Im Bann des stolzen Wuestenprinzen
unterschwellige Strömung, dieses stetige Summen in ihr, sobald sie in seine Nähe kam, endlich Sinn. Zum ersten Mal in ihrem Leben begehrte sie. Begehrte einen Mann, den sie kaum kannte. Einen Mann, der ihr mehr Fürsorge und Interesse entgegenbrachte als jeder andere Mensch, den sie kannte.
„Schauen Sie nicht so fassungslos. Es kann nicht überraschend für Sie kommen. Sie sind eine schöne und faszinierende Frau.“ Sein Blick lag allein auf ihrem Gesicht, nicht auf ihrer Figur, fast so, als würde ihn etwas anderes mehr interessieren als nur ihr wohlgeformter Körper.
„Ich … normalerweise …“ Cassie schüttelte den Kopf. Ihr fehlten die Worte. Ausgerechnet ihr, die sie doch genügend Erfahrung damit hatte, wie man derartige Angebote mit einem schnippischen Kommentar abwehrte. Doch diese Situation war anders. Es war Amir, bei dem sie zum ersten Mal die Sehnsucht nach Intimität verspürte. Das war es nämlich, dieses Nagen und Ziehen tief in ihr. Der drängende Wunsch, ihn zu berühren und sich eng an ihn zu schmiegen. Kein Wunder, dass sie in den letzten Tagen fast die Zeltwände hochgegangen wäre! Es war nicht das Eingesperrtsein, das sie aufrieb und rastlos machte … Amir ging ihr unter die Haut!
Er gab ihre Hand frei, und ihr kam es vor, als hätte sie etwas verloren. „Keine Angst, Cassie, Sie stehen unter meinem Schutz. Ich will Sie, ja, dennoch sind Sie bei mir sicher. Selbst vor mir.“
Cassie wollte schon den Mund öffnen und ihm ihre Gefühle gestehen – dass sie in den letzten Tagen fast verrückt geworden war, dass das Verlangen stetig in ihr gewachsen war, dass sie mehr als nur das Bett mit ihm teilen wollte. Doch dann schüttelte sie nur stumm den Kopf. Sie hatten sich ja nicht einmal geküsst, kannten einander kaum … Und doch ließen sich diese mächtigen Empfindungen nicht bestreiten.
Es waren Empfindungen, die sie ängstigten. Als sie heranwuchs, hatte sie den Lebensstil ihrer Mutter mehr und mehr verachtet. Hatte die Männer verachtet, die ihre Mutter benutzten, um dem eigenen Ego zu schmeicheln und sexuelle Bedürfnisse zu befriedigen. Diese Erfahrungen hatten Cassies Verhalten gegenüber dem anderen Geschlecht beeinflusst.
Noch nie hatte sie eine solche Sehnsucht für einen Mann verspürt. War nur die erzwungene Nähe dafür verantwortlich? Eine Variante des Stockholmsyndroms? Machten Gefahr und Isolation sie empfänglich für den Retter statt für den Entführer? Wie sollte sie wissen, ob das, was sie fühlte, echt war?
Und doch war das heiße Pulsieren ihres Blutes real. Es hielt sie gefangen zwischen banger Furcht und Aufregung.
Sie nahm ihren Mut zusammen und streckte die Hand aus, legte die Finger auf seine Faust, die er auf seinem Schenkel so fest geballt hatte, dass die Knöchel weiß hervortraten.
„Fassen Sie mich nicht an, Cassie.“ Bei seinem scharfen Ton zog sie die Hand sofort wieder zurück. „Es kostet mich schon jetzt übermenschliche Anstrengung, mein Wort zu halten. Machen Sie es mir nicht noch schwerer.“
Er sagte es so kühl, dass ihr Zweifel kamen, ob die ganze Sache nicht nur ein Bluff war. Dass er aus irgendeinem Grund nur vorgab, sie zu begehren. Doch sie hatte die Anspannung in ihm durchschimmern sehen, als sie ihn berührt hatte.
Amir begehrte sie. Und sie wollte ihn auch!
Doch sie wäre eine Närrin, würde sie diesem gefährlichen Verlangen nachgeben, ganz gleich, wie stark und verlockend es auch war.
5. Kapitel
„Sie spielen gut Schach.“
Cassies Gesicht strahlte bei dem Lob, dann wandte sie hastig den Blick ab, als wäre ihr das Kompliment peinlich.
Mit jeder Stunde wurde sie lebendiger und damit schöner. Es war gerade so, als wäre eine Flamme in ihr entzündet worden, die sie von innen heraus leuchten ließ. Und diese Flamme zog Amir wie die Motte zum Licht.
Wie sollte ein Mann da widerstehen können?
Eigentlich müsste es einfach sein. Er hatte ihr seine Leidenschaft gestanden, und sie hatte kein Wort gesagt, um ihn zu ermutigen. Damit blieb sie tabu für ihn.
Durch die Entführung mitgenommen, war es kein Wunder, dass Cassie kein Interesse hatte, das Potenzial dieser Anziehungskraft zu erkunden. Er hätte seine Gefühle nicht preisgeben dürfen. Aber ihre Eröffnungen über ihre Eltern hatten ihn aus dem Gleichgewicht gebracht. Das Mitleid für sie hatte ihn überrumpelt, weil er den Schmerz erkannte, den sie hinter ihrer Courage verbarg.
Amir selbst war weit entfernt von seiner tarakharischen Familie aufgewachsen. Es
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