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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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sah sie genug, dass ihr der Atem stockte. Lautlos glitt die blaue Stoffbahn zu Boden. Als Arkani das Gesicht zur Seite wandte, stieß Désirée einen Laut des Entzückens aus. Warum verschleierte sich dieser Mann bloß? Sein Anblick raubte ihr fast den Verstand. Verlangend streckte sie die Hände nach ihm aus.
    »Gibst du dich damit zufrieden?«, fragte er.
    »Was?« Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Er wollte doch nicht etwa ...
    Mit einer geschmeidigen Bewegung streifte er sein Übergewand ab und ließ es ebenfalls in den Sand fallen. Darunter trug er eine weite Hose, die im Bund durch einen reich verzierten Ledergürtel gehalten wurde. Mit ebensolchen bedächtigen Handbewegungen öffnete der den Gürtel.
    Hitze stieg in ihr Gesicht. Sie musterte ihn mit einem verstohlenen Blick. Er besaß einen schlanken und harten Körper mit langen Muskeln. Seine ganze Haltung strahlte Eleganz und Anmut aus. Trotz seiner Nacktheit stand er da wie ein König. Das Licht des roten Mondes hüllte ihn in einen unwirklichen kupferfarbenen Schein. Die funkelnden Sterne über ihm krönten ihn wie unzählige Diamanten.
    Er blickte zu ihr herab und lächelte. Es war ein hinreißendes Lächeln, das seine grauen Augen wie Silber schimmern ließ. Auch ohne Schleier und Gandura umwehte ihn das Geheimnis des blauen Volkes.
    Sein Blick fesselte sie. Sie wollte das Geheimnis dieses Mannes ergründen. Und sie ahnte, dass sie diesem Geheimnis gänzlich erliegen würde. Was für ein Mann!
    In Arkanis Herz stahlen sich gleichzeitig Freude und Schmerz. Er hatte es sich gewünscht, er hatte es gewollt. Wie ein Zauber wirkte diese schöne, junge Frau mit dem goldenen Haar auf ihn, ihr Liebreiz, ihre innere Stärke, diese Zwiespältigkeit ihres Wesens. Sie kam aus dieser anderen Welt, die ihm fremd und feindlich erschien, aber er spürte, dass sie bereits die Grenze zu seiner Welt überschritten hatte. Sie lernte, und sie verstand. Es war dieses Verstehen, das er so intensiv spürte, dieses unsichtbare Band zwischen ihren Herzen, das er anfangs immer wieder geleugnet hatte. Der edle Raubritter wurde ganz zahm in ihrer Nähe, spürte das Verlangen nach inniger Zärtlichkeit. Und er ahnte, dass es Désirée auch danach verlangte.
    Als er den lauen Nachtwind auf seiner nackten Haut spürte, ging eine seltsame Verwandlung mit ihm vor. Er nahm die Hitze der Wüste in sich auf, die Kraft der versunkenen Sonne, die Stärke des Wüstenwindes. Er atmete tief die Nachtluft ein und schmeckte die Feuchte des aufsteigenden Wassers aus dem kleinen See auf seinen Lippen. In seiner Erinnerung sah er Désirée wieder im klaren Wasser des Sees schwimmen, ihr silbern schimmernder, heller Körper, die hastigen Bewegungen ihrer Arme und Beine, das goldene Haar wie ein Kometenschweif. Und dann ließ er sich neben ihr nieder.
    Der Mond stieg höher, und sein Licht wurde heller. Die Bühne öffnete sich für ein weiteres Schauspiel, dem kein Zuschauer beiwohnen durfte. Es war allein für sie beide gedacht.
    Désirée blinzelte aus halb geschlossenen Lidern, als sich Arkani über sie beugte. Langsam hob sie die Hände und vergrub sie in seinem Haar. »Arkani«, wisperte sie und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen. Er machte sich selbst ihr zum Geschenk.
    Für Arkani war es eine Offenbarung. Er tat nie etwas Unüberlegtes, und auch jetzt war er sich seines Handelns voll bewusst. Er gab einem Gefühl nach, das er tief in sich vergraben hatte. Doch kein Wüstensand konnte einen Schatz für alle Ewigkeit unter sich begraben. So geschah es auch mit seinem Gefühl für Désirée. Einmal, dessen war er sich von Anfang an sicher, würde er dieses Gefühl herauslassen müssen. Und dieser Augenblick war jetzt gekommen.
    Behutsam löste er den Gürtel von ihrer Taille, dann streifte er ihr Übergewand ab. Als sie in ihrer ganzen Schönheit neben ihm lag, erfasste ihn ein Taumel. Ihr Körper leuchtete wie eine Statue aus hellem Stein. Sie erschien ihm als etwas Übernatürliches, Einmaliges, das ihm in jedem Augenblick wieder genommen werden konnte. Er betrachtete sie nicht als eine Frau, die ihm mit einer zeremoniellen Handlung verheiratet wurde. Er führte das Zeremoniell selbst durch. Er spürte, dass es eine heilige Handlung war.
    Ergeben senkte er die Augen und berührte mit den Lippen ihre Stirn. Unendlich langsam setzte er diesen Weg über ihren Körper fort, als beschritte er zum ersten Mal ein neues Land. Er versuchte vergebens, sein wild schlagendes Herz zu beruhigen. Ihn

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