Im Bann des roten Mondes
hatte Recht. Egal, was der weise Mann ihm riet, es würde nichts an der Tatsache ändern, dass Arkani für sich bereits entschieden hatte. Warum zögerte er dann, seinem Vater gegenüberzutreten?
Er stoppte sein Mehari an einer Stelle, an der getrockneter Kameldung lag. Er verriet ihm, dass er sich nicht mehr weit vom Lager entfernt befand. Er verzichtete darauf, das Mehari abzusatteln, holte nur aus seiner Packtasche den Tee, Zucker, die Kanne und einen Trinkbecher hervor und nahm den Wassersack ab. Es war noch genügend Wasser darin.
Sorgsam sammelte er den Kameldung ein, formte daraus zusammen mit einem dürren Ast eines Wüstenstrauches einen kleinen Haufen und entzündete das Feuer. Dann setzte er den Tee mit Wasser und Zucker an und kochte ihn auf. Er wollte ihn sehr stark und schäumend haben. Er brauchte einen klaren Kopf.
Noch bevor der Tee fertig war, bemerkte er am Knurren seines Meharis, dass sich jemand in der Nähe befinden musste. War es ein wildes Tier? Doch das Mehari blieb gelassen, spielte mit der Oberlippe und drehte leise brummend den Kopf in die Richtung, aus der es etwas witterte. Es war die Richtung des Lagers. Arkani schloss daraus, dass es sich nur um einen oder mehrere Reiter handeln konnte.
So blieb er ruhig sitzen und fachte das Feuer erneut an. Und dann erschien der Reiter auf dem Kamm der flachen Wanderdüne. Obwohl er bis auf den kleinen Sehschlitz völlig verschleiert war und die übliche Kleidung der Tuareg trug, wusste Arkani sofort, wer es war. Nicht nur an seiner Art, auf dem Mehari zu sitzen, sondern auch an dem Mehari selbst. Das Tier war hell, aber nicht so weiß wie sein eigenes und damit nicht ganz so edel. Aber es gab jemanden, der sehr viel Wert darauf legte, dass sein Mehari so hell wie möglich war. Das Fell dieses Tieres besaß eine Farbe zwischen hellgrau und gebrochenem Weiß. Es war Akhamouk.
Arkani wartete, bis Akhamouk herangeritten kam, sein Mehari sich hinlegen ließ und er abstieg. Er schaute nicht einmal auf, als Akhamouk zum Feuer kam und sich unaufgefordert setzte.
»Essalamou alaikoum, Arkani«, begrüßte er ihn. »Ich sehe, du bist wohlbehalten zurückgekehrt.«
»Alaikoum essalam«, erwiderte Arkani. »Ich sehe, dass meine Begrüßungseskorte recht dürftig ausgefallen ist.«
Akhamouks Augen verengten sich, weil er grinste. »Es ist keine Begrüßung, Arkani. Niemand wird kommen, um dich zu empfangen. Niemand außer mir.«
»So? Bist du der Einzige, der loyal zu mir steht?«
»Das würde bedeuten, dass du gegen den Amenokal stehst«, schlussfolgerte Akhamouk messerscharf. »Ist es so?«
Arkani warf ihm einen scharfen Blick zu. Die Höflichkeit gebot ihm jedoch, Akhamouk als Gast an seinem Feuer zu betrachten. In einem schwungvollen Strahl goss er den Tee aus der Eisenkanne in den Trinkbecher, sodass sich eine schöne Schaumschicht darauf bildete. Er reichte Akhamouk den Becher, der ihn entgegennahm. Seine Augen fixierten Arkani.
Arkani wich seinem Blick nicht aus.
»Was willst du?«, fragte Arkani zurück.
Akhamouk schwieg eine Weile, während er den kochend heißen Tee schlürfte. »Was hat der weise Mann gesagt?«, wollte er schließlich wissen.
»Das werde ich dem Amenokal ausrichten, und er wird eine djemaa einberufen. Bis dahin wirst du dich gedulden müssen.«
Wieder schwieg Akhamouk, doch diesmal erschien Arkani dieses Schweigen drohend. »Du kennst meine Meinung, was die fremde Frau betrifft«, sagte er dann langsam.
»Ja, ich kenne sie«, erwiderte Arkani.
»Aber dein Geist verschließt sich ihr, so wie er sich auch allen anderen Argumenten verschließt.«
»Welchen Argumenten denn?«, fuhr Arkani auf. »Lösegeld zu erpressen oder sie allein in die Wüste reiten zu lassen?«
»Menahil versteht mich.« Akhamouk schlürfte ungerührt weiter den Tee. »An deiner Stelle würde ich es nicht darauf ankommen lassen. Menahil ist ziemlich entschlossen.«
»Wozu?«
»Die Fremde zu töten. Sie ist niemals hier gewesen. Keiner weiß etwas von ihr. Ihre Spur verliert sich im Wüstensand drei Tagesritte von hier.«
»Du bist verrückt«, schnaubte Arkani. »Sie hat nichts getan. Niemand darf sie töten.«
»Menahil denkt anders darüber. Und er denkt nicht allein so.«
»Und du?«, fragte Arkani scharf.
»Ich?« Er legte eine kleine Pause ein, in der er Arkani aus zusammengekniffenen Augen betrachtete. »Ich denke, man sollte eine Ziege nicht schlachten, ohne ihr Fleisch zu essen. Es ist einfach Verschwendung.«
»Du willst Geld aus
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