Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
riskieren, auf Küstenpatrouillen zu treffen. Wie er sagt, folgen wir den Passatwinden um Jamaika herum und zurück nach Martinique.«
»Aber …« Beatrice hielt sich die Hand vor den Mund. »Wenn die Bird of Paradise ohne mich in Kingston ankommt, werden sich die Lawrences gewiss eine andere Gouvernante suchen!«
Rosalind nickte. »Und mein Bruder wird denken, ich sei ertrunken.«
»Wie entsetzlich!«, rief Beatrice. »Ich brauche diese Stelle! Mutter hat eine halbe Ewigkeit gesucht, bis sie eine fand, die ihr zusagte.«
»Beatrice, bitte.« Rosalind legte einen Arm um Beatrices bebende Schultern. »Du darfst nicht gleich verzweifeln. Dafür bist du zu krank.« Sie sah zu Eric. »Bringt den Doktor her, bitte.«
»Oui, Mademoiselle.«
Wenige Minuten später näherten sich schwere Schritte hinter Rosalind über das Deck. Doktor Gingras kam mit Eric herbeigeeilt.
»Oui, Mademoiselle?« , fragte Doktor Gingras. »Ihr habt nach mir geschickt?«
» Merci, Monsieur le Docteur. Wie Ihr seht, ist Mademoiselle Beatrice sehr blass.«
Doktor Gingras fühlte Beatrices Puls und sah sie sich genau an. »Mademoiselle, was beunruhigt Euch? Vor nicht einmal einer Viertelstunde sah ich Euch noch lächeln und fröhlich sein.«
Beatrice weigerte sich, etwas zu sagen, und verbarg ihr Gesicht an Rosalinds Schulter.
»Monsieur le Docteur« , begann Rosalind. »Gibt es irgendeine Möglichkeit, dem Capitaine begreiflich zu machen, dass wir das Mädchen sofort an Land bringen müssen? Er ist fest entschlossen, in Martinique anzulegen, wohin es noch volle drei Tage sind! Gott allein weiß, was bis dahin noch alles geschehen kann!«
Doktor Gingras nickte. »Ich verstehe Euch, Mademoiselle, aber ich fürchte, der Capitaine wird sich kaum dazu bewegen lassen, den Kurs zu ändern.«
»Warum nicht?«
»Der Capitaine hat eine Vielzahl von Gründen, in Martinique anzulegen.«
Offensichtlich rangierte Beatrices Leben nicht unter den ersten dieser Gründe. Rosalind wandte sich von Doktor Gingras ab, bevor sie vollends die Beherrschung verlor.
»Eric, bitte bringt Beatrice nach unten. Sie muss sich ausruhen.«
»Oui, Mademoiselle.« Eric legte einen Arm um Beatrice und führte sie behutsam zur vorderen Luke.
Rosalind blickte hinunter ins blaugrüne Wasser, vorbei an der weißen Gischt, die den Schiffsrumpf entlangsprudelte. Gleich unter der Wasseroberfläche erschienen zwei oder drei helle, schlanke Formen, graue Körper, die sich weich schlängelnd mit dem Schiff bewegten und anscheinend mühelos mit dem Tempo mithielten. Einer von ihnen durchbrach die Wasseroberfläche, flog ein Stück voraus und tauchte wieder unter.
»Was für strahlende Augen«, sagte Rosalind. »Und wie sie lächeln …«
»Seht Ihr, Mademoiselle?« Doktor Gingras lächelte. »Wie leicht kann man sie für Meerjungfrauen halten!«
»Landmenschen halten uns Seeleute für vereinsamte Narren, weil wir alle möglichen Tiere des Meeres für liebliche Frauen halten.«
Rosalind schloss die Augen. Alexandres Stimme war unmittelbar hinter ihr. Woher kam er jetzt wieder? Ihre Finger umfassten die Reling fester.
»Ah, mon Capitaine «, sagte Doktor Gingras. »Mademoiselle hat die Delphine entdeckt.«
Für einen Augenblick war Alexandre still. Rosalind wappnete sich, aber als er wieder sprach, klang er merkwürdig gedämpft.
»Ich hätte sie ihr sehr gern gezeigt, hätte sie mich nur darum gebeten.«
»Sie sind allerliebst, mon Capitaine «, sagte Rosalind. »Genau so, wie Ihr es beschriebt.«
»Ich bin hocherfreut, Mademoiselle, dass wir ausnahmsweise einmal einer Meinung sind.«
Seine ironische Bemerkung ließ Rosalinds Wut erneut aufflammen. » Mon Capitaine , bitte hört Euch an, was Monsieur le Docteur über Mademoiselle Beatrices gegenwärtigen Gesundheitszustand zu sagen hat.«
»Seid so gut und seht mich an, wenn Ihr mit mir sprecht, Mademoiselle.«
Rosalind mühte sich, die Fassung zu wahren, und drehte sich zu Alexandre um. Er stand mit bloßem Oberkörper da, tropfnass, und rieb sich mit einem Handtuch das Meerwasser aus dem langen Haar. Alle Spuren von Schmutz waren fort, und er trug wieder die leichte helle Baumwollhose, die durchnässt an seinen Hüften und Schenkeln klebte, so dass nicht nur Rosalinds Phantasie angeregt wurde. Sie errötete und wandte sich rasch wieder zur Reling.
Doktor Gingras räusperte sich verlegen. »Soll ich, mon Capitaine ?«
»Unbedingt.«
»Das jeune fille ist derzeit in einem Zustand nervöser Erschöpfung, der ihre
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