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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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sie ein Fell in hellem Karamell besaß. Zwar war es nicht so weiß wie Arkanis Mehari, doch mittlerweile wusste sie, dass nur die Elite der Tuareg helle Kamele besaß. Dass sie ein so helles Mehari bekam, war Ausdruck einer hohen Wertschätzung.
    Hinter ihr trat Arkanis Mutter aus dem Zelt. Sie hielt etwas Metallisches in der Hand. Es war ein Amulett an einer Kette.
    »Gri-gri«, sagte sie zu Désirée und hängte ihr das Amulett um den Hals. Fragend hob Désirée ihren Blick zu Arkani. Auch er schien für einen Moment überrascht.
    »Es soll die bösen Geister abwehren, die in den Bergen und Höhlen wohnen«, erklärte er.
    Erstaunt hob Désirée die Augenbrauen. Warum war Arkanis Mutter daran interessiert, sie vor bösen Geistern zu schützen? War den Tuareg nicht eher daran gelegen, sie so schnell wie möglich loszuwerden, gleich auf welche Art? Außer von Tedest und Arkani hatte sie keine positive Zuwendung erfahren. Und Arkanis Unternehmen schien auf heftige Gegenwehr der Sippe gestoßen zu sein. Wahrscheinlich allein sein Stand als Sohn des Amenokals ließ ihm wohl diese Freiheit zu. Obwohl hier doch eigentlich die Frauen das Sagen hatten ...
    Verwundert schüttelte Désirée den Kopf, doch dann bedankte sie sich bei Arkanis Mutter.
    Sie wandte sich zu Arkani um. »Bitte sag ihr, dass ich tief in ihrer Schuld stehe. Ich habe es ihr zu verdanken, dass ich wieder gesund geworden bin. Sie ist eine wunderbare Frau.«
    Arkani übersetzte es, und Désirée bemerkte ein leichtes Zucken in Aissas Gesicht. Dann neigte sie nur den Kopf.
    Das Mehari kniete geduldig und wartete, bis Désirée in seinen Sattel geklettert war. Erst dann bestieg Arkani sein Dromedar. In einiger Entfernung warteten etwa fünfzehn Reiter auf ihren Tieren. Sie würden ihre Eskorte sein. Die meisten trugen die zweischneidigen Schwerter an den Schulterriemen. Désirée wusste nicht, ob sie darüber beruhigt oder beunruhigt sein sollte.
    Mit wiegenden Schritten bewegten sich die Meharis im Passgang aus der Oase hinaus. Bald umgaben sie nur noch die sanft gewellten Dünen. Sieben Tage würden sie durch die Wüste reiten, sieben Tage, die Désirée näher an die Gewissheit bringen würden. Aber welche Gewissheit würde sie am Ende des Weges erwarten? Dass ihr Vater noch lebte? Dass er tot war? Dass er sich überhaupt nicht hier befand? Sieben Tage, in denen sie mit Arkani zusammen sein würde. Doch würde sie ihn in dieser Zeit auch näher kennen lernen? Er hatte etwas gesagt von einer Aufgabe, einer Prüfung. Sie war sich sicher, dass sie diese Prüfung nicht bestehen würde. Nicht vor seinen Augen. Diese Augen waren aus einer anderen Welt, wohin sie wohl nie gelangen würde.

XXI
    Wie Perlen an einer Kette aufgereiht, bewegten sich die Reiter durch die Wüste. Es ging langsam, aber stetig vorwärts. Désirée brannte vor Ungeduld. Endlich, endlich konnte sie die Reise fortsetzen, die Suche nach ihrem Vater. Sie war sich sicher, dass sie es in erster Linie Arkani zu verdanken hatte, dass sie weiterreiten durfte.
    Sie waren gut ausgestattet mit ausreichend Proviant, Decken und Wassersäcken. Die Meharis waren kräftig und ausgeruht. Mit hochmütigem Gesichtsausdruck und abgeklärtem Blick setzten sie ein Bein vors andere. Sie hinterließen eine schmale Spur im Wüstensand, die der Wind schon bald wieder verwehen würde.
    Désirée genoss den Ritt und das grandiose Panorama. Jetzt, frei von Ängsten und Schmerzen, zu Kräften gekommen und voller Zuversicht, konnte sie sich ganz diesem Genuss widmen.
    Die Landschaft veränderte sich unmerklich. Zwischen den rotgoldenen Sanddünen ragten mehr und mehr dunkle Felsen hervor, manche schroff und scharfkantig, andere vom steten Wind und den Sandkörnern zu skurrilen Formen abgeschliffen. Ihr erschienen sie wie drohende Finger, die mahnten, niemals den Respekt vor der Wüste zu verlieren.
    Die Tuareg bewegten sich mit einer bewundernswerten Selbstverständlichkeit in dieser feindseligen Umgebung. Von klein auf hatten sie den Durst und die Härten der Wüste kennen gelernt. Mit vollendeter Eleganz saßen sie auf ihren Meharis. Sie hatten die Sandalen abgelegt, die an Lederriemen seitlich des Sattels baumelten. Der linke Fuß ruhte locker auf dem Hals des Tieres, während mit dem rechten das Dromedar angetrieben wurde. Doch das war kaum nötig und entlockte den Tieren zudem nur ein unwilliges Knurren. Es waren insgesamt sechzehn Tiere. Fünfzehn Begleiter hatten sich gefunden. Désirée wusste nicht, wer diese

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