Albasar die Tür hinter ihnen schloß. Sie kamen in ein weites Gewölbe, das dicht mit Spinnweben behangen war.
Albasar schaute sich um wie ein Spürhund. Mit den ausgestreckten Armen warf er im flackernden Fackelschein einen monströsen Schatten. »Wir müssen noch tiefer«, murmelte er. »Hier, glaube ich. Nein, hier!« Er deutete auf eine schwere Steinplatte. »Können wir sie heben?«
Hostig drückte ihm die Fackel in die Hand und beugte sich über den Stein. Vergeblich suchte er nach einem Griff oder sonst etwas, das helfen könnte, die Platte hochzubekommen. Wütend fluchte er.
»Nimm dein Schwert als Hebel!« drängte Carodyne. Über ihren Köpfen waren gedämpfte Schritte zu hören. »Beeil dich!« Er blickte angespannt zur Treppe. Wenn die Wächter die Geheimtür fanden, saßen sie hier wie Ratten in der Falle fest. Er reichte seine Fackel Seyhat und half dem riesenhaften Nordmann.
Hostig hatte sein Schwert in einen Spalt gerammt und drückte nun auf den Griff. Die Klinge bog sich, als der Stein sich ein
Weitere Kostenlose Bücher