Im Bann des stolzen Wuestenprinzen
gegeben, mit denen sie versucht hatte, ihre Ängste zu verlieren, doch ohne Erfolg. Keinem war es gelungen, die Barrieren zu durchbrechen, die mit der Zeit immer höher geworden waren.
Noch nie hatte Cassie sich einem Mann hingegeben. Niemand hatte sie auf eine Reise der sinnlichen Freuden mitgenommen, so wie jetzt Amir. Sein Geschmack mischte sich mit seinem Duft und hüllte ihre Sinne ein. Seine Hände streichelten sie zart, doch sein Körper war so hart. Rastlos bewegte sie sich auf ihm, eine unbekannte Sehnsucht hatte Besitz von ihr ergriffen und ließ sie schwindeln.
Mit den Händen glitt sie zu seinen Schultern, strich über die seidige heiße Haut. Als sie die Fingerspitzen an sein Kinn legte, fühlte sie die rauen Bartstoppeln, die so wunderbar an ihren Lippen kitzelten.
Sie wollte mehr, und Amir gewährte ihr mehr. Zusammen mit ihr rollte er sich herum, sodass sie jetzt auf dem Rücken lag. Zum ersten Mal spürte sie das Gewicht eines Mannes auf sich, zum ersten Mal wollte sie, dass ein Mann ihre Brust berührte. Das Blut rauschte ihr in den Ohren, und in ihrem Innern löste sich ein Druck, der ihr bis dahin nie aufgefallen war. Sie fühlte sich frei und lebendig wie nie zuvor.
„Bitte“, wisperte sie und wusste doch gar nicht, worum sie bat, wusste nur, dass sie mehr brauchte.
Einen Wimpernschlag später umfasste Amir ihre Brust, und köstliche Hitze schoss in ihr auf. Ein tiefes Stöhnen stieg aus seiner Kehle, seine Finger liebkosten sanft und erfahren die feste Rundung …
Plötzlich schien Cassie nicht mehr atmen zu können, das Vergnügen, das sie vorhin noch empfunden hatte, wich einer erstickenden Angst.
Sie riss die Augen auf. In ihrer Erinnerung tauchte ein Bild auf: sie selbst, an eine Tür gedrückt und begrapscht von einem Mann, der eben erst aus dem Schlafzimmer der Mutter gekommen war. Sie hörte wieder das anzügliche Lachen, roch den alkoholgetränkten Atem …
Sie musste hier weg, aber sie konnte sich nicht befreien, war hilflos gegen den großen Mann. Sie wehrte sich mit aller Kraft, trat um sich, stieß gegen die stahlharten Schultern. Ein panisches Schluchzen kam über ihre Lippen … und plötzlich war sie frei.
Hektisch wich sie in die äußerste Ecke des Betts, schlang die Arme um die angezogenen Knie. Nach einer Weile klärte sich der Nebel vor ihren Augen, sie bekam wieder Luft. Als sie den Kopf drehte, sah sie Amir auf der anderen Bettseite sitzen. Er hatte die Finger in das Haar geschoben und hielt sich den Kopf. Seine Schultern hoben und senkten sich von den heftigen Atemzügen, und Cassie sah auf die roten Striemen, die ihre Fingernägel auf seiner Haut hinterlassen hatten.
Sie erstarrte. Was war soeben passiert? Im einen Moment hatte sie noch endlose Sehnsucht nach Amir verspürt, und im nächsten überfiel sie klaustrophobische Panik.
„Alles in Ordnung?“ Er drehte den Kopf und sah sie besorgt an.
Stumm nickte sie, sie konnte nicht sprechen, zitterte am ganzen Leib. Sie fror erbärmlich, obwohl sie doch vor wenigen Momenten noch in Flammen gestanden hatte.
„Ich …“ Er fuhr mit der Hand durch die Luft. Cassie wusste nicht, ob die Geste Frustration oder Ärger ausdrückte. „Sieh mich nicht so an, Cassie!“ Er stand auf, entfernte sich von ihr, um seinen Umhang zu holen. Als er sich wieder zu ihr umwandte, wirkte sein Gesicht wie aus Stein gemeißelt.
„Ich muss mich entschuldigen.“ Er machte einen Schritt vor, blieb stehen. „Es wird nicht wieder passieren. Ich dachte, du wolltest …“ Er brach ab und schüttelte den Kopf. „Du bist vor mir sicher.“
Schuldgefühle überkamen Cassie. Ja, sie hatte gewollt. „Es ist nicht deine Schuld“, erwiderte sie heiser. „Ich …“
Ihre Stimme erstarb, als er sich abrupt mit wehendem Umhang umdrehte. „Schlaf jetzt, Cassie. Niemand wird dich stören.“ Damit verließ er das Zelt, barfuß, aber in königlicher Haltung.
Cassie blieb allein mit ihren Gedanken zurück. Und noch nie hatte sie sich sehnlicher gewünscht, nicht alleine zu sein.
6. KAPITEL
Der Kies stach in seine Fußsohlen, doch Amir bemerkte es kaum. In seinem Kopf lief die Szene mit Cassie immer und immer wieder ab. Die blanke Panik hatte in ihren Augen gestanden.
Hatte er sich denn so geirrt?
Ja, es stimmte, sie hatte noch halb geschlafen, als er sie dazu hatte bringen wollen, sich zu bewegen. Und ja, er war eindeutig erregt gewesen, als er da unter ihr gelegen und seinen Gedanken freien Lauf gelassen hatte. Und nochmals ja, ihm
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