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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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ihr herauspressen«, stellte Arkani fest. »Und du glaubst allen Ernstes, dass die Franzosen darauf eingehen werden?«
    Akhamouk nickte. »Ich glaube, die Frau ist es ihnen wert.«
    »Und du glaubst auch, dass die Franzosen anschließend keinen Rachefeldzug starten?«
    »Nein, das glaube ich nicht«, entgegnete Akhamouk. »Aber ich habe keine Angst davor. Wir haben keine Angst davor.«
    »Es gibt keinen Grund, so einen Kampf herauszufordern.«
    Akhamouk trank den Tee aus und stellte den Becher hart in den Sand. Er reckte den Kopf vor wie ein Raubvogel, und seine Augen funkelten angriffslustig. »Du bist ein Weichling, Arkani. Diese hellhäutige Frau hat dir gänzlich den Geist verwirrt. Aber du bist auch ein Amajer, Arkani, ein Wüstenkrieger, ein stolzer, freier, unabhängiger Wüstenkrieger. Es gibt nichts und niemanden hier in dieser unendlichen Weite aus Sand und Stein, aus Hitze und Kälte, aus Licht und Dunkelheit, der es mit einem Amajer aufnehmen kann. Sie alle, diese Fremden, die ihre Klauen nach unserem Land ausstrecken, werden elend verrecken. Sie können hier nicht leben. Wir sind die Herren dieses Landes, und wir werden es immer bleiben!«
    Arkani nickte langsam. »Und warum fürchtest du dich dann vor einer einzelnen, fremden Frau?«
    Akhamouk starrte ihn einen Moment lang irritiert an, dann sprang er auf. Mit schnellen Schritten lief er zu seinem Mehari, schwang sich in den Sattel und trat mit den Füßen auf das Tier ein, das sich unwillig und unter lautem Knurren erhob. »Nicht vor der Frau habe ich Angst, Arkani«, rief Akhamouk im zu, »sondern vor dir!«

XX
    In der letzten Nacht wurde Désirée von einem bedrückenden Traum heimgesucht. Sie hätte sich gewünscht, von Arkani zu träumen. Doch der Mann in ihrem Traum war nicht Arkani. Es war Philippe.
    Sie konnte sein Gesicht so deutlich sehen, als stände er leibhaftig vor ihr. Seine Augen schauten sie traurig und vorwurfsvoll an. Und sofort regte sich in Désirée das schlechte Gewissen. Es war unfair Philippe gegenüber. Es gab nichts, was sie Philippe vorwerfen konnte. Er hatte sie immer gut behandelt, ihr die Freiheiten gelassen, die sie haben wollte, ihr auch selten Vorwürfe deswegen gemacht. Er war ein moderner, aufgeschlossener Mensch. Dass er sich um sie sorgte, dass er sie nicht allein in dieses gefährliche Abenteuer ziehen lassen wollte, sprach nur für ihn. Es war unrecht, ihn zu betrügen, und wenn es nur in Gedanken war. Philippe stand da, ganz allein, in seinem braunen Anzug, den Halbschuhen und mit dem sanften, liebevollen Blick. Sie streckte die Hände nach ihm aus, näherte sich ihm Schritt für Schritt auf dem steinigen Wüstenboden. Der Wind wirbelte feinen Staub auf und verschleierte das Bild vor ihren Augen. Philippes Konturen waren nur noch schemenhaft zu erkennen. Und dann veränderte sich das Bild. Sein brauner Anzug wurde dunkel, der Stoff wehte im Wind wie eine Gandura, ein blauer Schleier legte sich über sein Gesicht, und seine Augen – sie wurden grau mit goldenen Punkten, sein Blick leidenschaftlich und voller Stolz und Verlangen ...
    »Arkani!« Mit einem Schrei schreckte sie von ihrem Lager hoch. Sie starrte in die Dämmerung des Lederzeltes, verspürte den allgegenwärtigen fettigen Geruch. Ihr war nicht bewusst, ob sie den Namen nur im Traum oder in Wirklichkeit gerufen hatte.
    Der Zelteingang wurde hochgeschlagen, Aissa und Tedest steckten ihre Köpfe herein. Die beiden Frauen starrten sie aus großen Augen an. Wie sich dann Aissas Blick verdüsterte, sagte Désirée, dass sie wirklich Arkanis Namen gerufen hatte. Sie presste ihre Hand auf ihr wild schlagendes Herz.
    »Tut mir Leid«, murmelte sie peinlich berührt mit einem Seitenblick auf Aissa. »Ich habe schlecht geträumt.«
    Wahrscheinlich, nein, ganz sicher war Aissa nicht entgangen, was Désirée für Arkani empfand. War es die Eifersucht einer Mutter, war es die Ablehnung, weil sie eine Fremde war?
    Eine Fremde! Das bedrückende Gefühl, hier nur geduldet zu sein, übermannte Désirée erneut. War der Traum ein Fingerzeig, wohin sie wirklich gehörte?
    Am Nachmittag kam Leben in das Lager. Oben am Kamm der Düne sah Désirée einen einzelnen Reiter. Erwartungsvoll erhob sie sich von ihrem Platz hinter der Schilfmatte, die als Windschutz diente. Sie beschattete ihre Augen mit der Hand. Langsam trabte das Mehari den Hang hinunter. Doch Désirée war sich plötzlich nicht mehr sicher. Der Reiter sah aus wie alle Tuareg-Krieger, auch das Mehari war ganz

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