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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Tochter des alten Amenokal. Seine Tapferkeit war sprichwörtlich, in ihm glühte das Feuer des Kriegers, er vereinte die Stärken der Ihaggaren in sich, und die Karawanenführer flüsterten erschauernd seinen Namen. Er wusste die Worte gut zu wählen, wenn er mit den Mädchen zum ahâl zusammenkam, und so manches der heiratswilligen Mädchen hatte ihm zu verstehen gegeben, dass er willkommen war. Bislang war es bei den romantischen Treffen geblieben, er hatte die eine oder andere Liebesnacht verbracht, aber als der Morgen anbrach, wusste er, dass er nicht werben würde.
    Er meinte die Frauen zu kennen, auch wenn es wohl vermessen war, das zu glauben. Nicht umsonst oblag es der Frau, das Werben des Mannes anzunehmen oder abzulehnen. Nicht umsonst war der Mann ständig bemüht, den Frauen auf jede Weise zu gefallen. Doch nun sah er sich mit einer Frau konfrontiert, die nicht in dieses Bild passte. Die in gar kein Bild passte.
    Sie war schön, ohne Zweifel. Sie erinnerte ihn an Glas, an Porzellan, an Schnee, all die seltenen und kostbaren Dinge, die für ihn unerreichbar waren. Er wusste, auch diese Frau war für ihn unerreichbar. Zudem schien sie aber keineswegs zart und zerbrechlich zu sein, auch wenn Trotz und fehlendes Wissen um die Wüste sie zur Leichtfertigkeit verleiteten. Dagegen bewunderte er ihren Mut, ihr eigenes Leben für das ihres Vaters zu wagen.
    Arkani behandelte sie mit Höflichkeit und Respekt. Seine vordergründige Arroganz verdeckte seine Unsicherheit und Nervosität. Er wollte nicht um sie werben. Das durfte er nicht. Niemand aus seiner Familie oder aus seinem Volk würde es gutheißen, dass er eine Ungläubige ehelichte. Das hatte ihm auch der Marabout zu verstehen gegeben. Zwar war es immer noch seine persönliche Entscheidung, aber er würde nie etwas tun, was seinem Volk schaden könnte. Und sein Volk fürchtete den bösen Einfluss der Fremden.
    Die Franzosen waren Eindringlinge, Eroberer aus einer fremden Kultur. Arkani beherrschte ihre Sprache, aber nur, um sich von ihnen nicht beherrschen zu lassen. Er wollte verstehen, was sie sagten und planten, um ihnen zuvorzukommen.
    Aber das hier war etwas ganz anderes. Er war darauf nicht vorbereitet, und es gab keine Lehre, auf die er sich hätte stützen können. Ihr Liebreiz verwirrte seine Sinne, und er spürte eine traurige Sehnsucht in sich. Ein Teil von ihm wollte, dass diese Reise schnell zu Ende ging und sie wieder aus der Wüste verschwand, ein anderer Teil wünschte sich, dass diese Reise nie zu Ende gehen möge. Er spürte, dass etwas in ihm zerriss und dass es schmerzte.
    Ein leises Beben strich über ihn hinweg wie der sanfte Hauch des Wüstenwinds, wenn sie in seine Nähe kam. Seine Augen suchten sie, wenn er sicher war, dass sie ihn nicht beobachtete. Und dass sie ihn beobachtete, hatte er bereits einige Male bemerkt. Dann wandte sie schnell den Blick ab, errötend, weil er sie dabei ertappt hatte. Dieses Erröten entzückte ihn über alle Maßen, und er tat sein Bestes, es sich nicht anmerken zu lassen.
    Diese Liebe zum Flirten war ihnen mit der Muttermilch eingeflößt worden, und im Normalfall betrieb es Arkani gegenüber den Frauen seines Stammes mit der gleichen Leidenschaft wie die anderen Männer. Es war immer Zeit zu diesen kleinen Schaustellungen um die Gunst der Frauen. Die kel tugulmust waren Meister der Dichtkunst, der Musik mit ihren verzaubernden Melodien und dem Spiel der Augen.
    Doch wie sollte er um Désirée werben? Sie verstand nicht den harmonischen Klang seiner Sprache, sie spürte nicht den Zauber der Musik, sie verstand nicht die Gesten und Blicke, die Symbole und Andeutungen.
    Sollte er überhaupt um Désirée werben? Sein Verstand untersagte es ihm. Seine Sippe würde sie niemals in ihrer Mitte aufnehmen. Und ohne die Sippe, die Familie würde kein Targui in der Wüste überleben. Doch sein Herz, seine Seele, sein Körper sagten etwas ganz anderes. Es war die gleiche Sehnsucht, die ihn zu Désirée zog, wie die, hinaus in die Wüste zu gehen. Er empfand die gleiche Befriedigung, die innere Ruhe, die tröstliche Wärme in ihrer Nähe. Und er empfand den gleichen Schmerz im Herzen.
    Als sie am Abend rasteten und das Lager für die Nacht vorbereiteten, gingen sie sich aus dem Weg. So als spürten beide, dass es zu einem Ausbruch der Gefühle kommen könnte, wenn sie sich näherten, suchten sie es zu vermeiden.
    Wieder und wieder malte er Zeichen und Linien in den Sand, und immer wieder antwortete das Orakel mit

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