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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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dann trat er doch hinzu. Sie stand vor ihm, und für einen Augenblick sah er Verzweiflung in ihrem Blick. Gleich darauf schien sie sich zu fassen.
    »Ich bin fertig«, sagte sie knapp.
    Ein Schweigen trat zwischen sie, als sich ihre Blicke trafen. Ihre Lippen begannen zu zittern, und das Blau ihrer Augen verdunkelte sich zu einer ungewöhnlichen, violetten Farbe. Ihre Hand hob sich unsicher, und ihre Fingerspitzen berührten seinen Schleier. Gleich darauf zog sie die Hand zurück, und ihr Blick begann zu flackern. Seine Augen brannten sich in ihre Seele, heißer als die Wüstensonne, und dort drinnen tobte ein Sturm, entfesselt wie eine Naturgewalt. So war es, wenn man die Hand ins Feuer hielt. Man konnte sich dabei nur verbrennen.
    Unter Aufbietung aller Kräfte wandte sie sich ab und kämpfte gegen die sie überwältigenden Gefühle. Es gelang ihr nur schlecht, und Arkani spürte es. Er war enttäuscht darüber, dass sie sich dagegen wehrte, und er fühlte sich plötzlich allein.
    Désirée versuchte nicht zu Menahils Mehari zu schauen. Es ging gleichmütig in der Reihe der kleinen Karawane, hatte keine zusätzliche Last bekommen.
    Ihretwegen war ein Mensch getötet worden. Allein der Gedanke ließ sie schaudern, obwohl die Sonne immer höher stieg und sich eine sengende Hitze ausbreitete. Sie zog ihren Schleier vors Gesicht, als könne sie sich damit gegen all die widerwärtigen Dinge da draußen abschirmen. Aber das Leben holte jeden ein, und manchmal auch der Tod.
    An diesem Abend fragte Arkani nicht, was sie an diesem Tag in der Wüste gelernt hatte. Auch ohne seine Frage wusste sie, dass es diesmal der Tod war. Er war näher, als sie ahnte.
    Sie blieb neben ihm am Feuer hocken, als sich die Männer bereits zur Ruhe gelegt hatten. Arkani packte etwas getrockneten Kameldung auf die Glut. Sofort entwickelte sie mehr Wärme. Fröstelnd rutschte Désirée näher heran.
    »Könnten wir nicht schneller reiten und so einen Tag sparen?«, fragte sie.
    »Warum? Das Tempo ist gut so.«
    »Für mich nicht. Ich ertrage diese Ungewissheit nicht mehr, je näher wir dem Gebirge kommen. Im Traum erscheint mein Vater vor mir und ruft mir zu. Und die Sache mit Menahil zeigt mir, dass es bald ein Ende geben muss.«
    Er schwieg und starrte vor sich hin in das wieder aufflackernde Feuer. »Die Wüste hat ihre eigenen Gesetze. Du begibst dich wieder auf eine Flucht.«
    Sie schob sich jetzt ganz nah an seine Seite und legte ihre Hand auf seinen Arm. Die Berührung erregte sie und ließ ihr Herz trommeln.
    »Ich fühle es«, flüsterte sie. »Ich bin ihm ganz nahe. Nur deshalb bin ich hierher gekommen.« Sie hob fast flehend den Blick zu ihm auf. »Arkani, ich bitte dich.« Ihre Stimme war nur noch ein Raunen, aber es lag all ihre Leidenschaft darin. »Lass uns das Tempo beschleunigen. Ich ... ich ertrage es nicht mehr.«
    Mit einer eleganten Handbewegung schüttete er Sand ins Feuer. »Das macht der Sand mit dem Feuer«, sagte Arkani. »Genau so geschieht es mit der Ungeduld des Menschen gegen die Vernunft.«
    Désirée hob den Kopf, aber sie schwieg.
    »Du glaubst deinen Weg zu kennen. Aber du hältst Träume für die Wirklichkeit.«
    »Nur weil ich mich um meinen Vater sorge? Hältst du das für ehrenrührig oder unvernünftig?«
    »Nein.« Er schüttelte sacht den Kopf. »Es ehrt dich, wenn du deinen Vater achtest. Aber du achtest ihn nicht, wenn du dich kopfüber ins Abenteuer stürzt.«
    Sie scharrte in den Resten des Feuers. »Solange es noch ein Fünkchen Hoffnung gibt, ist es möglich, das Feuer wieder zu entfachen.« Sie hob den Blick zu ihm. Er erwiderte den Blick aus dem Schatten des Sehschlitzes seines Schleiers.
    »Désirée«, sagte er leise. »Du flüchtest. Vor mir.«
    Hitze schoss ihr ins Gesicht. Zum Glück konnte er es nicht sehen. Das erlöschende Feuer hatte der Dunkelheit Platz gemacht.
    »Du hast es selbst gesagt«, erwiderte sie nach einer langen Weile. »Ich bin hier nicht willkommen. Ich sollte schnell wieder verschwinden.«
    Er lächelte unter seinem tugulmust . »Du glaubst, dass es so ist. Aber die Wüste ist ein Ort für jeden, der reinen Herzens kommt. Gott hat für alle Platz gelassen. Man muss es nur erkennen.«
    Sie schwieg. Sie wollte es ja so gern. Aber sie schaffte es einfach nicht. Hier war kein Platz für sie. Schaudernd zog sie die Schultern hoch.
    »Du hast gesagt, dass die sieben Tage in der Wüste mich auf die Probe stellen werden«, sagte sie. »Jeder Tag hat mir eine Lektion erteilt. Ich

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