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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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zu Nässe und Kälte. Enttäuschung breitete sich in ihr aus und Verwirrung. Es war vorbei, ehe sie begriffen hatte, was es war.
    Mit vor Kälte steifen Bewegungen schwamm sie zurück ans Ufer. Auf dem Fels suchte sie nach Spuren, nach einem nassen Fußabdruck, einem Hinweis, dass es doch kein Traum war. Aber sie fand nichts. Sie hörte das Knurren der Kamele, die Stimmen der Männer und hoch oben in den Felsen das Heulen des Windes. Die Sonne neigte sich dem Rand des Gebirges zu, und bald würde die Kälte der Nacht sie einholen.
    Sie streifte sich die weiße Gandura über, und die Berührung des Stoffes auf ihrer Haut brachte sie endgültig in die Wirklichkeit zurück.
    Sie kleidete sich sorgfältig an, bevor sie zu den Männern zurückging. Diese hatten inzwischen ein Lager aufgebaut, ein Feuer brannte in der Mitte. Einige der Männer begaben sich auf die Jagd in die Felsen hinein. Désirée hatte keine Ahnung, was es hier für Tiere gab, aber der Gedanke an ein reichhaltiges Mahl war nicht zu verachten.
    Langsam ging sie zu Arkani und hockte sich neben ihn nieder. Eine geraume Weile beobachtete sie seine bedächtigen Handbewegungen, während er den Tee zubereitete und die Becher bereitstellte.
    »Du hattest Recht, es war wie das Paradies«, sagte sie schließlich.
    Sie sah an seinen Augen, dass er lächelte.
    »Es ist das Paradies«, erwiderte er.
    Sie wollte wissen, ob es ein Traum gewesen war. Alles in ihr bebte. Doch Arkanis gemessene Bewegungen verrieten nicht, was noch vor kurzem geschehen war. Doch was war geschehen? Sie beschloss nicht den direkten Weg zu gehen. Es entsprach dem Feingefühl dieser Menschen, besonders dem von Arkani. Sie wurde wieder daran erinnert, wer er war.
    »Wie kommt es, dass es hier mitten in der Wüste einen See gibt?«, wollte sie von ihm wissen. »Und warum ist das Wasser so kalt?«
    Er schwieg eine Weile. »Es erfreut mich, dass du dir darüber Gedanken machst«, sagte er schließlich. »Man nennt solch eine Wasserstelle guelta , in unserer Sprache heißen sie agelman . Nur die Ihaggaren wissen von ihr. Sie trocknet nie aus, nicht einmal während der Dürre. Hast du bemerkt, dass es richtig kalte Strömungen im Wasser gibt?«
    Sie senkte errötend den Kopf. Trotz der Kühle des Wassers hatte sie das Gefühl gehabt, darin zu verbrennen.
    »Das kommt von einer unterirdischen Quelle, die die guelta speist«, erzählte er weiter, als hätte er ihre Verlegenheit nicht bemerkt. »Diese dunklen Felsen gehören zu Ausläufern des Hoggar-Gebirges. Über die Klüfte im Gestein steigt das klare Wasser auf.«
    Ihr fiel auf, dass Arkani sehr gebildet war. Er erzählte nicht, dass Gott oder die Geister der Ahnen die Quelle schenkten. Er gab eine wissenschaftliche Erklärung ab. Fast wäre es ihr lieber gewesen, er hätte ihr eine erfundene, dafür romantischere Geschichte über den See erzählt.
    »Der See ist verzaubert«, sagte er plötzlich, und Désirée zuckte zusammen. Stets hatte sie das Gefühl, dass er ihre Gedanken lesen konnte.
    »Im Wasser lebt eine Fee, die mal diese, mal jene Gestalt annehmen kann und den Badenden verwirrt. Deshalb gehen auch die Tiere niemals ins Wasser hinein. Nur die Menschen tun es manchmal. Und dann haben sie eigenartige Erlebnisse.«
    »Unsinn«, knurrte Désirée leise, aber sie sah an seinen Augen, dass er lachte.
    »Man sollte nicht nur dem trauen, was die Augen sehen. Die Sinne können sich irren. Geisterwesen machen sich einen Spaß daraus, die Sinne der Menschen zu narren.«
    Eine Weile starrte Désirée ins Feuer. »Ich wünsche mir, dass es kein Trugbild war.«
    Arkani antwortete nicht darauf. Sie war froh darüber, denn sie fürchtete sich vor der Antwort. Was fühlte Arkani wirklich? Nur ihren weiblichen Körper?
    Die Männer kamen von der Jagd zurück, und Désirée wurde aus ihren Gedanken gerissen. Sie legten ein halbwüchsiges Wildschaf vor Arkani nieder. Es würde reichen, sie alle zu sättigen. Ein kurzer Wortwechsel, dann trugen die Männer das Schaf beiseite, hängten es an lange Äste, häuteten und zerteilten es in kürzester Zeit. Das Feuer wurde heftiger angefacht und die Fleischstücke gegart.
    Zunächst regte sich in Désirée Ekel, aber als der Bratengeruch zu ihr drang, machte sich ihr knurrender Magen mit aller Macht bemerkbar. Fast gierig verschlang sie das Stück Fleisch, das ihr gereicht wurde. Dazu gab es gekochte dicke Bohnen. Es war genug frisches Wasser da, um eine fette Brühe aus den Knochen zu kochen. Nach den langen

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