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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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verschwunden war, sie wusste nicht, warum er verschwunden war, sie wusste nicht, wie lange er fortbleiben würde. Sie konnte sich mit niemandem unterhalten.
    Je schneller ihre Genesung fortschritt, umso weniger kümmerten sich die beiden Frauen noch um sie. Aissa und Tedest waren ohnehin die Einzigen, die Kontakt mit ihr hatten. Alle anderen Bewohner der kleinen Oase hielten sich in einer gewissen Entfernung. Selbst wenn Désirée dann und wann einen kleinen Spaziergang unternahm, wich man ihr aus. Die Kinder beäugten sie neugierig und kicherten, die Erwachsenen warfen ihr scheue oder gar feindselige Blicke zu. Die hübschen Frauen, die sonst viel lachten und scherzten, beobachteten sie mit misstrauischen Mienen. Irgendetwas Negatives schienen alle von ihr zu erwarten. Wie sollte sie den Menschen klar machen, dass sie ihnen nichts Böses wollte?
    Es wurde Zeit, dass sie weiterzog. Sie fühlte sich kräftig genug. Sie benötigte zwei Kamele, Wasser, Verpflegung und ein paar Decken. Sie würde zwei Führer bezahlen und dann gäbe es diese eigenartige Spannung nicht mehr.
    Als sie langsam am Flussufer entlangging, sah sie den Amenokal vor seinem Zelt im Sand sitzen. Diese Männer konnten den ganzen Tag nichts tun, vor sich hinstarren, Tee trinken oder sich zur Schau stellen. Die Frauen waren viel fleißiger. Kein Wunder, dass sie die Oberhand hatten und die Männer bei ihnen um Einlass ins Zelt bitten mussten. Und war man so eines Faulpelzes überdrüssig, konnte man ihn ziemlich einfach wieder loswerden. Ein seltsames Volk!
    Ihre Füße führten sie vom Flussufer weg zum Zelt des Amenokals. Vielleicht konnte auch er einige Brocken Französisch. Dann würde sie zumindest erfahren, wo Arkani steckte und ob sie nicht abreisen könne. Ja es erschien ihr sogar einfacher, wenn Arkani nicht da war. Sein undurchschaubarer Anspruch, sie als Gefangene zu betrachten und sie doch gleichzeitig wie einen Gast zu bedienen, sie im Zelt seiner Mutter wohnen zu lassen und ihr das Leben der Tuareg zu erklären, verwirrte sie immer noch. Außerdem widerstrebte ihr der Gedanke, dass die Edlen der Tuareg sich Bauern, Sklaven und Ziegenzüchter hielten. Es war barbarisch und unmenschlich. Vielleicht war es doch ganz gut, wenn die französische Kolonialmacht hier die Zivilisation einführte.
    Sie blieb vor dem Amenokal stehen und deutete eine Verbeugung an, um ihm ihre Achtung zu zeigen.
    »Ich grüße Sie als Herr des Stammes«, sagte sie auf Französisch. »Ich möchte mich gern mit Ihnen unterhalten.«
    Die kleinen, dunklen Augen des Amenokals musterten sie aus dem Sehschlitz seines tugulmusts heraus. Doch er schwieg. Wahrscheinlich hatte er sie nicht verstanden. Sie wiederholte die gleichen Worte auf Arabisch. Ahitarel ließ den Blick nicht von ihr, doch er antwortete auch nicht.
    Désirée hockte sich vor ihm in den Sand, schlug die Beine unter und schwieg. Dann glättete sie den Sand vor sich und begann Linien zu ziehen. Sie malte ein Zelt und die Schlangenlinie des Flusses. In einiger Entfernung deutete sie einen Berg mit einer Höhle an. Dazwischen malte sie mit wenigen Strichen ein Kamel mit einem Reiter.
    Mit dem Finger zeigte sie auf das Zelt, dann beschrieb sie eine ausholende Handbewegung. Das Zelt bedeutete den Ort der Oase. Danach deutete sie auf das Kamel und sich selbst. »Désirée«, sagte sie langsam und deutlich. Sie ließ ihre Finger vor dem Kamel her durch den Sand trippeln bis zu dem Berg mit der Höhle. Dann schaute sie den Amenokal fragend an.
    Nichts in seinen Augen verriet, ob er sie verstanden hatte. Wahrscheinlich nicht.
    Désirée begann das Spiel von vorn. Sie zeigte auf das Zelt, beschrieb eine ausholende Armbewegung. Dann tippte sie auf das Kamel und sich. Doch als sie das Kamel auf den Berg zutrippeln lassen wollte, wischte der Alte mit einer heftigen Handbewegung die Bilder weg. Er hatte sie verstanden und seine Antwort war eindeutig!
    Sie starrte ihn an, dann erhob sie sich langsam. Eine steile Unmutsfalte bildete sich zwischen ihren Augenbrauen. »Wo ist Arkani?«, fragte sie. Sie war sicher, dass der Amenokal ihre Frage verstand, auch wenn sie auf Französisch gestellt war.
    Er wischte mit einer Hand eine imaginäre Fliege von seinem Gewand, dann erhob er sich und ging einfach davon. Es war der Gipfel der Unhöflichkeit!
    Wütend stapfte Désirée zu ihrem Zelt zurück. Arkanis Mutter beachtete sie nicht, sondern war damit beschäftigt, Brot zu backen. Tedest war mit den Eseln unterwegs. Désirée

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