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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Ein tiefer, sanfter Gesang drang aus ihren Kehlen, der langsam und gleichmäßig anschwoll, immer heftiger wurde und in einem schrillen Schrei kulminierte. Dann begann er wieder von vorn, sanft und kehlig, unaufhörlich anschwellend wie eine gefährliche Lawine. Mahmoud übernahm von Arkani die Trommel, während sich Arkani in den Kreis der tanzenden Krieger einreihte. Er würde sein Volk in den gerechten Freiheitskampf gegen die Fremdherrschaft der Franzosen führen.

XXXVI
    Die gelben Lehmgebäude der Garnison von Ouargla verschmolzen fast mit der Farbe des Untergrundes. Von vier Seiten umgaben die Gebäude einen großen staubigen Platz, auf den die Sonne unbarmherzig herunterbrannte. Zwei Wachtürme flankierten ein großes, hölzernes Tor. Das Ganze glich einer Festung.
    Auf der einen Seite befanden sich die Mannschaftsquartiere. Es waren flache, lang gestreckte Räume mit einer unendlich anmutenden Zahl einfacher Pritschen an beiden Wänden. Schmale Fensteröffnungen ließen nur wenig Luft und noch weniger Licht in das Quartier. Über jeder Pritsche befand sich ein Haken in der Wand, für die Uniform und das Gewehr. Die überhöhte Außenwand des Gebäudes diente gleichzeitig als Wachgang.
    Dem Mannschaftsquartier gegenüber befanden sich die Stallungen. Es gab Pferde, Maulesel, einige Kamele. In einem besonderen Stall wurden Hühner, Gänse und ein Schwein gehalten. Das Schwein war eine Kostbarkeit. Es war ein weibliches Tier, und seit einem Jahr suchte der Kommandant vergeblich, einen Eber zu bekommen. In einem islamischen Land war das schier unmöglich, und die Admiralität im fernen Paris schien seinem Begehren keinen Glauben zu schenken. Hammel und Ziegen kauften sie von den einheimischen Beduinen ab. Gleich daneben befand sich die Küche.
    Das Mittelgebäude beherbergte die Kommandantur und besaß als einziges auch ein Obergeschoss. Kommandant Febréze hatte die Fensterläden geschlossen, um die Gluthitze ein wenig abzuhalten. Er wusste, es war ein hoffnungsloses Unterfangen, wie auch das ganze Unterfangen, die zivilisierte Welt im Norden gegen den wilden Süden zu verteidigen. Dieser vorgeschobene Posten war nichts weiter als ein Himmelfahrtsunternehmen. Starben die Soldaten nicht durch heimtückische Angriffe rebellischer Nomaden, dann raffte sie die Hitze, Krankheiten oder die Verzweiflung dahin. Niemand, der sich hier befand, war freiwillig da. Entweder trieb sie die wirtschaftliche Not in die Legionen, oder sie waren strafversetzt worden. So wie Leutnant Pellegrue. So wie Sergeant Picard. So wie fast alle Offiziere in der Garnison.
    So ein Haufen disziplinloser Soldaten war nur zu beherrschen, indem man selbst herrschte. Und zwar gnadenlos. Dafür war Febréze bekannt und gefürchtet. Aber was schon war das alles in diesem Höllenschlund. Gleichgültig, ob man von Febréze und seinen Offizieren zu Tode geschunden wurde oder an dem seltsamen Fieber starb, das immer wieder aufflackerte, für die meisten der hier Stationierten gab es ohnehin keine Zukunft. Es sei denn, man zeichnete sich durch eine besondere Tat aus, von der die Kunde bis zur Generalität gelangte, sodass man dann vielleicht die Erlösung erhoffen durfte.
    Dies hoffte zumindest Leutnant Pellegrue. Doch noch schien Kommandant Febréze nicht gewillt zu sein, seinen Einsatz für diese französische junge Dame wertzuschätzen. Er stand auf dem staubigen Garnisonshof und trieb die Soldaten an, die mit vollem Marschgepäck im Gleichschritt den Sand aufwirbelten. Der Zorn über die Ungerechtigkeit des Schicksals entlud sich in seiner Stimme.
    »Ihr verdammten Hunde, schneller, habe ich gesagt! Soll ich euch Beine machen? Im Laufschritt marsch!« Er ließ seine Peitsche knallen und suchte sich ein geeignetes Opfer unter den Soldaten aus. Da, derjenige, der jetzt hinter den anderen zurückblieb, konnte eine kleine Aufmunterung vertragen. Doch ehe er ausholen und zielsicher zuschlagen konnte, fiel der Soldat wie ein gefällter Baum in den Sand. Dort blieb er reglos liegen.
    Pellegrue erwählte sich statt seiner denjenigen, der sich über seinen Kameraden beugte und ihm wieder auf die Beine helfen wollte. »Pfoten weg, du Kanaille! Wenn er sich allein hinwirft, soll er auch wieder allein aufstehen!« Dann holte er mit der Peitsche aus und landete ihr verknotetes Ende zielsicher auf dem Handrücken des Unglücklichen. Der zuckte wie von der Tarantel gestochen zurück.
    Das große Tor stand weit offen. Im hinteren Bereich des Hofes drängten sich

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