Im Bann des stolzen Wuestenprinzen
Unabhängigkeit und Selbstständigkeit entwickelt. Und doch sehnte sie sich nach Stabilität. Sie wollte ihrem Leben einen Sinn geben, wollte sich einer Gemeinschaft zugehörig fühlen und ihren Teil beitragen. Diese Zeit in Tarakhar sollte ihr bei der Entscheidung helfen, was sie in ihrem Leben ändern wollte.
Sie griff nach einer Aprikose, im gleichen Moment lehnte Amir sich vor. Ihre Hand stieß unabsichtlich gegen seine. Er zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt. Verwirrt verfolgte Cassie mit, wie seine Miene sich verhärtete. Er schaute düster und drohend drein, so als hätte sie eine Grenze überschritten.
Das hatte sie auch. Er war Aristokrat, gewöhnt an das Beste vom Besten. Und er war gezwungen, seine Privatgemächer mit einem ungewollten Gast zu teilen. Mit einer Frau, die er unter normalen Umständen nicht einmal wahrgenommen hätte.
Sie wartete darauf, dass er etwas sagen würde, irgendetwas, um die Situation zu entspannen. Doch er schwieg.
Cassie machte Anstalten, aufzustehen.
„Bleiben Sie!“ Es war keine Bitte, es war ein Befehl.
Amir hatte schon die Hand ausgestreckt, doch er fasste sie nicht an. Als ob es ihn beschmutzen würde, wenn er sie berührte. Cassie dachte daran, wie er sie hinter seinen Rücken geschoben und dort festgehalten hatte, als er der Reiterhorde die Stirn geboten hatte. Sie dachte daran, wie seine Hände über ihren Rücken gefahren waren, als er sie eingerieben und massiert hatte. Hatte er das nur mit Widerwillen getan? Hatte sie sich die zwanglose Kameraderie zwischen ihnen nur eingebildet? Hatte diese vielleicht sogar nur Verachtung maskiert?
Aus dem Nichts stürzte das alte Gefühl, minderwertig zu sein, auf sie ein. Sie konnte nicht mehr zählen, wie oft Menschen sich von ihr abgewandt hatten, sobald diese die Wahrheit über ihre Eltern erfuhren. Die Mädchen in dem Eliteinternat, die herausfanden, aus welchem Grund ihr Vater das horrend hohe Schulgeld bezahlte. Die Lehrer, die sie plötzlich mit abfälliger Neugier musterten. Die Eltern, die ihre Töchter anwiesen, sich von ihr fernzuhalten.
Der Kummer eines ganzen Lebens stieg an die Oberfläche, als sie von Amirs Hand in sein Gesicht schaute und dort ihrer Meinung nach nichts als Missbilligung und Zurückweisung las.
„Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden …“ Sie musste sich auf ihre gesamten darstellerischen Talente berufen, damit der Schmerz ihr nicht das Sprechen unmöglich machte. „Ich merke es, wenn ich nicht erwünscht bin.“
Wieder wollte sie aufstehen, doch starke Finger legten sich mit eisernem Griff um ihren Arm und zogen sie zurück auf die Kissen. Empört riss Cassie die Augen auf, seine Berührung stach wie heiße Nadeln in ihre Haut, und still schalt sie sich für die Dinge, die seine Nähe selbst in dieser Situation mit ihr anstellte. Sie starrte ihn an – wütend, verletzt und trotz allem neugierig.
„Das sind Sie.“
Sie verstand nicht, wovon er sprach. „Wie?“
„Sie sind … erwünscht.“
Die Worte hingen zwischen ihnen in der Luft. Es schien, als ob sie beide den Atem anhielten. Dann schluckte Cassie, und ihr Puls schnellte unter seinen Fingerspitzen in die Höhe. Sie musste daran denken, wie sich seine Hand an ihrer Hüfte angefühlt hatte, als er das alte Schloss aufgebrochen hatte, erinnerte sich an die Wärme seines Knies an ihrem Schenkel, und ihr Mund wurde trocken.
„Sie brauchen keine Rücksicht auf meine Gefühle zu nehmen“, sagte sie würdevoll.
„Ich verwende keine Plattitüden, Cassie. Was ich sage, meine ich ernst.“ Seine Brust hob sich und senkte sich schwer. „Sie sind in meinem Zelt herzlich willkommen.“ Er nahm ihre Hand. „Sehr herzlich.“
„Das ist wirklich nett von Ihnen, aber …“
„Das hat nichts mit Nettigkeit zu tun.“ Seine tiefe Stimme tropfte wie süßer Honig auf ihre Sinne. „Ich weiß gar nicht, wie man nett ist. Aber ich bin ein ehrlicher Mann. Sie können mir glauben, wenn ich sage, dass ich Sie will.“
Der Atem stockte ihr in den Lungen, als sie sich endlich erlaubte, das Glühen in seinen Augen zu deuten.
„Wollen“ im körperlichen Sinne. „Wollen“ auf die Art, der sie ihr gesamtes Leben ausgewichen war. Und doch … während er locker ihre Hand hielt und ihr direkt in die Augen schaute, war es nicht der vertraute Widerwille, den sie bei dieser Vorstellung verspürte, sondern … Erregung.
Noch vor wenigen Tagen hatte sie ein Messer gegen Amir erhoben, doch jetzt … Jetzt ergaben diese konstante
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