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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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hell. Und doch – irgendetwas war anders an der Haltung des Reiters.
    »Arkani?«, fragte sie halblaut.
    Tedest, die vor dem Zelt ein Lederkissen reinigte, blickte kurz auf und senkte gleich wieder den Kopf. Es konnte nicht Arkani sein. Einige lärmende Kinder liefen dem Targuil entgegen.
    Enttäuscht nahm Désirée wieder Platz hinter der Matte. Warum wartete sie so hoffnungsvoll auf Arkanis Rückkehr? Sollte sie sich nicht jeden Gedanken an ihn verwehren?
    Tedest brachte ihr etwas zu essen, als sich die Sonne dem Horizont zuneigte. Zum Osten hin verfärbte sich der Himmel von hellem Türkis bis zu dunklem Blau. Die ersten Sterne begannen zu funkeln und kämpften gegen das verlöschende Tageslicht an. Désirée stocherte mit dem Holzlöffel lustlos in ihrer Schüssel mit Hirsebrei herum. Ihr Hals war wie zugeschnürt. Dieses Warten, diese Qual! Sie schluckte mühsam und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen. Ihr war plötzlich elend zumute.
    Tedest warf ihr immer wieder verstohlene Blicke zu. Als sich Aissa erhob, um ins Zelt zu verschwinden, erhob sich auch Tedest. Sie füllte eine kleine Holzschüssel mit Ziegenmilch, ging zu Désirée und hockte sich vor ihr nieder. Sie lächelte freundlich, während sie Désirée die Milch reichte.
    »Arkani.« Sie deutete in Richtung des Dorfes.
    Désirées Kopf ruckte hoch. »Er ist da?«, rief sie erstaunt. Dann flog ein glückliches Lächeln über ihr Gesicht. »Arkani ist da!«
    Erschrocken hielt Tedest ihr den Mund zu, dann legte sie sich selbst den Finger auf den Mund. Doch ihre Augen lächelten.
    Désirée atmete erleichtert durch, Arkani war wieder da! Jetzt hatte das Warten ein Ende. Er würde zu ihr kommen. Sie würde ihn erwarten!
    Es war tief in der Nacht, als Arkani kam. Die Dunkelheit hatte sich über die Wüste gebreitet wie ein schwarzes Tuch. Sie sah ihn nicht kommen, aber sie hörte es. In diesen Tagen hatten sich ihre Sinne geschärft. Sie hatte sich geweigert, in das Zelt zu gehen und sich schlafen zu legen. Tedest hatte ihr schließlich noch eine Decke herausgebracht.
    In die wärmende Wolldecke gewickelt, blieb Désirée vor dem Zelt sitzen, gegen die Windschutzmatte gelehnt. Lange hatte sie den blinkenden Sternen zugeschaut und ihren Weg über das Firmament verfolgt. Und dann schob sich eine dunkle Silhouette davor, die sich noch schwärzer gegen den Nachthimmel abhob.
    Sie blickte zu ihm auf und seine Anwesenheit verschlug ihr den Atem. »Arkani«, flüsterte sie ergriffen. Sie hatte nicht geahnt, wie sehr sie sich nach ihm gesehnt hatte.
    »Ich bin hier«, erwiderte er ebenso leise. Dann hockte er sich vor sie nieder. Sie spürte plötzlich seine Hand auf ihrer, und ihre Haut schien zu verbrennen.
    »Ich bin so froh«, sagte sie und legte ihre andere Hand auf seine. Die Wärme, die von seiner Hand ausging, flutete in ihren Körper und schenkte ihr ein unbeschreibliches Glücksgefühl.
    »Geht es dir gut?«, wollte er wissen.
    Sie presste die Lippen zusammen, um nicht zu verraten, dass in ihrem Hals ein dicker Kloß steckte. Sie schüttelte den Kopf, schluchzte, dann nickte sie. »Ja, jetzt geht es mir wieder gut.« Sie packte seine Hand fester, und er spürte, wie sie zitterte. »Ich habe Angst gehabt.«
    Sie fühlte, wie er über ihr Haar strich und seine Finger dann ihre Wange entlanggleiten ließ.
    »Das brauchst du nicht«, beruhigte er sie.
    »Ich weiß«, wisperte sie. »Es war dumm von mir.«
    Er zog sie so unvermittelt in seine Arme, dass sie erstarrte. Als wolle er ihr Kraft geben, hielt er sie fest, tröstend, schützend. Ebenso plötzlich ließ er sie wieder los und erhob sich.
    »Ich verstehe deine Ängste und Sorgen. Und ich verstehe, warum du hierher gekommen bist. Ob dein Vater noch am Leben ist, vermag niemand zu sagen. Die Aussichten sind gering, denn wenn die Geister erst einmal die Seele eines Menschen gefangen haben, dann geben sie sie nicht wieder her.«
    Désirée hob in vager Hoffnung das Gesicht. »Aber es ist nicht ganz hoffnungslos?«
    Arkani antwortete nicht. »Es sind sieben Tagesritte bis zu dem Ort, wo die Geister wohnen.«
    »Sieben Tagesritte«, murmelte sie. »Ich könnte es schaffen.«
    Er schüttelte sacht den Kopf. »Es macht mich traurig, dich enttäuschen zu müssen. Du kannst es nicht schaffen. Nicht allein.«
    »Was heißt das?«
    »Dass wir dich begleiten werden.«
    »O Arkani!« Sie sprang auf und wollte ihn umarmen. Im letzten Augenblick besann sie sich. Er war ein stolzer Krieger, den man nicht einfach so

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