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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Welten, unbekannte Kulturen nicht magisch angezogen hätten. Sie war offensichtlich nur dazu geboren, sich diese fremden Welten zu erschließen, sich in diese Menschen hineinzuversetzen, sie zu verstehen, ihr Leben, ihr Schicksal, ihre Gefühle. Oft genug hatte sie sich selbst als stolze Römerin gesehen, die den Helden der Wagenrennen zujubelte, oder sie fühlte sich als eine ägyptische Priesterin, die im Tempel diente, oder sie war eine griechische Dichterin, die die Schönheit der ionischen Landschaften besang. Aber das alles waren Träume, Fantasien.
    Zum ersten Mal befand sie sich mittendrin in einem fremden Leben, spürte es hautnah, empfand es als Realität. Es hätte die Erfüllung ihrer Träume sein können. Aber diesen Traum hatte sie nie geträumt.
    Arkani! Es war eine Erklärung, diese Geste, ihre Hände an seine Brust zu legen. Doch was wollte er damit andeuten? Dass er sie mochte? Dass sie ihm gefiel? Dass er sich mehr erhoffte?
    Im gleichen Augenblick hatte er sich wieder so arrogant, so stolz und selbstsicher gezeigt, als müsse er ihr beweisen, dass sie für ihn nicht mehr als ein Sandkorn im Wind war.
    Was hatte er gesagt? Ein Mann soll einer Frau gefallen, sie beeindrucken, ihr imponieren. Es war das Balzgehabe von Tieren, von aufgeplusterten Männchen, die um die Gunst eines Weibchens warben. Wie in diesem Zelt am Abend zuvor. Ahâl , sie hatte sich den Namen gemerkt. Doch sie gehörte nicht dazu!
    Verärgert presste sie die Lippen zusammen. Vielleicht bildete sie sich das alles nur ein. Sie sollte sich endlich darüber erhaben zeigen. So erhaben und stolz wie Arkani. Dann würde er merken, dass er sie auf diese Weise nicht beeindrucken konnte.
    Mit den Augen verfolgte sie Aissa, die zusammen mit Tedest einen Teppich reinigte. Sie warf Désirée einen prüfenden Blick zu und bemerkte Désirées verspanntes Gesicht. Tedest schlug den Zelteingang auf, sodass etwas Licht in das dämmernde Innere fiel. Sie packte den Teppich in den hinteren Teil des Zeltes, die »Frauenseite«, soweit Désirée das richtig deutete. Das Innere war zweigeteilt, denn auf einer Seite lagen Sachen von Aissas Mann.
    Unruhe bemächtigte sich ihrer. Es wurde Zeit, dass sie von hier verschwand. Sie war den Menschen dankbar, dass sie ihr geholfen hatten. Doch nun hatte sie ihre Gastfreundschaft lange genug in Anspruch genommen.
    Dass sie Arkanis Gefangene sein sollte, daran glaubte Désirée keinen Augenblick mehr. Wahrscheinlich hatte Arkani sie tatsächlich zunächst als eine Art Beute betrachtet. Sie war für ihn wie ein exotisches Tier gewesen, hellhäutig und blond und weiblich dazu. Er hatte sich damit genug im Lager brüsten können. Es war auf kein großes Interesse gestoßen, die meisten Bewohner betrachteten sie tatsächlich als das, was sie war: eine Fremde, eine Außenseiterin, eine Exotin.
    Sie wollte sich nicht mehr begaffen lassen wie ein Ausstellungsstück. Sie wollte ihren Vater suchen.
    Schuldbewusst erinnerte sie sich daran, dass sie den Gedanken an ihren Vater für einige Zeit verdrängt hatte. Die Faszination, die von dem blauen Mann ausging, hatte ihn verdrängt. Doch nun, wo sie ihre körperlichen Kräfte zurückgewonnen hatte, kehrte auch ihre geistige Stärke zurück. Auf die war sie immer besonders stolz gewesen und darauf, dass sie sich über alle gesellschaftlichen und durch Konventionen gegebenen Schranken hinweggesetzt hatte, um ihre eigenen Vorstellungen zu verwirklichen. Sie musste diesen Weg konsequent weitergehen.
    Sie erhob sich und trat auf Aissa zu. »Aissa, du warst so gut zu mir. Du hast mir in meiner Not geholfen. Tanimmert . Doch nun wird es Zeit, zu gehen. Ich muss fort.« Sie zeigte auf sich und dann in die Weite der Wüste. »Ich muss meinen Vater suchen.«
    Aissa starrte sie eine Weile an, dann hob sie abwehrend die Hände. Sie rief laut etwas, und Tedest kam hinzu. Aufgeregt redeten sie miteinander, dann wurde Désirée von beiden Frauen in das kleine Zelt geschoben. Entschlossen zerrte Aissa den Zelteingang herunter.
    Ungehalten erhob sich Désirée wieder. »Wo ist Arkani? Ich will mit Arkani sprechen. Er versteht mich.«
    Aissa hielt in ihren heftigen Bewegungen inne, dann drückte sie ihre Hände gegen die Brust. »Arkani«, keuchte sie. »Izgar!« Dann zeigte auch sie zum Horizont.
    Désirée begriff sofort. Arkani war fort! Und sie war immer noch eine Gefangene!

XIX
    Drei Tage war Arkani fort. Drei Tage, die Désirée endlos und leer vorkamen. Sie wusste nicht, wohin er

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