Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
bis auf die Haut.
»Mon Capitaine!« , rief Yves über den Sturm hinweg. » C’est impossible! Wir kommen nicht aus der Bucht, ohne Gefahr zu laufen zu krängen oder an den Felsen zu zerschellen.«
Alexandre schüttelte den Kopf. » C’est incroyable! L’Etoile du Matin ist schon bei schlimmerem Wetter den Küstenpatrouillen davongesegelt!«
»Das war auf offener See, mon Capitaine . Und mit einem starken Wind im Rücken.«
»Dass er meine Gefangenen geraubt hat, ist schon Beleidigung genug. Dass le bâtard espagnol sich brüstet, meinem Schiff entkommen zu sein … Das ist nicht hinnehmbar!« Alexandre rannte rauf zum Achterdeck, schob den Steuermann zur Seite und übernahm selbst.
Yves folgte ihm. »Habt Ihr einen Plan, mon Capitaine ?«
»Wir kreuzen vor und zurück. So gewinnen wir nur Zentimeter auf einmal, bis wir es hinaus in die Strömung geschafft haben. Aber jeder Augenblick zählt. Sag den Männern Bescheid!«
Kapitel 8
R osalind stand auf dem Hauptdeck von La Fortuna , dem Zwanzig-Kanonen-Schoner von Ricardo Vasquez. Der Wind peitschte ihr gegen die Wangen und ließ ihren Zopf flattern. Kalte Gischt durchnässte sie. Beatrice umklammerte sie so fest, dass sie kaum noch Luft bekam. Sie waren beide verängstigt, zerkratzt, zerschürft und vollkommen erschöpft. Ihre Entführer hatten sie quer durch den Dschungel zur anderen Seite der Insel gezerrt. Und sobald Rosalind und Beatrice an Bord waren, hatte La Fortuna die Segel gesetzt und war hinaus in die Strömung getrieben. Das Schiff bewegte sich mit dem heraufziehenden Unwetter westwärts.
Ihre Ankunft sprach sich schnell herum, und aus allen Luken kamen Piraten herbei. Das unverschämte Grinsen auf ihren Gesichtern verhieß gar nichts Gutes. Rosalind überlief ein eisiger Schauer. Die Männer raunten sich gegenseitig auf Spanisch etwas zu und schoben und drängten, um näher zu kommen. Der große hagere Pirat mit der schneidenden Stimme scheuchte sie wieder und wieder zurück. Plötzlich schubste er Rosalind unsanft Richtung Heck. Das Deck war so glitschig, dass sie beinahe das Gleichgewicht verlor. Im letzten Augenblick gelang es ihr, sich abzufangen und Beatrice weiter festzuhalten. Die vielen Hände, die sich nach ihnen ausstreckten, ignorierte sie.
Ein Mann stand auf dem Achterdeck, der in einen zu großen scharlachroten Reitmantel gehüllt war. Er sah weniger wie ein Mensch denn wie ein buckliger Kobold aus, der sich im strömenden Regen krümmte. Ricardo Vasquez war kaum größer als Rosalind. Und sein Gesicht ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Er war jung, mochte einmal gutaussehend gewesen sein, aber nun war er von einer Narbe entstellt, die quer über seine linke Wange verlief. Er hob eine Hand und sog an seiner Zigarre.
»Quíen está?« Er blies faulig stinkenden Rauch aus. »Habla español?«
Rosalind zuckte hilflos die Schultern und schüttelte den Kopf.
»Parlez-vous français?« , fragte er.
Bei seinem scheußlichen Akzent fuhr sie angewidert zusammen. »Oui.«
Er versetzte ihr eine schallende Ohrfeige. »Du wirst mich mit mon Capitaine ansprechen.«
Rosalind ließ sich ihren Schmerz nicht anmerken und antwortete: »Oui, mon Capitaine.«
»Dieser eitle Fatzke von Hurensohn hat mich also belogen. Er wollte euch für sich behalten.« Vasquez wiederholte seine Worte anscheinend auf Spanisch, bevor er in wieherndes Gelächter ausbrach. » L’Ange Noir , Schrecken der Karibik, und er kann nicht mal ein kleines englisches Mädchen dazu bringen, bei ihm zu bleiben. Die Schande wird auf ewig an ihm nagen!«
Vasquez brüllte ein Kommando, worauf mehr Laternen herbeigeschafft wurden und Rosalind umringten. Rauhe Hände rissen Beatrice von ihr weg. Vasquez beäugte Rosalind unverschämt und befühlte den zerrissenen und fleckigen Taft ihres Kleides. Wieder lachte er, dass seine Narbe sich unter seinem teuflischen Vergnügen in Falten legte.
»Das ist zu schön, chérie. L’Ange Noir wird diese dreckige Nacht in einem kalten, leeren Bett verbringen. Allein das dürfte ihn schon erzürnen.« Er packte Rosalinds Kinn und starrte ihr verärgert in die Augen. »Aber dass du mir in die Arme gefallen bist, das wird ihn wahnsinnig machen.«
Vasquez griff das Ende von Rosalinds Zopf, wand ihn um ihren Hals und riss ihn hoch, dass sie auf Zehenspitzen stehen musste. Dann beugte er sich ganz nah zu ihr. »Dein Leben gehört mir! Sei froh, dass du mir lebend mehr einbringst als tot. Für euch beide kriege ich in Port Royal einen
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