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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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weiß jetzt schon, dass ich die Prüfung nicht bestehen werde. Ich bin sehr traurig darüber. Andererseits weiß ich jetzt, wohin ich gehöre.«
    »Schon wieder diese Ungeduld«, stellte er fest. »Du gibst sehr schnell auf. Eigentlich passt es nicht zu dir. Du bist bis hierher gelangt. Dazu gehören sehr viel Mut und Ausdauer.«
    Sie senkte den Kopf. »Nur, um meinen Vater zu suchen. Ich tue es für meinen Vater«, rechtfertigte sie sich.
    Er antwortete nicht. Sie wussten beide, dass es noch eine andere Wahrheit gab.
    Arkani ließ sich in den Sand sinken und hob den Blick zum Himmel. »Schau dir die Sterne an. Jede Nacht wandern sie über das Himmelszelt. Seit uralten Zeiten. Zeit und Ewigkeit verschmelzen miteinander. Da, die Große Kamelstute. Oder dort, die Tochter der Nacht.« Er zeigte auf das Sternbild der Plejaden. »Für sie sind wir Menschen auf der Erde nur wie winzige Sandkörner. Es gibt etwas, das über uns ist. Es bestimmt unseren Weg.«
    »Glaubst du wirklich, dass sich Gott um jeden Einzelnen von uns kümmert? Was wir tun, wohin wir gehen? Wie kann er das bei so vielen Menschen auf der Welt?«
    »Dafür ist er Gott. Er hat uns den Verstand gegeben, damit wir ihn gebrauchen. Wir lernen aus unseren Erfahrungen. Wir sollten uns nicht blindlings auf ihn verlassen. Wir sollten ihn aber auch nicht vergessen.«
    »Ich sehe euch selten beten. Nicht einmal tagsüber rasten wir zum Gebet. In Arabien haben es die Muslime wesentlich genauer genommen.«
    Er lachte leise auf. »Ich weiß, aber es sind nur Äußerlichkeiten. Ob wir auf einem Teppich knien oder auf einem Kamel sitzen, es kommt doch letztlich auf dasselbe heraus. Gott fragt nicht, wie wir an ihn denken, sondern ob wir es tun.«
    In der Tat hatte sie die Männer beobachtet, wie sie scheinbar nebenher ihre Gebetsketten durch die Finger gleiten ließen und fast lautlos ihre Gebete murmelten, während sie mit dem Fuß ihre Meharis steuerten und ein wachsames Auge auf die Umgebung warfen. Und wahrscheinlich war man hier in der Wüste Gott näher als irgendwo sonst auf der Welt.
    Sie wünschte sich so sehr, ihn zu verstehen, seine Seele, sein Herz. Anfangs erschien es ihr leicht, führten diese Söhne des Windes doch ein einfaches Leben hart an der Grenze der menschlichen Existenz. Langsam aber begriff sie, dass es sehr komplizierte Menschen waren. Dieses schlichte, harte Leben hatte Regeln aufgestellt, die nicht leicht zu befolgen waren.
    »Arkani?«
    »Ja?«
    »Glaubst du, dass ich es lernen könnte?«
    »Ja.«
    »Aber es wird nicht einfach sein.«
    »Nein.«
    »Und ich werde Geduld haben müssen.«
    »Ja.«
    »Auch du wirst Geduld haben müssen.«
    »Ja.«
    Über den Horizont, der nur als dunkle, gewellte Linie zu erkennen war, schob sich ein riesiger roter Mond. Désirée starrte darauf wie auf ein Wunder.
    »Ein roter Mond«, flüsterte sie beeindruckt. »So rot habe ich ihn überhaupt noch nicht gesehen.«
    » Tallit tehoure . Der Mond errötet, weil er uns beide hier unten sieht.«
    Sein Lachen erklang irgendwo aus der Dunkelheit. Leise raschelten die Sandkörner an ihrem Ohr, und weiter weg schnauften die Dromedare. »Es wird einen Sandsturm geben.«
    Sie zuckte zusammen. »Also ist der rote Mond für uns kein gutes Zeichen?«
    »Zeichen sind nicht immer eindeutig. Dem Wüstenwanderer sagt er, dass vielleicht ein Sandsturm aufkommt. Dem Zweifelnden sagt er, dass es irgendwo Hoffnung gibt.«
    »Und was sagt er uns?«, fragte sie mit angehaltenem Atem.
    Sie hörte, wie er sich erhob. »Was er dir sagt, weiß ich nicht. Mir sagt er, dass ich wachsam bleiben muss.«
    »Du hast Menahil einfach so getötet«, sagte sie mit kalten Lippen.
    »Nicht einfach so. Er hat dich angegriffen. Er wollte dich töten. Du stehst unter meinem Schutz. Wer dich angreift, greift auch mich an. Ich hatte nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, ihn zu töten.«
    »Und das hast du getan«, flüsterte sie.
    »Es war eine Ehre für ihn, durch mein Schwert zu sterben, denn er hat seine Ehre verloren, indem er dich angriff. Du darfst dir darüber keine Gewissensbisse machen. Wir Imajeren sind Krieger. Aber wir haben unsere Regeln. Wir haben alle gelernt, blitzschnell zu töten. Er hat nicht gelitten.«
    »Willst du mich damit trösten?« Sie unterdrückte ein Schluchzen.
    »Nein, du sollst verstehen.«
    Sie tastete nach seiner Hand in der Dunkelheit. »Ich verstehe es aber nicht.«
    »Das kannst du auch nicht, wenn du Gefangene deiner Welt bleibst. Du wirst es müssen, wenn du

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